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Samstag, 18. Januar 2025

Tom Klein im Energiegespräch

Zusammenfassung des Energiegesprächs mit Tom Klein

Das vollständige Energiegespräch mit Tom Klein auf YouTube.

1. Tom Kleins Weg von Kanada nach Deutschland

Tom Klein, geboren und aufgewachsen in Toronto, kommt als Kind von deutschen Auswanderern bereits früh mit der deutschen Sprache und Kultur in Kontakt. Obwohl er in Kanada zunächst eine akademische Laufbahn einschlägt – studiert u. a. Psychologie, Politik, Philosophie und Literatur und doziert an der Universität – zieht es ihn 1989 nach Deutschland. Hierzulande findet er schließlich sein berufliches Zuhause als Coach und Transformationsberater für Unternehmen.
Seine Entscheidung, Kanada zu verlassen, ist vorwiegend durch ein anhaltendes Gefühl geprägt, in Nordamerika „anders“ zu sein. Dieses „Anderssein“ führt er auf die kulturelle Prägung durch seine Eltern und deren Sprache zurück. Anders als viele Akademiker in Deutschland, die klassisch „topdown“ unterrichten, versucht er stets, sein Wissen in partizipativen Lehr- und Coaching-Formen zu vermitteln. Seine berufliche Tätigkeit ermöglicht es ihm, Elemente beider Kulturen zu verbinden: die Offenheit und Dynamik Kanadas mit der gründlichen, strukturierten Denkkultur Deutschlands.

2. Was ist Transformation? – Zwischen evolutionärer Verbesserung und Systemwechsel
Ein zentrales Motiv in Tom Kleins Arbeit ist die Begleitung und Initiierung von Transformationsprozessen. Er unterscheidet dabei zwischen Veränderungen „erster Ordnung“ und Veränderungen „zweiter Ordnung“. Letztere beschreibt er als systemische Transformation: Sie erfordert das Loslassen alter Muster, um gänzlich neue Wege zu gehen. Genau darin liegt die eigentliche Herausforderung für Unternehmen, aber auch für politische Systeme.
In seinen Ausführungen wird deutlich, wie oft Veränderungsbemühungen in Unternehmen an widerstrebenden Strukturen oder festgefahrenen Denkmustern scheitern. Etwa wenn eine IT-Abteilung bereits agil und schnell reagieren möchte, aber Controlling, Personalwesen (HR) und Vorstand nach wie vor klassisch-hierarchische Methoden anwenden. Das Resultat sind oftmals Blockaden und Inkompatibilitäten. Klein betont, dass ein wahrer Transformationsimpuls zwar häufig „top down“ initiiert wird, die eigentliche Dynamik jedoch von unten her – also „bottom-up“ – wachsen muss.

3. Digitale Disruption, Unternehmenskultur und politische Steuerung
Ein Schlüsselbeispiel für tiefgreifende Transformationen bildet die Autoindustrie: Lange Zeit galten deutsche Hersteller weltweit als vorbildlich für Ingenieurskunst und Qualitätsstandards. Doch mit dem Aufkommen von Tesla sowie digitaler Vernetzung und Software-getriebenen Geschäftsmodellen haben viele deutsche Autobauer den Anschluss an neue Technologien, insbesondere die Digitalisierung, verschlafen. Die bestehenden linearen Denk- und Planungsprozesse – basierend auf inkrementellen Verbesserungen – treffen auf eine exponentielle Veränderungsgeschwindigkeit, der mit herkömmlichen Methoden kaum beizukommen ist.
Klein verweist auf die Versäumnisse in Deutschland, die bereits mit dem Internet- und Laptop-Boom begannen. Die großen Hardware-Wellen, Social-Media-Plattformen und nun die dritte Welle Künstlicher Intelligenz fanden und finden meist anderswo statt. Obwohl hierzulande Spitzenforschung betrieben wird, fehlt häufig das politische und wirtschaftliche Ökosystem, um aus Innovation auch marktstarke Produkte zu formen. Deutlich wird zudem, dass Kontrollbestrebungen seitens Politik und Management – etwa durch immer neue Kennzahlen, Auflagen und Verbote – in Zeiten hoher Komplexität kontraproduktiv sein können. Sie erzeugen mehr Gegenkräfte und lähmen die eigentliche Vitalität und Innovationskraft der jeweiligen Organisation oder Gesellschaft.

4. Energiepolitik und deutsche Industrie: Ein kritischer Blick
Im Gespräch geht es ausführlich um die deutsche Energiewende. Aus Kleins Sicht krankt sie an einem angstgetriebenen Narrativ und einem autoritär anmutenden Vorgehen von oben. Statt einer praxisorientierten „Phasen-Lösung“ mit parallel voranschreitendem Ausbau verschiedener Technologien (einschließlich Kernenergie als emissionsarme Grundlastquelle) habe Deutschland auf einen radikalen Ausstieg aus der Kernkraft gesetzt. Gleichzeitig bleiben zentrale Fragen der Netzstabilität und bezahlbaren Energie ungelöst.
Das Resultat seien hohe Strompreise und Unsicherheit: Wichtige Industrien wie Chemie, Stahl, Automobilproduktion und Maschinenbau – alle basierend auf günstiger und verlässlicher Energie – geraten zunehmend unter Druck. Als besonders problematisch beurteilt Klein, dass eine Vielzahl der neuen Technologien (Solaranlagen, Batterien etc.) nicht in Deutschland, sondern im Ausland hergestellt wird. Damit ist kein nationaler Aufschwung verbunden, sondern oftmals eine Netto-Belastung durch teure Importe und zusätzliche Verschuldung für Subventionen.
Daran zeigt sich nach Kleins Einschätzung auch ein Mangel an angemessenem Umgang mit Komplexität: Ein (politischer) Glaube, durch immer mehr Vorschriften und Verbote könne man Großsysteme wie Wirtschaft und Gesellschaft kontrollieren, offenbart sich in der Praxis als Irrglaube. Es fehle an pragmatischen, gestaltenden Impulsen und einer breiten Einbindung sämtlicher Akteure.

5. Chancen, Risiken und Perspektiven – Vom Freiraum zur Vitalität
Trotz der kritischen Diagnose benennt Klein Ansätze, die Mut machen können. Er greift das Bild einer „somatischen Psychologie“ auf, nach der jedes System – ob Mensch, Unternehmen oder Gesellschaft – grundsätzlich voller Vitalität ist. Die entscheidende Frage lautet: „Wie viel Kraft, wie viel Vitalität ist das System bereit auszuhalten?“
Dafür müssten jedoch „Pflöcke der Kontrolle“, also überbordende Vorschriften und Angst-gesteuerte Verbotsmentalität, gelockert oder beseitigt werden. Statt topdown-Steuerung und rigoroser Markteingriffe bräuchte es Raum für Experimente, dezentrale Innovation und pragmatische Umsetzungen. Im Idealfall setzt man gezielt Anreize (z. B. kostengünstiger Strom, steuerliche Erleichterungen für Forschung), ohne die Wirtschaft mit Verboten und Bürokratie zu ersticken.
Gerade in hochkomplexen Fragestellungen wie der Klimapolitik oder Digitalisierung plädiert Klein für eine verantwortungsvolle, aber weniger angstgeleitete Haltung: Der Staat solle eher Impulse anstoßen, Rahmenbedingungen vereinfachen und „Sammelbewegungen“ erlauben, bei denen Forschung, Industrie und Gesellschaft gemeinsame Visionen entwickeln. Verbote und strenge Kontrolle seien langfristig kontraproduktiv und würden Abwanderung, Populismus und Spaltung fördern.

Abschließend bleibt der Appell, dass es möglich ist, Transformationsprozesse zum Gelingen zu bringen. Hierfür müssten einerseits Politik und Verwaltung ihre allzu enge Steuerungsmentalität aufgeben, andererseits Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen die Verantwortung für Gestaltung und Innovation selbstbewusster annehmen. So wie der einzelne Mensch durch riskante Erfahrungen wachsen kann, so können Wirtschaft und Gesellschaft jenseits starrer Vorschriften eine neue Form von Vitalität erlangen – sofern man sie lässt.

Die vollständige Liste aller Energiegespräche finden Sie hier: https://energiespeicher.blogspot.com/p/energiegesprache-mit-eduard-heindl.html

Samstag, 9. November 2024

Dr. Sandra Kostner

Dr. Sandra Kostner im Gespräch mit Eduard Heindl

Das vollständige Gespräch mit Sandra Kostner auf YouTube

1. Politisch beeinflusste Forschungsförderung und Wissenschaftsfreiheit

Die Diskussion beginnt mit dem Hinweis darauf, dass Forschungsförderung oft durch politische Zielsetzungen geprägt ist. Wissenschaftler stehen dabei vor der Entscheidung, sich darauf einzulassen oder nicht, was zur Problematik führt, dass Forschung teilweise von der Politik beeinflusst wird. Dies wird mit allgemeinen Fragen zur Wissenschaftsfreiheit verknüpft, wobei betont wird, wie wichtig Unabhängigkeit und offene Erkenntnis für eine funktionierende Wissenschaft sind.

2. Soziologische Perspektiven: Identitätslinke und gesellschaftliche Normen

Dr. Sandra Kostner erläutert ihre Forschung zur Identitätspolitik und der sogenannten „identitätslinken Läuterungsagenda“. Sie schildert, wie identitätspolitische Bewegungen traditionelle soziale Fragen in den Hintergrund gedrängt haben. Diese Bewegungen, die ursprünglich aus Bürgerrechtskämpfen hervorgegangen sind, setzen stark auf kollektive Identitäten und Moralisierung. Kostner sieht eine problematische Entwicklung hin zu normierten Meinungen und zur Stigmatisierung Andersdenkender.

3. Universitätskulturen: Ein Vergleich zwischen Deutschland und Australien

Der Unterschied zwischen deutschen und australischen Universitäten wird angesprochen, insbesondere der Wettbewerbsdruck in internationalen Rankings und der Einfluss auf die Forschungskultur. Kostner hebt hervor, wie dieser Druck die Qualität und Innovation von Forschung gefährden kann, wenn wissenschaftliche Errungenschaften vor allem nach Kennzahlen bewertet werden. Der Fokus liegt auf der Auswirkung neoliberaler Reformen und der Output-Orientierung an Universitäten.

4. Migration, Integration und kulturelle Konflikte

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Migration und der Integration unterschiedlicher Kulturen in die Gesellschaft. Kostner vergleicht historische und aktuelle Herausforderungen in Australien und Deutschland und beschreibt, wie Migration mit politischen und kulturellen Spannungen einhergeht. Die Debatte um Assimilation, Integration und kulturelle Unterschiede wird beleuchtet. Sie diskutiert die verschiedenen Ansätze im Umgang mit Einwanderung und kulturellen Minderheiten und die Rolle der Politik.

5. Klimawandel und ideologische Einflüsse auf die Wissenschaft

Ein zentraler Aspekt des Gesprächs ist die Verquickung von Wissenschaft und Politik im Rahmen des Klimawandels. Kostner kritisiert, dass politische Agenden die Richtung der wissenschaftlichen Forschung beeinflussen und dabei oft eine Moralisierung der Debatte stattfindet. Die Diskussion zeigt auf, wie bestimmte ideologische Vorstellungen, z.B. im Bereich erneuerbarer Energien, wissenschaftliche Ergebnisse und deren gesellschaftliche Rezeption prägen können. Dies steht in einem Spannungsfeld mit technologieoffenen Ansätzen und einem objektiven wissenschaftlichen Diskurs.

Vollständige Liste aller Gespräche:

https://energiespeicher.blogspot.com/p/energiegesprache-mit-eduard-heindl.html


Samstag, 7. September 2024

Dirk Specht

 Gespräch mit Dirk Specht 

Das Gespräch mit Dirk Specht, einem Experten in verschiedenen Branchen und einem erfahrenen Aufsichtsratsmitglied, bietet eine tiefgehende Analyse der aktuellen Herausforderungen und Chancen, insbesondere in Bezug auf Energiepolitik, Technologieentwicklung und strategische Entscheidungen. Im Folgenden werden die wichtigsten Themen und Erkenntnisse aus dem Gespräch zusammengefasst.

Das vollständige Gespräch mit Dirk Specht auf YouTube


Einleitung: Hintergrund und Expertise

Dirk Specht ist ein vielseitiger Experte, der in verschiedenen Branchen als Geschäftsführer und Vorstand tätig war. Er hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit dem Thema Energie auseinandergesetzt, was durch seine Rolle in einem Aufsichtsratsmandat angestoßen wurde. Seine anfängliche Skepsis gegenüber erneuerbaren Energien wandelte sich, als er die technologischen Fortschritte in der Wind- und Solarenergie erkannte.

Energiepolitik und globale Trends

Specht analysiert die aktuelle Energiepolitik in Deutschland und Europa und stellt fest, dass viele Diskussionen über Energiepreise und Versorgungssicherheit mehr mit Marktstrukturen und politischen Maßnahmen als mit der eigentlichen Technologie zu tun haben. Er weist darauf hin, dass die Energiepreise global sinken und die Versorgungssicherheit durch erneuerbare Energien verbessert wird. Er betont die Notwendigkeit, sich an globalen Benchmarks zu orientieren und die strukturellen Unterschiede zwischen Regionen zu berücksichtigen.

Die Zukunft der Energieversorgung

Ein zentrales Thema des Gesprächs ist die Zukunft der Energieversorgung. Specht betont, dass die Herausforderung nicht nur darin besteht, erneuerbare Energien zu fördern, sondern auch die gesamte Infrastruktur und die Systemkosten zu berücksichtigen. Er hebt hervor, dass in den USA und China pragmatisch vorgegangen wird, indem neue Technologien inkrementell eingeführt und bestehende Strukturen schrittweise angepasst werden. Europa hingegen neigt dazu, langfristige Pläne zu erstellen, ohne die Flexibilität zu haben, auf technologische Entwicklungen schnell zu reagieren.

Innovationsstrategien und Disruptionen

Specht diskutiert die Herausforderungen, die mit technologischen Disruptionen einhergehen, und weist darauf hin, dass etablierte Unternehmen oft Schwierigkeiten haben, sich an neue Technologien anzupassen. Er nennt das Beispiel der Automobilindustrie, wo traditionelle Hersteller wie Volkswagen, BMW und Daimler Schwierigkeiten haben, mit der Elektromobilität Schritt zu halten. Im Gegensatz dazu haben Unternehmen wie Tesla durch ihre Innovationsbereitschaft und die Fähigkeit, sich schnell anzupassen, einen erheblichen Vorteil erlangt.

Die Rolle von Staat und Markt in der Technologieentwicklung

Ein weiterer Schwerpunkt des Gesprächs ist die Rolle des Staates in der Technologieentwicklung. Specht argumentiert, dass der Staat nicht nur regulieren, sondern auch strategisch fördern sollte. Er betont, dass in den USA und China der Staat eine viel aktivere Rolle spielt, indem er nicht nur reguliert, sondern auch gezielt in bestimmte Technologien investiert und die Entwicklung ganzer Industrien fördert.

Der europäische Kontext: Herausforderungen und Lösungen

Specht hebt hervor, dass Europa vor besonderen Herausforderungen steht, insbesondere im Hinblick auf die Fragmentierung der Märkte und die mangelnde Finanzierung von Innovationen. Er argumentiert, dass europäische Lösungen erforderlich sind, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können. Die Notwendigkeit einer strategischen und umfassenden Herangehensweise wird betont, um Wertschöpfungsketten aufzubauen und Technologien zu fördern, die langfristig erfolgreich sein können.

Der Umgang mit Daten: Chancen und Risiken

Ein zentrales Thema des Gesprächs ist der Umgang mit Daten, insbesondere im Kontext von Künstlicher Intelligenz (KI) und Gesundheitstechnologien. Specht kritisiert die restriktiven Datenschutzbestimmungen in Europa, die die Entwicklung und Anwendung von KI behindern. Er betont, dass Daten der Schlüssel zur Entwicklung und Optimierung von KI-Systemen sind und dass Europa Gefahr läuft, in diesem Bereich den Anschluss zu verlieren, wenn die regulatorischen Rahmenbedingungen nicht angepasst werden.

Schlussfolgerungen und Ausblick

Dirk Specht schließt das Gespräch mit einer kritischen Reflexion über die strategischen Entscheidungen, die Europa in den kommenden Jahren treffen muss. Er betont die Notwendigkeit, pragmatischer und flexibler zu handeln, insbesondere im Umgang mit neuen Technologien und der globalen Konkurrenz. Europa müsse sich auf seine Stärken besinnen und gleichzeitig bereit sein, neue Wege zu gehen, um in einer sich schnell verändernden Welt wettbewerbsfähig zu bleiben.

Zusammenfassung

Das Gespräch bietet wertvolle Einblicke in die Herausforderungen und Chancen, die sich aus technologischen Disruptionen, der Energiepolitik und der Rolle des Staates in der Wirtschaft ergeben. Dirk Specht plädiert für eine strategische und umfassende Herangehensweise, um die Zukunft Europas in einer globalisierten Welt zu sichern. Die zentrale Botschaft ist, dass Innovation und Anpassungsfähigkeit entscheidend sind, um langfristig erfolgreich zu sein.

Liste aller Gespräche:

https://energiespeicher.blogspot.com/p/energiegesprache-mit-eduard-heindl.html

Freitag, 6. Januar 2023

Professor Eberhardt im Energiegespräch

 Professor Dr. Wolfgang Eberhardt

im Energiegespräch mit Prof. Dr. Eduard Heindl

Wenige Menschen haben sich im Lauf des Lebens so intensiv mit Energiefragen beschäftigt wie Prof. Eberhardt. Er hat über zehn Jahre in der Forschung bei Exxon in den USA gearbeitet, hat beim Energieprogramm der US-Regierung von Obama mitgewirkt.
Auch seine weiteren Aktivitäten sind beeindruckend: Seit 1998 ALS Berkeley, Science Advisory Committee. Seit 2003 Vorstandsmitglied IGAFA. Seit 2003 Ehrendoktor der Universität Uppsala (Schweden). Seit 2005 Photon Science Committee DESY. Seit 2005 SSRL (Stanford, USA) Science Advisory Panel. 2007 Chair VUV-XV-Conference Berlin. Seit 2008 Pohang Acc. Lab, Science Advisory Committee. Seit 2009 NSRRC, Taiwan, Science Advisory Committee. Sprecher IGAFA

Im Gespräch haben wir Aspekte der amerikanischen Energiepolitik betrachtet. Wir sind auf Fragen der Energieversorgung für den Verkehr eingegangen und haben die Problematik des Klimawandels und der CO₂-Abscheidung angesprochen. Aber sehen Sie selbst:

YouTube Kanal: @eduardheindl


Bisherige Videos:

  1. Professor Ganteför, Wohlstand, Energie, CO₂, Kernenergie
  2. Professor Eberhard, USA, Energieverbrauch, Solarenergie
  3. Dr. Nico Wehrle, Energiespeicher und Kosten
  4. Professor Münch, Energieforschung, Wind, Wasserstoff 
  5. Robert Werner, Wärmewende, Stadtwerke, Politik

Übersicht: Energiegespräche

Freitag, 7. März 2014

Speicherproblem, Erdgas, Krim und Putin

Energiespeicher ohne Erdgas

Will man die Energiewende, und das will zumindest die Bevölkerung in Deutschland, dann muss man die Schwankungen der Erneuerbaren Energiequellen, wie Windenergie und Solarenergie, ausgleichen. Das einfachste Mittel ist, sofern man noch in der Umstellungsphase ist, dass man bestehende Kraftwerke abschaltet, während viel erneuerbare Energie im Netz ist.

Vorbild USA

In den USA basiert die Stromversorgung zu über 40% auf Erdgaskraftwerken, im Vergleich, bei uns sind es 7%. Fällt also in den USA viel Windstrom oder Solarstrom an, und inzwischen ist 60GW Windenergie am Netz, dann können problemlos die entsprechenden Erdgaskraftwerke abgeschaltet werden. 
Erdgaskraftwerke bestehen im Wesentlichen aus einer Turbine, ähnlich wie am Flugzeug, und eine Turbine kann sehr schnell, innerhalb von Minuten, die Leistung massiv verändern.
Daher ist in den USA das Energiespeicherproblem bei der Einführung der fluktuierenden erneuerbaren Energien nicht sehr groß. 
Der Erfolg dieses Vorgehens ist bemerkenswert, die USA konnte ihren CO2 Ausstoß in den letzten Jahren reduzieren!
34 Prozent des deutschen Erdgas kommen aus Russland (Quelle: Wirtschaftsverband Erdgas)

Problem Deutschland

In Deutschland werden 34% des Erdgas aus Russland importiert, und im wesentlichen zur Wärmeerzeugung verwendet. Man hat bewusst darauf verzichtet, diesen Energieträger stark in der Stromerzeugung einzusetzen. Damit hat man in einer Zeit, wie der Krimkrise, den Vorteil, dass man Strom aus Braunkohlekraftwerken erzeugen kann. Das ist aber keine Lösung, wenn man etwas weiter denkt. Erneuerbare Energien werden immer Schwankungen unterliegen. Ein Braunkohlekraftwerk kann man aber nicht eben so mal abschalten, allein das "Anzünden" kostet dann 50.000€. Folge, Deutschland hat den CO2 Ausstoß in den letzten Jahren vergrößert!

Speicher statt Putin?

Will man das Problem der Abhängigkeit bei der Energieversorgung lösen und zugleich nicht massiv die Welt mit CO2 verschmutzen und das Land im Braunkohletagebau versinken lassen, dann gibt es nur eine Lösung:
Erneuerbare Energien plus Speicher!
Die Erneuerbaren liefern inzwischen so viel Strom, dass es an manchen Tagen bereits mehr Strom gibt, als in Deutschland verbraucht werden kann. Ein Blick auf die EEX Börse ist da immer sehr lehrreich.
Diesen Überschuss an Strom muss man einspeichern, dafür eignet sich im großem Maßstab nur das Konzept des Pumpspeichers, da nur mit ihm 80% Wirkungsgrad möglich sind. Auf keinen Fall Power to Gas, dort werden 75% des Stroms beim Speichern vernichtet (Wirkungsgrad 25%).

Lageenergiespeicher statt Pumpspeicherkraftwerke

Da der Bau großer Pumpspeicher in Deutschland schlecht möglich ist, kann man den Lageenergiespeicher einsetzen, der mit gleicher Technik bezüglich Pumpen und Turbinen arbeitet. Dabei wird jedoch eine große Felsmasse hydraulisch mit Wasser angehoben. 
Der Lageenergiespeicher

  • Wenig Geländeverbrauch
  • Wenig Wasserbedarf
  • Hoher Wirkungsgrad (80%)
Sind die entscheidenden Vorteile dieses Konzepts.
Ich hoffe daher sehr, dass mit der Krimkrise die Menschen aufwachen und verstehen wie wichtig effiziente und zukunftssichere Speicher für Strom sind.

Zum Weiterlesen


Samstag, 5. Oktober 2013

US Energiespeicherkonferenz

Energy Storage North America 2013

Vom 10-12 September fand in diesem Jahr die Energy Storage North America  in San Jose, CA, statt. Es ist die Partnermesse der Energy Storage Düsseldorf, zu der ich bereits einen Blogbeitrag beschrieben habe.

Zunehmend Solarenergie

In den USA wächst der Anteil der Erneuerbaren Energien, insbesondere PV in Kalifornien, das führt zur sogenannten "Duck Curve" wie die phantasievolle Bezeichnung für die Stromlast mit Solarenergie genannt wird.
Die "Duck Curve", rechts Carla Peterman, California Public Utilities Commission
Commissioner
Zwischen 17 und 19 Uhr steigt der Strombedarf extrem an, wenn die Sonne untergeht und zugleich alle von der Arbeit Nachhause kommen und die Klimaanlage auf höchste Stufe stellen. Um dieses Problem zu adressieren, sollen bis 2020 in Kalifornien 1300MW Speicherleistung installiert werden. Maximal darf ein Speicher 50MW haben, damit kein Pumpspeicher gebaut wird. Pumpspeicher sind in Kalifornien bei der Bevölkerung offenbar unbeliebt. Andererseits werden dadurch auch neue Technologien wie der Lageenergiespeicher verhindert, die erst ab 50MW sinnvoll sind.
Auf eine Frage aus dem Publikum, ob es nicht sinnvoll wäre, die Speicherkapazität im neuem politischen Programm festzulegen, war die Antwort, "Wir haben Kraftwerke bisher immer in MW gemessen, das soll auch so bleiben!", ich hatte das Gefühl, dass noch nicht angekommen ist, dass Leistung und Energie* verschiedene Dinge sind.
Der Außenstehende frägt sich zudem beim Betrachten der Kurve, ob es nicht viel billiger wäre, wenn in Kalifornien die Haushalte eine Zeitschaltuhr (Oder noch besser eine App für das iPhone) für die Klimaanlage kaufen. Dann wird am Nachmittag die Klimaanlage eingeschaltet und wenn man nachhause kommt ist es kühl und die Solarenergie des Nachmittags ist effizient genutzt, ganz ohne elektrischen Speicher, nur mit dem thermischen Speicher "Wohnung".

Wirtschaftliche Betrachtung

Wesentlich stärker als bei anderen Konferenzen stand in Amerika nicht die Ökologie oder die Technik im Vordergrund sondern die Wirtschaftlichkeit bei der Energieversorgung. In einem Vortrag von James P. Avery, Executive Vice President – Power Supply, San Diego Gas & Electric, wurde auf die Marktverzerrung bei der Bezahlung verschiedener Energieformen hingewiesen.
Subvention der Solarenergie in Kalifornien, präsentiert von James P. Avery,  San Diego Gas & Electric 
In San Diego muss der Versorger 0,37$/kWh an die Kunden für Solarstrom zahlen. Das führt, ähnlich wie beim EEG in Deutschland, zu einer Quersubvention, die von den Versorgern beklagt wird. Dort müssen die Versorger die Zusatzkosten nämlich in den Strompreis direkt einpreisen und es gibt keine Umlage wie im EEG, die der Verbraucher getrennt sehen kann. Daher sind Versorger mit vielen PV Kunden deutlich, gegenüber solchen mit wenig PV Kunden, im Nachteil.

Mehr Diskussion weniger Vorträge

Ein deutlicher Unterschied zu vergleichbaren Konferenzen in Europa war die Diskussionsform. Es gab immer ein Panel, das bequem in Sesseln sass, auch während einzelne Mitglieder ihren ca. zehn-minütigen Vortrag, zumeist im Sitzen, hielt.
Es gab viele Panel Diskussionen auf der Energy Storage North America
Das Publikum war stark eingebunden und stellte viele Fragen an die Experten. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass es viel mehr politisch ökonomische Aspekte waren, die interessierten, als ich bei uns gewohnt bin.
Viele Fragen aus dem Publikum an das Panel

Fazit

Die weite Reise in das Silicon Valley nach San Jose war lohnend, ich habe jetzt eine genauere Vorstellung, wie die amerikanische Energiepolitik funktioniert. Es gibt auch dort noch keine genaue Vorstellung, wie viel Speicher notwendig ist, noch welche Technologie auf Dauer sich durchsetzen wird. Ein Gesprächspartner aus dem VC Bereich hat zu mir gesagt: "It is the energy storage poker table". Jeder behauptet, seine Technik sei optimal, aber keiner lässt sich in die Karten schauen, wenn es um die Probleme der jeweiligen Technologie geht.
Weiterhin habe ich gelernt, dass der Gesetzes-Dschungel im Energiebereich in den USA wohl noch viel schlimmer ist als in Deutschland. Dort gibt es 51 Bundesstaaten und jeder Staat hat eine eigene Gesetzgebung, aber selbst Provinzen und Landkreise können dazu entgegengesetzte Regelungen haben.
Dadurch, dass die USA fast alle Kohlekraftwerke abgeschaltet hat und 41% des Stroms aus flexiblen und relativ sauberen Erdgaskraftwerken kommt, ist die Integration von Wind und Solarenergie wesentlich einfacher als in Deutschland.
Es bleibt anzumerken: Die USA hat in den letzten Jahren die CO2 Emissionen reduziert, Deutschland hat sie gesteigert! 

Weitere Berichte von Energiespeicher Konferenzen:

Anmerkung:

* Leistung und Energie sind verschiedene Dinge, weil Leistung einen momentanen Wert für die Abgabe von Energie beschreibt. Die Leistung wird in Watt gemessen. Ein elektrisches Gerät hat immer eine Anschlussleistung, die angibt, wie viel Strom verbraucht wird, wenn es läuft. Bei Autos wir die Leistung oft in PS (statt kW) gemessen und jeder hat dafür ein gewisses "Gefühl".
Energie beschreibt wie viel Arbeit verrichtet werden kann, Energie wird in Joule oder kWh gemessen, also über eine gewisse Zeit. Im Auto hat die Tankfüllung eine gewisse Energiemenge, die viele Menschen in Form von "Liter Benzin" gut kennen. Mehr unter Energieeinheiten.