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Montag, 28. Juli 2025

Robert Werner

 

Gespräch mit Robert Werner

Das vollständige Gespräch mit Robert Werner auf YouTube.


In diesem Energiegespräch spricht Prof. Dr. Eduard Heindl mit Robert Werner, einem erfahrenen Experten für Energiewende und Mitbegründer des Hamburg Instituts, über die Herausforderungen und Chancen der Energiewende. Das Gespräch beleuchtet Themen wie erneuerbare Energien, Wärmeversorgung, Naturschutz und die Rolle der Stadtwerke. Werner teilt seine langjährigen Erfahrungen und bietet Einblicke in innovative Lösungen für eine klimaneutrale Zukunft.

Werdegang und Motivation

Robert Werner engagiert sich seit seiner Jugend für Umwelt- und Energiethemen. Schon als Schüler interessierte er sich für Alternativen zur Atomkraft, die in Deutschland lange Zeit ein zentrales Thema war. Über die Jahre hat er sich im Anlagenbau, beim Aufbau eines grünen Stromanbieters (heute Green Planet Energy) und in der Beratung für Industrie und Kommunen spezialisiert. Seit über zehn Jahren arbeitet er beim Hamburg Institut intensiv an Lösungen für die Energiewende, mit Fokus auf deren praktische Umsetzung.

Wasserkraft und Naturschutz

Ein Schwerpunkt des Gesprächs ist Werners Erfahrung als kaufmännischer Geschäftsführer der Planungsgesellschaft für das Weserkraftwerk in Bremen, eines der größten Wasserkraftprojekte Norddeutschlands. Die Planung begann 2002 und zeigte, wie komplex Genehmigungsprozesse für erneuerbare Energien sind. Besonders der Naturschutz spielte eine zentrale Rolle, da die Durchlässigkeit für Fische gewährleistet werden musste. Mit einer Fischtreppe und einer Grundströmung, die den Fischen Orientierung bietet, wurde ein Kompromiss gefunden, der jedoch den Energieertrag reduzierte. Dieses Spannungsfeld zwischen Naturschutz und Ausbau erneuerbarer Energien prägt Werners Verständnis für die Energiewende.

Wärmeversorgung und Fernwärmenetze

Ein weiteres zentrales Thema ist die Wärmewende. Während der Stromsektor Fortschritte gemacht hat, stagniert die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung. Werner betont die Bedeutung von Fernwärmenetzen, die durch Technologien wie Solarthermie, Großwärmepumpen und saisonale Wärmespeicher klimaneutral gestaltet werden können. Er beschreibt innovative Speicherlösungen wie Aquiferspeicher im Untergrund oder Erdbeckenspeicher, die heißes Wasser für den Winter speichern. Diese Technologien ermöglichen eine flexible und nachhaltige Wärmeversorgung, sind jedoch kapitalintensiv und erfordern langfristige Investitionen.

Die Rolle der Stadtwerke

Stadtwerke stehen vor der Herausforderung, ihr Geschäftsmodell von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien umzustellen. Werner kritisiert mengenbasierte Geschäftsmodelle, die Anreize setzen, mehr Energie zu verkaufen, statt Effizienz zu fördern. Er plädiert für Dienstleistungsmodelle, bei denen Energieeinsparung wirtschaftlich attraktiv wird. Stadtwerke könnten durch den Ausbau von Fernwärmenetzen eine Schlüsselrolle spielen, um stabile Preise und Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu gewährleisten. Dänemark wird als Vorbild genannt, wo Versorger langfristige Verträge mit stabilen Preisen anbieten.

Wasserstoff und globale Perspektiven

Wasserstoff wird als wichtiger Baustein für die Industrie und den Schwerlastverkehr gesehen, weniger für den PKW-Bereich. Werner betont, dass Wasserstoff vor allem dort eingesetzt werden sollte, wo Erdgas schwer ersetzbar ist. Die Produktion von grünem Wasserstoff erfordert jedoch einen massiven Ausbau erneuerbarer Energien, was wiederum Flächenprobleme aufwirft. International sieht Werner Kooperationen zwischen Ländern mit unterschiedlichen Stärken, z. B. Solarenergie in sonnenreichen Regionen oder Windkraft an Küsten, als Schlüssel für eine globale Energiewende.

Vision für 2100

Blickt man ins Jahr 2100, sieht Werner eine Welt, in der Solarenergie, Windkraft und Speichertechnologien die Grundversorgung sichern. Die Formel „Solar + Wind + Speicher = Energiesicherheit“ könnte global zur Standardlösung werden. Fortschritte in der Fassaden-Photovoltaik und landwirtschaftlicher Doppelnutzung könnten die Abhängigkeit von Energieimporten reduzieren. Kernenergie wird weiterhin eine Rolle spielen, vor allem in Ländern mit sicherheitspolitischen Interessen, während innovative Technologien wie Thorium-Reaktoren diskutiert werden.

Fazit

Das Gespräch zeigt, dass die Energiewende technische Lösungen bereitstellt, aber politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen entscheidend sind. Werner plädiert für mutige Experimente im Marktdesign, langfristige Investitionssicherheit und eine stärkere Fokussierung auf Energieeffizienz. Vertrauen in Politik und Stadtwerke ist essenziell, um Bürger für die Energiewende zu gewinnen.

Sie finden alle Videos unter https://energiespeicher.blogspot.com/p/energiegesprache-mit-eduard-heindl.html

Stichworte: Energiewende, Wärmeversorgung, Naturschutz, Fernwärmenetze, Wasserstoff

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