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Samstag, 19. Juli 2025

Prof. Ulrich Bruhnke

Prof. Ulrich Bruhnke

Ingenieurskunst für die Energiewende

Ulrich Bruhnke, Maschinenbauingenieur und Honorarprofessor, war jahrzehntelang in Führungspositionen bei Mercedes, AMG und in der Zulieferindustrie tätig. Heute bringt er sein Wissen bei der Firma Obrist ein. Sein Ziel: Technologien zur CO₂-Reduktion, die wirtschaftlich skalierbar sind. Im Zentrum steht ein neues Konzept der Elektromobilität – das serielle Hybridfahrzeug – das bezahlbar, ressourcenschonend und zugleich emissionsarm sein soll.

Das ganze Video auf YouTube Ulrich Bruhnke

Serielle Hybridtechnik: Der kleine Motor macht den Unterschied

Das serielle Hybridfahrzeug ist ein Elektroauto, bei dem ein kleiner, effizienter Zweizylinder-Motor bei Bedarf die Batterie lädt. Der Clou: Der Verbrennungsmotor läuft nur im optimalen Betriebspunkt und wird vorher erwärmt, wodurch Emissionen drastisch reduziert werden. Kaltstarts – Hauptquelle von Schadstoffen – entfallen. Dadurch lässt sich Elektromobilität mit kleinerer Batterie, geringerer Rohstoffbelastung und günstigerem Preis realisieren. Ein Beispiel: Ein modifiziertes Tesla Model Y ließe sich so laut Bruhnke für rund 22.000–24.000 € herstellen.

Methanol als Schlüssel zur CO₂-negativen Energie

Ein zentrales Element des Obrist-Konzepts ist synthetisches Methanol, das CO₂-negativ hergestellt wird – aus Luft-CO₂ per „Direct Air Capture“ und mit Sonnenstrom aus Wüstenregionen. Die so erzeugte Energieform sei günstig, speicherbar und transportfähig. Bestehende Infrastruktur wie Tanklaster oder Pipelines kann weitergenutzt werden. Das Methanol dient nicht nur als Fahrzeugtreibstoff, sondern kann auch die chemische Industrie oder Heizsysteme versorgen – mit positiver CO₂-Bilanz.

Vom Sonnenstrom zur globalen Industrie

Die Produktion in solaren Wüstenregionen verspricht laut Bruhnke extrem günstige Strompreise (unter 1 ct/kWh). Das mache die Herstellung von CO₂-neutralem Methanol wirtschaftlich – auch im Vergleich zu fossilen Varianten. Die Perspektive: Exportfähige Energieprodukte aus Regionen, deren Öl irgendwann nicht mehr verkäuflich ist. Damit könnten neue Einnahmequellen entstehen. Ein Vorteil für Produzentenländer, aber auch für Industriegesellschaften, die neue Energieträger brauchen.

Mehr als Mobilität: Werkstoffe, Beton und Baustoffrevolution

Ein Nebeneffekt der Methanol-basierten CO₂-Extraktion: Kohlenstoff wird als Nebenprodukt abgeschieden – verwendbar u.a. für Carbonfasern. Diese können etwa in Carbonbeton zum Einsatz kommen, der bei gleicher Stabilität deutlich weniger Zement benötigt. Da die Zementherstellung ca. 7–8 % des weltweiten CO₂-Ausstoßes verursacht, wäre das eine massive Einsparung. Bruhnke sieht darin einen Baustein für eine CO₂-negative Bauwirtschaft.

Klimaneutralität mit Ingenieurverstand – aber ohne Verbote

Zum Schluss warnt Bruhnke vor einem überregulierten Weg in die Klimaneutralität. Statt pauschaler Verbote brauche es technologieoffene Rahmenbedingungen, die CO₂-Vermeidung belohnen – unabhängig vom Weg dorthin. Methanol aus erneuerbaren Quellen könnte z.B. Heizsysteme klimaneutral machen, wo Wärmepumpen ungeeignet sind. Wichtig sei, dass Politik, Ingenieurwesen und Recht enger zusammenarbeiten, um realistische und effektive Lösungen umzusetzen.

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