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Freitag, 16. August 2024

Der Pfad der weltweiten Energiewende

Ein Zukunftsszenario für Solarenergie und CO₂-Emissionen

Haben wir eine Chance, das CO₂ Problem so weit zu managen, dass es zu keiner katastrophalen globalen Erwärmung kommt?
Hier ist eine Betrachtung, was in den nächsten Jahren passieren wird, unabhängig von der deutschen Energiepolitik. 

Erste Prämisse: Die Menge an CO₂ muss nicht global auf null, sondern auf netto Null gebracht werden. Das bedeutet, dass nicht mehr emittiert wird, als von der Natur aufgenommen werden kann. In Zahlen muss daher die Emission von 40 Gt (Kohleäquivalenz) auf 20 Gt gesenkt werden. Das ist immer noch eine enorme Verringerung, aber mir scheint das deutlich realistischer, da insbesondere die letzten 50 % Verminderung den höchsten Aufwand bedeuten.

Der Pfad wird über die Installation von PV gelingen, und wenn man die Zahlen betrachtet sogar praktisch kostenneutral. Dazu werden PV-Anlagen als "fuel-saver" also Brennstoff-Vermeider installiert. Immer wenn die Sonne scheint, und das tut die Sonne in sehr vielen Ländern fast das ganze Jahr tagsüber, ersetzt der Solarstrom die Brennstoffe Kohle, Öl oder Gas bei der Stromerzeugung durch Solarstrom. Dieser ist inzwischen aufgrund der sehr geringen Preise für Solarmodule aus China, unter 5 €ct/kWh in sonnigen Gebieten möglich.

Aus der Vergangenheit ist bekannt, wie viel PV Installationen jährlich bis 2023 durchgeführt wurden, dies ist in der Grafik als gelbe Linie dargestellt, die Skalierung ist auf der linken Seite und logarithmisch. Unter der Annahme, dass wir schon nahe der maximalen Produktionrate von PV sind, aktuell hat China etwa eine Produktionskapazität von 1000 GW/Jahr (entspricht  ~ 1 TWh/Jahr). Unter der Annahme einer typischen logistischen Kurve, das bedeutet, die Produktionskapazitäten werden aufgrund der Marktsättigung nur noch langsam ausgebaut und dann sogar ab 2035 langsam wieder abgebaut, ein Punkt, über den man diskutieren kann, werden im Maximum (Jahr 2035) etwa 1365 GW/Jahr installiert. 
Wachstum der PV Installation und dadurch verursachte Abnahme der CO₂ Emission.


Weiterhin ist bekannt, wie groß die Emissionen an CO₂ sind, berechnet man die tatsächlichen Emissionen, nach Abzug der Einsparung durch Fuelsaver PV, sieht man für das Jahr 2020 noch keinen nennenswerten Effekt, aber in den Folgejahren, wenn der Ausbau stetig wächst, blaue Kurve linke Skala in TWh, erreicht man 2034 bereits eine Reduktion von 40 Gt auf 30 Gt. und im Jahr 2050 sind es nur noch 20 Gt. Diese Menge an CO₂ kann von der Natur vollständig aufgenommen werden, sodass die Konzentration von CO₂ in der Atmosphäre bei etwa 500 ppm konstant bleibt. Dies entspricht etwa einer Temperaturerhöhung von 2.5°C (K) was mir erträglich erscheint.

Die Berechnungen enthalten kein Wirtschaftswachstum, aber auch keine Windkraftwerke oder Kernkraftwerke. Es ist bewusst eine grobe Abschätzung, die zeigen soll, welche Wirkung ein weiterer Ausbau der Solarenergie hat.
 
Einige Hinweise zur Berechnung: Es wurde angenommen, dass wesentliche Teile der Pkw Flotte elektrisch fährt und ein Liter Diesel/Benzin durch 3 kWh Strom ersetzt wird. Weiterhin wurde ein durchschnittlicher weltweiter Wirkungsgrad von 33 % für Kohle und Gaskraftwerke angenommen. 
Im Basisjahr 2019 (das Jahr vor Corona) wurden 144 576 TWh Energie aus fossilen Kraftwerken erzeugt, die gesamte Emission lag bei 39,32 Gt Kohlenstoff.

Samstag, 13. Juli 2024

Axel Pieper

Einleitung

Axel Pieper, Geschäftsführer von Brückner und Maschinenbauingenieur, diskutiert in einem Interview die Herausforderungen und Perspektiven der energieintensiven Textilindustrie, insbesondere im Kontext der Energiewende und des Klimawandels. Er beschreibt seinen beruflichen Werdegang und die Notwendigkeit, sich intensiv mit Energieeffizienz und Dekarbonisierung auseinanderzusetzen.

Energiegespräch mit Axel Pieper auf YouTube

 Energieintensive Industrie und ihre Herausforderungen

Pieper betont die immense Bedeutung von Prozesswärme in der Textilveredelung, die überwiegend aus Gas und Kohle gewonnen wird. Er schildert die Schwierigkeiten, diese Prozesse auf strombasierte Systeme umzustellen, insbesondere aufgrund der hohen Energieanforderungen und der technischen Komplexität. Ein Beispiel ist die Herausforderung, die nötigen Temperaturen für die Textilveredelung mithilfe von Wärmepumpen zu erreichen.

Ansätze zur Energieeffizienz

Um Energie effizienter zu nutzen, hat Brückner verschiedene Maßnahmen ergriffen, wie die Teilnahme an Forschungsprojekten und die Entwicklung von KI-Systemen zur Optimierung der Maschinenparameter. Trotz dieser Bemühungen bleibt die vollständige Defossilisierung eine erhebliche Herausforderung. Pieper erläutert die Nutzung von Wärmerückgewinnungssystemen und die Implementierung von hybriden Heizsystemen als praktikable Schritte zur Reduktion des Energieverbrauchs.

 Klimawandel und Dekarbonisierung

Pieper stellt klar, dass er kein Klimaleugner ist und die Notwendigkeit des Klimaschutzes erkennt. Er betont jedoch, dass die Diskussion um den Klimawandel oft vereinfacht wird und komplexe Wechselwirkungen zwischen natürlichen und anthropogenen Faktoren bestehen. Pieper kritisiert die Fixierung auf das Ziel "Netto-Null" Emissionen und plädiert für ein realistisches Gleichgewicht zwischen Emissionen und natürlichen CO2-Senken.

Politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Pieper kritisiert die politischen Maßnahmen zur Energiewende als ideologisch getrieben und nicht immer pragmatisch. Er weist auf die Herausforderungen hin, denen energieintensive Unternehmen in Deutschland durch hohe Energiepreise und unsichere politische Rahmenbedingungen gegenüberstehen. Pieper fordert eine sachlichere Diskussion und realistischere Zielvorgaben, um die Energiewende erfolgreich und wirtschaftlich tragbar zu gestalten.

Fazit und Ausblick

Abschließend betont Pieper die Notwendigkeit einer ganzheitlichen und interdisziplinären Betrachtung der Energiewende, wie sie durch die Initiative 4P Solutions verfolgt wird. Er appelliert an die Politik und Gesellschaft, die Energiewende pragmatisch und ohne ideologische Scheuklappen anzugehen, um sowohl ökologische als auch ökonomische Ziele zu erreichen.

Vollständige Liste aller Gespräche: https://energiespeicher.blogspot.com/p/energiegesprache-mit-eduard-heindl.html

Samstag, 11. Mai 2024

Timo Leukefeld im Energiegespräch

 Zusammenfassung Gespräch mit Timo Leukefeld

Heizungsbauer und Professor

In einem tiefgreifenden Gespräch mit Timo Leukefeld, einem Experten für erneuerbare Energien und Professor, diskutiert dieser seine Visionen und Lösungsansätze für eine nachhaltigere Heiz- und Bauwelt.

Das Energiegespräch mit Timo Leukefeld

 Leukefeld, der seine Karriere als Heizungsbauer begann und später im Maschinenbau mit Schwerpunkt auf Energietechnik spezialisierte, bringt seine umfangreiche Expertise und Erfahrungen aus der Praxis in die akademische Welt ein. Mit seiner Professur und seinem international agierenden Büro entwickelt er energieeffiziente Gebäude und forscht an Trends für zukünftiges Bauen.

Trend: Strahlungsheizung ersetzt Zirkulationsheizung

Leukefeld beschäftigt sich intensiv mit der Frage, wie wir die Heizwelt verbessern können. Er sieht einen deutlichen Trend weg von traditionellen Konvektionsheizungen hin zu Strahlungsheizungen, die eine gleichmäßigere und angenehmere Wärme liefern. Dieser Übergang zu effizienteren Heizmethoden, gepaart mit einer immer besseren Gebäudeisolation, führt dazu, dass das Heizen in Neubauten zunehmend an Bedeutung verliert. Er kritisiert die ineffiziente Ausstattung neuer Gebäude mit Heizsystemen, die für extrem kalte Bedingungen ausgelegt sind, was angesichts des Klimawandels und milder werdender Winter nicht mehr zeitgemäß ist.

Robuste Technologie schlägt wartungsintensive Technologie

Der Experte betont die Notwendigkeit, integrales Denken in der Energiepolitik zu fördern, das auf Zusammenhangswissen beruht. Dieses Wissen ist seiner Meinung nach in der aktuellen Energiepolitik weitgehend verloren gegangen. Leukefeld plädiert für eine Rückbesinnung auf einfache, robuste Technologien, die weniger wartungsintensiv und langfristig nachhaltiger sind. Er sieht die Industrie, die durch Förderprogramme für komplexe und teure Technologien profitiert, kritisch und spricht sich stattdessen für einfache, effektive Lösungen aus, die auch von weniger qualifizierten Arbeitskräften umgesetzt werden können.

Umbau Heiz- und Bauindustrie

Zusammenfassend fordert Timo Leukefeld eine radikale Umgestaltung der Heiz- und Bauindustrie hin zu mehr Einfachheit, Nachhaltigkeit und Integrität. Er kritisiert die kurze Lebensdauer moderner Heizsysteme und die politischen Entscheidungen, die oft die Interessen der Industrie über die der Verbraucher stellen. Seine Vision ist es, durch innovative, energieeffiziente Bauprojekte und das Nutzen von erneuerbaren Energien einen grundlegenden Wandel zu fördern und dabei sowohl ökonomische als auch ökologische Nachhaltigkeit zu erreichen.

Eine vollständige Liste aller Gespräche findet sich unter: 

https://energiespeicher.blogspot.com/p/energiegesprache-mit-eduard-heindl.html

Samstag, 31. Dezember 2022

Dr. Nico Wehrle im Energiegespräch

 Dr. Nico Wehrle im Energiegespräch

mit Eduard Heindl

Dr. Nico Wehrle hat über das Thema der Kosten der Energiespeicher für die Energiewende promoviert.
Dabei hat er untersucht, wieviele und welche Energiespeicher man benötigt, wenn man auf 100% erneuerbare (Wind und Sonne) umstellt.
Über die bemerkenswerten Resultate habe ich mit ihm gesprochen, aber seht selbst:
Ich freue mich über viele Zuschauer und natürlich die obligatorischen Likes!


Bisherige Videos:

  1. Professor Ganteför, Wohlstand, Energie, CO₂, Kernenergie
  2. Professor Eberhard, USA, Energieverbrauch, Solarenergie
  3. Dr. Nico Wehrle, Energiespeicher und Kosten
  4. Professor Münch, Energieforschung, Wind, Wasserstoff 
  5. Robert Werner, Wärmewende, Stadtwerke, Politik

Übersicht: Energiegespräche

Freitag, 12. Mai 2017

Energy Storage World Forum Konferenzbericht

Trends bei Energiespeicher 2017 

In Berlin fand von 10. bis 11. Mai das 10. ESWF statt. Ich habe den Teil zum Thema Großspeicher besucht und eigentlich erwartet, auch einige neue Ansätze zu Pumpspeicher und andere Technologien zu erfahren. Das war eher nicht der Fall, es ging hauptsächlich um Batterien.
Abschlusspräsentation auf dem ESWF, der Frauenanteil war nicht immer so hoch.

Was ist ein Energiespeicher

Das Problem liegt wohl eher darin, dass unter Energiespeicher jeder etwas anderes versteht. Aktuell scheint es so, dass im Markt für Großspeicher im wesentlichen Speicher beschrieben werden, die große Leistung für kurze Zeit liefern können. Das sind wichtige Systeme in einer Welt, in der die klassischen thermischen Kraftwerke langsam von Solar- und Windkraftwerken ersetzt werden.
Sehr unterschiedliche Speicher: Strom, Lebensmittel, Daten, und sehr unterschiedliche Reichweiten, aus dem Vortrag von  Julian Jansen, IHS Markit

Regelenergie

Um das Problem genauer zu verstehen, muss man wissen, dass ein normales Kohlekraftwerk nicht bei voller Leistung läuft, sondern für kurzzeitige Schwankungen immer noch eine gewisse Leistungsreserve (~10%) vorhält. Kommt es jetzt zu einem zusätzlichen Bedarf, weil gerade eine große Maschine eingeschaltet wird, muss einfach die Leistung etwas hochgeregelt werden. 
Bei einer Solarzelle oder auch bei einem Windkraftwerk geht das nicht, diese werden normalerweise hundert Prozent der Leistung an das Netz abgeben, obwohl theoretisch auch weniger möglich wären, was aber offensichtlich eine Verschwendung wäre.
Einsatzgebiete von großen Batterien zur Netzstabilisierung, Quelle: eon

Um diese Regelleistung ohne den Aufwand eines herunter geregeltem Kohle-, Erdgas- oder sonstigen thermischen Kraftwerks zu managen, scheinen Batterien zusammen mit leistungsfähiger Elektronik einen guten Dienst zu tun.  

Typisch an diesen Systemen ist, dass sie nur sehr kurz Energie liefern können, typische Werte liegen unter einer Stunde.

Speicherbedarf für große Energiemengen, Dunkelflaute

Eine der spannendsten Fragen in der Speicherbranche ist der Bedarf an Speicher für große Energiemengen, also nicht um kurzzeitig das Netz zu stabilisieren, sondern um etwa elektrische Energie vom Tag aus Solarenergie in die Nacht zu verschieben.

Hier war ein Vortrag von Dr. Björn Peters interessant, der für Deutschland die Situation mit 100% Wind und Solarenergie berechnet hat. Sind 120 GW PV und 120 GW Wind installiert, so genügt dies langfristig theoretisch, um den Strombedarf zu decken. Allerdings müssen ausreichend Speicher zur Verfügung stehen. In dem Modell wurde ein perfekter Speicher mit 100% Wirkungsgrad angenommen (Reale Speicher liegen eher bei 80 %, aber die Differenz ist nicht entscheidend).

Die Überraschung ist, dass für die Phasen ohne Wind und Sonne, sogenannte Dunkelflaute, massive Speicherkapazitäten nötig sind. So wäre zur Überbrückung der Dunkelflaute im Herbst 2016 etwa 80.000 GWh Speicherkapazität erforderlich gewesen. Bedenkt man, dass nur 40 GWh in Deutschland verfügbar sind, wird das Problem offensichtlich.
Die Dunkelflaute, der gefährliche Elefant, wie er in der Zeitschrift Sonne Wind & Wärme dargestellt wird.

Vermutlich können solche Phasen nur mit thermischen Reservekraftwerken, ob dies nun Blockheizkraftwerke oder Gasturbinen sind, überbrückt werden.

Alternativ könnte man Stromleitungen nach Afrika oder Sibirien legen, die insgesamt 8.000 km lang wären und eine Leitungskapazität von mindestens 50 GW benötigen, leider, im aktuellen politischen Umfeld, eher schwierig umzusetzen.

Wachstum des Speichermarkts

Sicher werden die extremen Speicher nicht so schnell kommen, aber das Wachstum der Speicher ist größer als das Wachstum der PV und Wind Märkte, da an vielen Orten das Netz langsam an die Grenzen seiner Steuerfähigkeit kommt. 

Speicherbedarf im UK erreicht 15 GW innerhalb von 15 Jahren

In mehreren Vorträgen wurden Folien aufgelegt, die den Speicherbedarf, zumeist aufgeschlüsselt nach Hausbatterien ("behind the meter") und anderen Batterien im Netz, analysierten. Zumeist wird hier nicht von Speicherkapazitäten, sondern von Leistungen gesprochen, da es noch um die Stabilisierung des Netzes geht. 
Gegenüber heute ist ein Faktor 10 bis 100 innerhalb von 15 Jahren zu finden.
Der größte Energie Speichermarkt ist wohl in 2017 in Südkorea! (Quelle: Jansen, IHS Markit)

Warum besuche ich solche Konferenzen?

Am Ende der Konferenz hat man immer das Gefühl, die Aussagen schon ein dutzend Mal gehört zu haben. Allerdings ist auch interessant, was fehlt, niemand hat mehr vom Power to Gas gesprochen und Wasserstoff ist ebenfalls nicht vorgekommen. 
Sehr gefreut hat mich, dass der Moderator meine Speichertechnologie, Gravity Storage, als mögliche Lösung für Großspeicher erwähnt hat. 
Ein weiterer wichtiger Punkt sind immer die Gespräche in der Kaffeepause, man erfährt viel über Märkte und kann seine Kontakte gut pflegen.

Bis zur nächsten Konferenz, weitere Konferenzberichte finden sich unter:

Sonntag, 26. März 2017

Wieviel Solarzellen und Speicher braucht die Welt?

Solarenergie für Deutschland Europa und die Welt

Es gibt in der Solar-Szene ein Bild (Bild 1), dass vermutlich fast jeder kennt, es zeigt, wie groß der Flächenbedarf ist, wenn die Welt auf Solarenergie umgestellt wird. Es wurde, soweit mir bekannt, von Frau Nadine May erstmals in ihrer Diplomarbeit bei der DLR veröffentlicht [1]:
Bild 1: Flächenbedarf für Solarkraftwerke, nach Nadine May [1]
Dieses Bild ist weitverbreitet und soll auf seine Richtigkeit überprüft werden. Zunächst ist zu bemerken, dass Algerien das Land, das die Quadrate für die Welt und Europa enthält und Libyen, das Land, das möglicherweise die Deutschen Solarkraftwerke bekommt, keine Kolonien mehr sind.

Die Quadrate haben eine Kantenlänge von: Welt 254 km,  Europa 110 km und Deutschland nur 45 km.

Wie groß ist der Energiebedarf der Welt?

Der Energieverbrauch der Welt wächst ständig (Siehe Bild 2), daher kann man schlecht den Energiebedarf nur mit einem Bezugsjahr angeben. Aktuell liegt der Bedarf bei über 30.000 TWh (30.000.000.000.000 kWh) wenn man die Angaben der Internationalen Energieagentur auswertet. Ich habe dabei Umwandlungsfaktoren für bestimmte Energieformen zu Strom berücksichtigt.

Bild 2: Weltweiter Energiebedarf für Strom, Transport und alle anderen Formen
Diese Energie soll nun mit Solarzellen aufgefangen werden und in Strom umgewandelt werden. Dabei gibt es mehrere Faktoren zu berücksichtigen, den Wirkungsgrad, die Einstrahlung im Lauf eines Jahres und die notwendige Speicherung der Energie für die Nacht.

Solarzellen aus Silizium erreichen einen Wirkungsgrad von rund 20% und sind aktuell die günstigste Methode in großem Umfang Strom aus Solarenergie zu erzeugen.

Die Einstrahlung ist in verschiedenen Regionen der Erde sehr verschieden, insbesondere muss man immer zwischen direkter und globaler Einstrahlung unterscheiden. Für die Photovoltaik (PV) spielt nur die globale Einstrahlung eine Rolle. Daher wird nur diese Betrachtet.

Bild 3: Globalstrahlung senkrecht zum Boden (Quelle: WEC [2])
Auf der Karte sieht man, dass viele Gebiete eine jährliche Einstrahlungsleistung von 2000 kWh pro Jahr haben, insbesondere die Sahara, aber auch auf anderen Kontinenten (Ausnahme: Europa!), derartig gute Standorte zu finden sind.

Notwendige Flächen

Die notwendigen Flächen der Solarzellen kann man jetzt einfach berechnen. Für die Welt benötigen wir 30.000.000.000.000 kWh im Jahr, da ein Quadratmeter eine Einstrahlung von 2000 kWh hat wären das theoretisch 15.000.000.000 m² oder 15.000 km². 
Jetzt kommt der Wirkungsgrad ins Spiel, da nur 20% in Strom umgewandelt werden, benötigen wir die fünffache Fläche, das sind 75.000 km². Allerdings muss man die Zellen aufbauen können und benötigt Wege und weitere Flächen für Wechselrichter und Speicher, das dürfte den Flächenbedarf verdoppeln. Damit liegt man bei 150.000 km².
Der Transport und die Speicherung von Energie, die zwingend nötig ist, da nachts die Sonne nicht scheint, wird etwa weitere 25% der Energie auffressen, damit wären wir bei 200.000km².

Dies entspricht einem Quadrat von 448 km Kantenlänge, ganz grob gesagt doppelt so groß wie in der Zeichnung.

Faire Welt

Aktuell verbrauchen nur wenige Menschen viel Energie und viel Menschen wenig Energie. Ich bin überzeugt, dass Langfristig alle Menschen mindestens den Lebensstandard wie in Deutschland erreichen wollen. Dafür dürfte pro Person eine Energiemenge von 15.000 kWh/a notwendig werden. Es gibt einige Länder, die bereits heute einen deutlich höheren Energiebedarf haben, aber wir wollen hoffen, dass Energieeffizienz auch eine gewisse Einsparung bewirkt. 

Bei einer Weltbevölkerung von 8 Mrd. Menschen wird das einen jährlichen Energiebedarf von 120.000 TWh oder 120.000.000.000.000 kWh, also das Vierfache des bisherigen Bedarfs, ergeben. Damit würde sich die Fläche mit Solarzellen immerhin auf ein Quadrat mit einer Kantenlänge von 1000 km vergrößern (Bild 4).

Bild 4: Die Welt vollständig mit Solarenergie in Zukunft versorgen

Weiterhin ist die Fläche von einer Million Quadratkilometer immer noch klein im Vergleich zur Sahara, aber ein ernsthafter Teil der festen Erdoberfläche. Die Welt hat etwa 15 Millionen Quadratkilometer sonnige Wüsten, das bedeutet, etwa 1/15 dieser Fläche muss in Zukunft mit Solarzellen für die Energieversorgung verwendet werden. 

Speicherbedarf

Geht man davon aus, dass die Energie mindestens für einen Tag gespeichert werden können muss, so erfordert das eine Speicherkapazität von 330 TWh (330.000 GWh), 
zum Vergleich: Deutschland hat Pumpspeicher mit einer Kapazität von 0,04 TWh. 
Sollten große Lageenergiespeicher mit 80 GWh Kapazität (500 m Durchmesser) das Problem lösen, müssten davon beachtliche 4000 Stück gebaut werden.

Will Elon Musk das mit Batterien aus der Gigafactory lösen, so muss die Gigafactory bei einer geplanten Kapazität von 50 GWh pro Jahr, über 6000 Jahre Produzieren oder 400 Gigafactories 15 Jahre lang produzieren, um erstmals die Kapazität zur Verfügung zu stellen und immer weiter Produzieren, da Batterien nach 15 Jahre ersetzt werden müssen.

Gigantische Umstellung

Soll die weltweite Umstellung auf Solarenergie gelingen, werden gewaltige Bauten in Form gigantischer Solarfelder nötig. Sicherlich reichen dafür nie die Dachflächen. Weiterhin geht es um Investitionen, die in der Größenordnung des globalen Bruttosozialprodukts von einem Jahr liegen (80.000 Mrd. $). Das klingt viel, ist aber von der Menschheit zu schaffen, insbesondere wenn man bedenkt, dass danach Energie sauber, ohne CO2 und zu geringen Kosten produziert wird.

Ich glaube, wir schaffen das!


Zum Thema: warum Solarstrom und Speicher billiger werden, die Lernkurve.

Quellen:

[1] Eco-balance of a Solar ElectricityTransmission from North Africa to Europe, Diploma Thesis of Nadine May, Braunschweig Mai 2005


Dienstag, 6. Dezember 2016

Optimale Ladezyklen bei Energiespeichern

Energiespeicher brauchen viele Ladezyklen

Es gibt sehr unterschiedliche Energiespeicher, vom Kondensator über Batterien bis zur Technologie Power to Gas

Es gibt zwei grundsätzlich verschiedene Gründe einen Energiespeicher zu betreiben, entweder man benötigt den Energiespeicher, weil man nicht am Stromnetz ist und daher die Energie im Speicher aufbewahren muss, etwa im Smartphone, im Auto bis hin zu abgelegenen Orten. 

Der zweite Grund liegt in der Speicherung von überschüssiger (billig) produzierter Energie, die man später zu besseren Konditionen verkaufen kann. Von diesem Fall soll dieser Blogbeitrag handeln.

Jeder Ladezyklus verdient Geld

Ein Batteriespeicher, der an eine Solaranlage angeschlossen ist, kann während des Tages von einer PV Anlage den "kostenlosen" Solarstrom einlagern und in der Nacht, wenn der normale Haushaltsstrom ca. 30 ct/kWh kostet, diesen wieder bereitstellen.

Solarenergie im Jahresverlauf in Deutschland
Die Sonne schickt zwar keine Rechnung, aber die Solaranlage ist nicht kostenlos, daher gibt es einen Preis für den Strom, der aus den PV-Zellen kommt und dieser liegt in Deutschland bei etwa 10 ct/kWh. Das bedeutet, der Speicher kann pro kWh Speicherkapazität während eines Ladezyklus 20 ct verdienen. 

Der Preis für den Speicher mag bei 1000 Euro/kWh liegen, um den Preis des Speichers abzuzahlen, muss man diesen Speicher 5000 mal laden und entladen. Gehen wir mal davon aus, der Speicher kann so viele Zyklen ohne Verlust überstehen, dann stellt sich die Frage, wie lange der Speicher benutzt werden muss, um seine eigenen Kosten zu verdienen. Würde man etwa im Sommer speichern und im Winter entladen, dann benötigt man 5000(!) Jahre, bis der Einkaufspreis zurück ist.

Verteilung der Solarleistung, 50% der Zeit ist dunkel!

Das einfachste ist, die Zahl der Zyklen pro Jahr zu erhöhen. Die Sonne scheint in Deutschland etwa an 150 Tagen so stark, dass man überschüssigen Strom speichern kann. Damit reduziert sich die Wartezeit, bis der Speicher abgezahlt ist auf 5000 / 150 = 33 Jahre. Leider ist diese Rechnung ohne Zins und Zinseszins gerechnet und daher unrealistisch. Unter den angesprochenen Rahmenbedingungen, 20 ct Einnahmen pro Zyklus und 1000 €/kWh kann man keinen Speicher refinanzieren.

Mehr Ladezyklen

Die Zahl der Ladezyklen kann man steigern, indem man den Speicher in einem südlichen Land nutzt, das mehr Sonnentage, als in Mitteleuropa üblich, hat. In günstigen Fällen werden 350 Ladezyklen erreicht, und der Speicher verdient bereits nach 5000 / 350 =  14 Jahren seinen Gestehungspreis. Vierzehn Jahre sind zumindest im Privathaushalt eine erträgliche Zeit für den Rücklauf der Kosten, insbesondere in einer Welt, in der man auf der Bank auch keine Zinsen für das Geld bekommen hätte.

Auswege aus der Kostenfalle

Ein möglicher Weg, ein ökonomisch besseres Modell zu bekommen liegt in der Senkung der Kosten für den Speicher. Würde der Speicher nur 100 €/kWh kosten, wäre selbst in Deutschland der Speicher nach drei Jahren abgeschrieben, da bereits 500 Zyklen reichen um die Anschaffungskosten zu kompensieren. Leider ist es mit LiIon-Batterien im Moment unwahrscheinlich, dass ein derart niedriger Preis inklusive Elektronik, Transport und Aufstellung erreicht wird.

Bei großtechnischen Anlagen, wie einem Pumpspeicher oder Lageenergiespeicher ist ein Preis in dieser Größenordnung von 100 €/kWh schon eher realistisch. Allerdings gibt es aktuell keinen Markt, in dem man 20 ct/kWh gewinnen kann. Selbst in der optimalen Situation mit 3 ct/kWh Solarstrom, wie er in Dubai und Chile produziert werden kann, sind höchstens ein Aufschlag von 10 ct/kWh denkbar um in der Nacht den Strom für 13 ct/kWh wieder zu verkaufen. Wesentlich höhere Preise werden, zumindest heute, durch den Wettbewerb mit anderen Stromquellen, wie Erdgaskraftwerke, verhindert.

Windenergie speichern

Das Speichern von Windenergie ist noch schwieriger abzuschätzen, als von Solarstrom, das liegt daran, dass der Wind in vielen Regionen sehr unregelmäßig weht. In Mitteleuropa wird der Wind durch Tiefdruckgebiete bestimmt und im Lauf eines Jahres ziehen etwa 50 Tiefdruckgebiete über den Atlantik. Rechnet man für den Speicher analog zum Beispiel mit PV-Strom, dann hat man keine Chance mit 50 Zyklen.

Windenergie im Jahresverlauf in Deutschland

Eine genaue Betrachtung der Speichertechnologien zeigt jedoch, dass es auch sehr günstige Speicher mit relativ teuren Konvertern gibt. Dazu zählt die Umwandlung von Strom in Wasserstoff. Der Elektrolyseur und die Brennstoffzelle sind sehr teuer, aber theoretisch kann man Wasserstoff in Salzkavernen speichern, die pro kWh Kapazität eher 1 € als 100 € kosten.

Betrachtet man jetzt die Betriebsstunden des Konverters, so kann man, grob geschätzt, etwa 20% der Zeit überschüssigen Windstrom in Wasserstoff umwandeln und weitere 20% der Zeit Strom über die Brennstoffzelle liefern. Die Zyklenzahl ist aufgrund der geringen Speicherkosten nicht relevant.

Verteilung der Windleistung in Deutschland (Log-Zeit)

Auch hier eine Rechnung: Kostet der Elektrolyseur 1000 €/kW und die Brennstoffzelle ebenfalls 1000€/kW dann kann man im Lauf des Jahres 8760 ×0,2 = 1750 kWh speichern und wieder abgeben.
Geht man optimistisch von einem Einkaufspreis von 0,02 €/kWh aus, dann kostet der Strom für den Speicher 35 € im Lauf des Jahres.  Können wir den Strom für 0,15 €/kWh verkaufen, das sind absolute Spitzenpreise an der Strombörse, erlösen wir bei 50% Wirkungsgrad

0,5 × 1750 kWh × 0,15€/ kWh = 131 €. 

Netto bleiben 131€ - 35€ = 96 € in der Kasse. Mit diesem Geld müssen wir jetzt die Anlagenkosten abbezahlen. Das waren 2000 €/kWh somit benötigen wir wieder über 20 Jahre ohne Verzinsung, bis die Konverter-Anlage zumindest ihre Investitionskosten eingespielt hat.

Auch hier ist klar, dass durch niedrigere Preise der Konverter die Situation besser würde, allerdings sind aktuell die Preise deutlich höher.

Zusammenfassung

Bei den heutigen Preisen ist höchstens für die tägliche Sonneneinstrahlung, zusammen mit einem günstigen Großspeicher, wie dem Lageenergiespeicher, ein wirtschaftlicher Betrieb möglich.
Windenergie kann man nicht ökonomisch speichern, solange nicht ein grundlegender Durchbruch bei der Speichertechnologie erfolgt, der allerdings nirgends zu sehen ist. 

Dienstag, 15. März 2016

Wie viel Öl wird noch gebraucht?

Warum der Ölpreis soweit sinkt

In den letzten Jahren konnte man an der Börse den stark schwanken Ölpreis sehen zwischen 144 $ für ein Barrel und neuerdings weniger als 40 $ für ein Barrel hat der Preis innerhalb kurzer Zeit geschwankt. Es ist offensichtlich eine grundlegende Veränderung im Energiemarkt abzusehen. Betrachtet man das Wachstum der Erneuerbaren so beobachtet man seit 20 Jahren einen kontinuierlichen Anstieg bei den Installationen von Wind und Solarenergie.
Abb. 1: Das Wachstum des Stromverbrauchs und der Energieerzeugung aus Wind und Sonne. (Eigene Darstellung)
Extrapoliert man diese Installation neuer Energiequellen, so findet man, dass nach einigen Jahren genügend Elektrizität von diesem System erzeugt wird um alle Energie Bedürfnisse der Menschheit zu befriedigen.

Ende der fossilen Energieerzeugung

Die entscheidende Frage ist, wie lange wird dieser Übergang dauern und, daraus abgeleitet, wie viel Öl ist für diese Phase noch notwendig?

In diesem Blog werde ich zeigen dass die Menge des noch zu fördernden Öls wesentlich geringer ist als die noch vorhandenen Ölreserven! Damit ergibt sich für die Ölförderländer eine ganz merkwürdige Situation: Sie wissen nämlich bereits jetzt dass sie in einigen Jahren kein Einkommen durch den Verkauf von Öl mehr erzielen können. Es ist wie auf einen Markt auf den viel zu viel Kartoffeln im Angebot sind der Preis für die Kartoffeln weit absinkt so ist es auch hier. Es ist nicht nur aktuell zu viel Öl-Förderung vorhanden sondern es sind darüber hinaus, einige werden Staunen, zu viele Ölreserven vorhanden um einen guten Preis für diesen, im Moment noch immer sehr wertvollen, Energierohstoff zu erzielen.

Berechnung des Ölbedarfs

In den letzten Jahren haben wir ein Wachstum von etwa 22% für die aus Wind und Sonne gewonnene Energie (Abb. 1). Wir müssen nun berechnen, wie viel Energie weltweit aktuell benötigt wird. Obwohl dies scheinbar einfach ist, müssen wir einige Daten umrechnen. Es ist nämlich ein erheblicher Unterschied ob Energie in Form von Strom oder von einem fossilen Rohstoff vorliegt so kann man aus der thermischen Energie einer Tonne Kohle nur etwa ein Drittel dieser Energie in Strom umwandeln. Dies gilt sowohl für Öl, Kohle, Gas und andere Brennstoffe.

Abb. 2: Annahme, der Stromverbrauch wächst wie bisher ohne Substitution der fossilen Brennstoffe.

Die Stromerzeugung basiert heute noch im Wesentlichen auf wenige Quellen das Verbrennen von Kohle, Erdgas, Uran, die Erzeugung von Wasserkraft und aktuell mit wenigen Prozenten auf anderen regenerativen Systemen (Wind, Sonne!). 

Interessanterweise werden nur geringe Mengen der Ölförderung für die Erzeugung von Strom eingesetzt. Öl dient im Wesentlichen zum Antrieb von Transportsystemen, ob es Autos, Lastkraftwagen, Schiffe oder Flugzeuge sind. Sicher wird nicht in den ersten Jahren der Flugverkehr auf Elektroantrieb umgestellt aber mit einem Energiebedarf von etwa 3% ist diese Segment nicht entscheidend für die globale Umstellung.
Abb. 3: Energiebedarf (rot), Anteil fossile Energie (blau) und erneuerbare ohne Wasserkraft (grün). Die Differenz roter und bleuer Kurve wird heute von Wasserkraft und Kernenergie bereitgestellt. Zukünftig, ab etwa 2035, kann aller Energiebedarf aus erneuerbaren Quellen bereitgestellt werden

Umstellung auf Elektroantrieb

Will man die vollständige Umstellung auf elektrische Antriebe, ein Ziel das innerhalb der nächsten 20 Jahre gut erreicht werden kann, dann wird das Öl, ausgedrückt in einer Energiemenge (TWh) durch eine Strommenge ersetzt die nominal nur ein Drittel so viel TWh entspricht. Da, wie bereits angedeutet, die Verbrennungsprozesse in Motoren nur ca. 30% Wirkungsgrad haben. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen dass einzelne Wirkungsgrade hier nur grob abgeschätzt werden, da es einerseits Verbesserung in Wirkungsgraden gibt andererseits durch verschiedene veränderte Nutzungsgewohnheiten häufig auch niedrige Wirkungsgrade eintreten.

Abb. 4: Gleicher Inhalt wie Abb 3, jedoch mit einer logarithmischen Skala für die Energie.
Man erkennt das gleichmäßige Wachstum der Erneuerbaren, das hier mit 18,5% pro Jahr angenommen wurde.

Strombedarf wächst weltweit

Die insgesamt benötigte Elektrizitätsmenge wird erheblich ansteigen, zum Einen, weil es längerfristig einen globalen Trend zu mehr Energieverbrauch gibt aber zum Zweiten weil die bisher von Brennstoffen erzeugten Arbeitsleistungen zusätzlich durch Strom substituiert werden wird. Wir müssen also die gesamte Strommenge berechnen, die aus dem konventionellen Strombedarf und aus dem substituierten Strombedarf für den Antrieb und auch noch für thermische Vorgänge, insbesondere Heizungen, entstehen. 

Wenn Heizen auch noch elektrisch wird

Bei Heizungen sei darauf hingewiesen dass mit Wärmepumpen ähnlich wie bei Verbrennungsmotoren, allerdings hier positiv, dreimal so viel (Wärme-) Energie erzeugt werden kann als durch den Einsatz vergleichbaren Brennstoffe. 

Abb. 5: Bis 2035 werden noch 528 000 TWh Energie aus fossilen Energieträgern benötigt.

Berechnet man den zusätzlichen Energiebedarf in Form von Strom, so kann man diesen mit dem aktuellen Wachstum bei der Installation erneuerbare Energiequellen vergleichen. 

Ab 2025 wird der Öl-, Kohle- und Gasbedarf rückläufig

Zu dem Zeitpunkt, an dem die erneuerbaren Energiequellen mehr Energie liefern als der gesamte globale Bedarf an Strom ist, wird kein weitere Rohstoff zum Verbrennen benötigt. Dies wird irgendwann zwischen 2035 und 2040 geschehen. Bis dahin muss allerdings noch konventionelle fossile Energie verbrannt werden mit natürlich stark rückläufiger Tendenz ab 2025. 
Abb. 6: Aktueller Anteil der verschiedenen fossilen Energieträger an der weltweiten Energieversorgung

Zählt man die jährlich verbrannte fossile Ressource zusammen, erhält man den gesamten noch vorhandenen Bedarf an fossilen Ressourcen. Es ist nicht trivial den Wechsel insbesondere von Kohle Öl und Erdgas exakt zu beschreiben vermutlich wird die Kohle als erstes aus der Erzeugung herausgenommen da diese am einfachsten durch erneuerbaren Strom substituiert werden kann Kohle wird heute praktisch nur für die Verbrennung in Kohlekraftwerken und zur Stahlerzeugung eingesetzt. Auf die Stahlerzeugung werde ich hier nicht weiter eingehen. Erdgas wird etwa zur Hälfte für die Stromerzeugung und zur anderen Hälfte für die Erzeugung von Wärme verwendet die Substitution bei der Wärmeerzeugung wird als erstes geschehen da es ökonomisch sehr interessant ist aus Strom mit Hilfe von Wärmepumpen sofort drei Mal mehr Wärmeenergie zu erzeugen als ein gleichartiger Anteil an Erdgas produzieren würde. Insbesondere ist es auch bequemer elektrisch zu heizen als mit den doch nicht ganz unerheblichen Gefahren einer Erdgasheizung und den erheblichen Kosten einer Erdgasinfrastruktur.
Des letzte Element in dieser Veränderung wird die vollständige Substitution von Öl, hier ist weiterhin der Flugverkehr ausgeklammert, darstellen.
Die tatsächlichen Möglichkeiten Erdöl zu fördern wird auf der Energie Kolumne von Dr. Björn Peters beschrieben.

Abb. 7: Die verfügbaren, gesicherten fossilen Rohstoffreservern sind weit größer als der Bedarf ,der bis zum Ende des fossilen Zeitalters (ca. 2035) vorhanden ist.  

 Welche Staaten leiden am meisten

Jeder Staat, der heute seine Staatsfinanzen im Wesentlichen aus den geförderten Öl- und Erdgaserlösen erzielt, wird in Zukunft große Probleme bekommt. Hier kann man insbesondere an Russland und die arabischen Staaten denken aber auch einige andere, wie Venezuela und Nigeria haben hier eine schlechte Zukunft. Da diese vorgestellte Analyse den einzelnen Ländern in ähnlicher Form vermutlich bereits bekannt ist, wird nun versucht werden möglichst viel der noch vorhandenen Ressourcen auf dem Weltmarkt zu verkaufen. Die klassische Folge eines solchen Verkaufs Wettbewerbs ist ein erheblicher Preisverfall.
Abb. 8: Wie hoch muss der Ölpreis sein, damit verschiedene Staaten wirtschaften können? Quelle: Deloitte University Press

Man könnte nun meinen, dass dieser Preisverfall schnell auf die Wachstumskurve der erneuerbaren Energien zurückschlägt. Genau dies ist aber erstaunlicherweise nicht der Fall, der Grund liegt darin, dass bereits heute mit Photovoltaik Strom zu einem äquivalenten Preis von 20 Dollar pro Barrel erzeugt werden kann. Das bedeutet erst bei einem Preis von unter 20 $ pro Barrel Rohöl ist überhaupt eine ökonomisch getriebene Ablösung moderner Photovoltaik durch Ölkraftwerke denkbar.

Allerdings wird ein Investor sehr wohl abwägen, ob es nicht wesentlich besser ist langfristige Energiequellen wie Photovoltaik zu installieren, die zudem fast keine Wartung benötigen, als sich auf den Bau oder Betrieb von konventionellen Kraftwerken zu verlassen. Wir werden also einen starken Wandel bei der Energieerzeugung und den Gewinnen, die einzelnen Ländern dadurch entstehen, sehen.

Gibt es neue Gewinner?

Spannend ist hierbei, inwieweit Länder mit sehr günstigen Solareinstrahlung dies nutzen um Strom zu exportieren. Letztendlich ist aber die vorhandene Fläche für Solarenergie derart groß dass es kaum einen vergleichbaren Wettbewerbsvorteil gibt wie es bei der Ölförderung. 
Solareinstrahlung auf der Welt, Quelle: IRENA
Ein weiterer Aspekt ist natürlich die Verteilung der Energie und insbesondere die Speicherung. Es ist unklar ob ein globales Stromnetz das Kontinente überspannt und dieses Problem löst wie es heute von dem chinesischen Netzbetreiber China Grid angestrebt wird, oder ob große Speicher etwa in Form des Lageenergiespeicher diese Aufgabe übernehmen und damit eine kontinuierliche globale und saubere Energieversorgung in Zukunft gewährleisten.

Quellen:

Alle Rohstoff-Daten wurden der BP Datenbank entnommen, dort ist auch eine Excel-Tabelle abrufbar um die Daten bequem weiter zu verarbeiten!

Hinweis zu den Rechnungen:
Es wurden folgende, vereinfachende, Annahmen getroffen:
Die Umrechnung der Energieeinheiten auf TWh basiert auf der Tabelle von Volker Quaschning.
Die Energieumwandlung von Energie-Rohstoffen in Strom erfolgt mit 33% Wirkungsgrad.
Von der Gasproduktion gehen 50% in die direkte thermische Nutzung.
Steinkohle wird nur in Kraftwerken verbraucht.
Öl wird nicht zur Stromerzeugung verwendet.
Das Wachstum des weltweiten Energieverbrauchs beträgt 2,88%.
Das Wachstum aller erneuerbaren Energien beträgt 18,5%.
Das Bezugsjahr für die Verteilung der Rohstoffnutzung ist 2014.

Die Vereinfachungen wurden bewusst gewählt um die Komplexität handhaben zu können. Exaktere Zahlen würden nur eine scheinbare Steigerung der Prognosegenauigkeit bringen. Für den Wert beim Wachstum der Erneuerbaren wurde in der Rechnung der sehr konservative Wert von 18,5% genommen, historisch waren diese Werte immer höher, Eine plausible Änderung der Zahlen in der Analyse würde nur das Ende der fossilen Brennstoffe etwas früher (2030) oder etwas später (2040) bedeuten.

Freitag, 19. Februar 2016

Speicher für große PV Anlagen

Energiespeicher für große Solarfelder

Zunehmend werden für die Wüsten dieser Welt Solarkraftwerke geplant, um die regionalen Bedürfnisse des Energiebedarfs zu decken. So wurden allein im Jahr 2015 mehr als 59 GW PV neu installiert [1]. In Regionen mit schwächeren Stromnetzen sind diese schnell überfordert, daher müssen dringend Speicher als Zusatzelement bereits in der Projektentwicklung berücksichtigt werden.

PV und/oder CSP

Bis heute werden PV Großkraftwerke nicht zusammen mit Speichern betrieben, da es an preiswerten Technologien mangelt und noch kein akuter Bedarf existiert. Konzentrierende Solarkraftwerke (Concentrated Solar Power CSP) nutzen bereits heute große Salzspeicher die mithilfe der Solarenergie erwärmt werden und damit in den Nachtstunden über eine Dampfturbine Energie liefern können. 
Prinzipieller Aufbau eines CSP Kraftwerks mit Wärmespeicher (Quelle: nest)
In der abgebildeten Anordnung benötigt man neben dem Solarfeld, das zumeist in Form von Rinnenkollektoren aufgebaut ist, einen großen Salzspeicher, einen Wärmetauscher, eine Dampfturbine und insbesondere einen Condenser, der erhebliche Mengen an Wasser verbraucht, wenn er effizient betrieben werden soll. 
Modell einer CSP Anlage mit Rinnenkollektoren in der Wüste
Das Kernproblem sind aber die Kollektoren, die aus schwenkbaren Spiegeln bestehen und daher viel empfindliche Mechanik enthalten um mit einer Präzision von weniger als 0,5 Grad dem Stand der Sonne nachgeführt zu werden. Zudem wird durch ein zentrales Rohr ein heißes Öl unter hohen Druck transportiert, daher benötigt man bewegliche Dichtungen die das System letztendlich Wartungsintensiv und damit teuer machen.

Solange PV teuer war, und das liegt ja weniger als 10 Jahre zurück, dass ein kW PV über 5.000$ gekostet hat, war PV gegenüber thermischen Solarkraftwerken keine Alternative. Aber die Zeiten haben sich geändert. Die Installation von PV Großanlagen kostet pro kW nur noch 1.300$ und ist damit erheblich günstiger als CSP, solange man ohne Speicher arbeitet.

PV und Gravity Storage

Photovoltaik ist inzwischen pro installierter Kilowattstunde wesentlich (etwa Faktor zwei) preiswerter als eine CSP Anlage. Daher bietet es sich an, eine PV Anlage mit einer Speichertechnologie zu kombinieren, die wettbewerbsfähig ist.
Prinzipieller Aufbau eines PV-Felds mit einem Lageenergiespeicher (Gravity Storage)
Ein Lageenergiespeicher (Gravity Storage) ermöglicht es, eine kWh so günstig zu speichern, dass eine Kombination von PV und Gravity Storage einen wettbewerbsfähigen Preis in nicht subventionierten Strommärkten ermöglicht.
Modell eines PV-Felds mit einem Großspeicher (Gravity Storage)
Mit dieser Kombination ist es dann möglich, eine kontinuierliche Stromversorgung in der Wüste zu ermöglichen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Fluktuieren der PV Leistung insbesondere bei heraufziehender Bewölkung. Innerhalb von Minuten kann die Leistung eines PV-Felds dann um viele 10 MW abfallen. Das kann von einem Stromnetz das weitgehend auf erneuerbare Energien beruht nicht abgefangen werden. Daher müssen Speicher, die schnell reagieren und große Leistungs- und Energiekapazitäten haben, in das Stromsystem integriert werden.
Schwankung der PV Leistung bei unterschiedlicher Anlagengröße, Quelle [2]
Die Abbildung veranschaulicht, wie steil selbst bei großen PV Anlagen die Stromproduktion ansteigen oder abfallen kann. Es gibt zwar einen gewissen Dämpfungsfaktor durch die große Fläche der Anlage, aber dieser genügt nicht um das Stromnetz stabil zu halten.
Hier sollte erwähnt werden, dass in Ländern wie Deutschland, in dem die Dachanlagen sehr weiträumig verteilt sind, die wetterbedingten steilen Flanken keine entscheidende Rolle für die kurzzeitige Netzstabilität spielen.

PV plus Speicher erlaubt 24h Solarstrom 

Wenn die Welt nicht nur am Tag mit Solarstrom versorgt werden soll sondern auch in der Nacht, dann ist es notwendig gewaltige Speicherkapazitäten aufzubauen. Heute werden vom Kraftwerkspark stündlich 5000 GWh produziert, Selbst wenn in der Nacht der Bedarf nur halb so groß ist, so kann man abschätzen dass für die durchschnittlich 12 Nachtstunden etwa 30.000 GWh gespeichert werden müssen. Zum Vergleich, in Deutschland gibt es eine Speicherkapazität von 40 GWh in Form von Pumpspeichern.
Der Investitionen für den globale Umstieg auf Solarenergie wird sich etwa zur Hälfte aus Speicherkosten und zur anderen Hälfte aus den Kosten für die PV Anlagen zusammensetzen, wie man bei einer genauen Rechnung sieht. Umgelegt bedeutet das eine Investition von 7500 € pro Erdenbürger oder heruntergerechnet auf den Monat, bei 30 Jahren Betrieb, 20 Euro Stromerzeugungskosten pro Monat!
Gelingt diese Investition, dann haben alle Menschen eine stabile, saubere und sichere Stromversorgung.

Quellen:

[1] Joshua S Hill, Global Solar PV Installations Grew 34% In 2015, CleanTechnica, Januar 22, 2016


Mittwoch, 26. August 2015

Wind- oder Sonnenenergie speichern?

Energiespeicher für Wind oder Solarenergie

Energiespeicher sind das fehlende Element in der vollständigen Energiewende zu erneuerbaren Energien. Bevor man aber in die Energiespeicher investiert, sollt man überlegen, für welchen Form der erneuerbaren Energien der Speicher sein soll. 

Das Problem der Zeiträume

Jeder Energiespeicher kann nur eine begrenzte Zeit der geringen Energielieferung überbrücken und nur über begrenzte Zeit Energie einspeichern. Baut man einen Energiespeicher mit endlicher Kapazität, dann spielt es eine große Rolle, wie oft man den Energiespeicher pro Jahr füllen und leeren kann. Da man mit jedem Zyklus wertvolle Energie zu Zeiten liefern kann, in denen keine fluktuierende Quelle zur Verfügung steht, wird die Rentabilität durch die Zahl der Zyklen im Jahr bestimmt.
Windkraftwerke liefern nur dann Energie, wenn Wind weht, das hängt direkt vom Wetter ab und in vielen Gegenden der Welt gibt es nur einige zehn Zyklen pro Jahr. In Deutschland sieht das so aus:
Windenergie im Jahresverlauf (Daten: ISE)
Die Abbildung zeigt, neben dem sehr unregelmäßigem Auftreten von Wind, auch die enormen Schwankungen in den Leistungsspitzen.
Die Situation bei der Solarenergie ist völlig anders. Weil die Sonne täglich scheint, wenn auch in Deutschland nicht immer besonders stark, so kann man doch sicher sein, dass es zumindest in jeder Nacht dunkel wird. In südlichen Ländern, in denen 80% der Weltbevölkerung leben, liegt ein relativ einfacher 24h Zyklus vor, der jeden Tag ausreichend Leistung aus PV liefern kann aber nie in der Nacht.
Regelmäßigkeit bei der PV Produktion (Daten: ISE)
Will man also Solarenergie speichern, benötigt man nur einen Speicher für maximal 24h und kann den Speicher 365 mal im Jahr optimal nutzen.

Wachstum der Solarinstallation

Obwohl an vielen Stellen der Welt die Erzeugung von Windenergie aktuell günstiger ist als die Erzeugung von Solarenergie, wächst die installierte Leistung der Solarenergie überdurchschnittlich. 
Betrachtet man das Verhältnis der weltweit installierten Leistung von PV-Anlagen mit denen der Windkraftwerke, erhält man einen erstaunlichen Trend:
Verhältnis von Solarkraftwerken zu Windkraftwerken (Eigene Analyse)
Seit 2010 wächst die Installation von PV wesentlich schneller als die der Windenergie und erreicht sicher bald das Verhältnis 1:1. Das liegt aktuell noch nicht an der guten Verfügbarkeit von Speichern, sondern an der Tatsache, dass am Tag mehr Strom gebracht wird, als nachts und damit die Solarenergie besser zu nutzen ist. 
Längerfristig wird aber die einfachere Speicherung einer Energiequelle, die alle 24 Stunden zur Verfügung steht, erhebliche auswirken auf die Wahl der Stromquelle haben. Damit dürfte der Trend zu Solarkraftwerken noch beschleunigt werden. Weitere Vorteile von PV sind, die extrem geringe Wartung und die leichtere Integration in das Landschaftsbild, nicht jeder liebt Windkraftwerke mit 100m hohen Masten und hörbaren, bewegten Rotoren. PV wird da immer im Vorteil sein.

Welcher Speicher ist sinnvoll?

Welche technische Lösung für das Speicherproblem bei der Solarenergie gewinnt, ist nicht sicher, vermutlich wird es eine Mischung aus Batterien, Lageenergiespeicher und Pumpspeichern.
Der Ansatz von Power to Gas (Windgas!) hat in einer Wind-dominierten Erzeugerlandschaft einen gewissen Charme, weil dort ein praktisch "Unendlicher" Speicher in Form von Gaskavernen existiert. Allerdings ist der Wirkungsgrad so schlecht (28%), dass kaum ein Geschäftsmodell im Strommarkt möglich sein wird.


Donnerstag, 2. Juli 2015

Energiespeicher für das neue Strommarktdesign

Energiespeicher auf allen Ebenen

Die Speicherkonferenz von Management Circle fand dieses Jahr in Waldorf Astoria in Berlin vom 30.6. bis 1.7 2015 statt. Mehrere hochkarätige Referenten haben einen sehr aktuellen Überblick zu Speichern und den vorhandenen Markt für Speicher gegeben. Ein Highlight war der Vortrag des Zukunftsforschers Lars Thomsen.

Von klein bis Groß

Strom kann in kleinsten Mengen gespeichert werden, dazu eignen sich Batterien sehr gut. Es gibt einen Trend zu Hausspeichern, da für diese bereits heute im Haushalt wirtschaftlich sein können, wie Dr. Thomas Unnerstall, N-ERGIE, zeigte. Seine Annahme basierte auf einem Haushalt, der 1800kWh im Jahr verbraucht. Kommt der Strom aus der PV Anlage für 12ct/kWh und ein Speicher, der aufs Jahr umgerechnet 150€ kosten darf, liegt die Einsparung bei 200€/a.
Entwicklung der Strompreise und der Batteriepreise, aus dem Vortrag von Bernhard Schuhmacher

Ähnliche Betrachtungen wurden von mehreren Referenten angeführt, etwa von Berhard Rindt, egrid GmbH, der im Allgäu die Gemeinde Wildpoldsried betreut. Die Frage ist, nach welchem Kriterium entscheidet sich ein Privatkunde für einen Batteriespeicher. Ist es eine rein ökonomische Betrachtung und welche Verzinsung ist dabei relevant. Während Unternehmen bevorzugt zweistellige Renditen bei einer Investition erwarten, genügt dem Endkunden oft eine höhere Verzinsung als bei der Bank, die heute praktisch bei null Prozent liegt.

Ein weiteres Kriterium ist die von Dr. Ulrich Bünger angesprochene „Autarkielust“ der Bürger. Wer eine Batterie hat, kann sich als unabhängig vom Stromnetz empfinden. Dies lässt sich noch steigern, wenn man die aktuelle Technik von Viessmann in Form eines Mikroblockheizkraftwerks installiert, wie Timm Kehler, Vorstand „Zukunft Erdgas e.V.“, betonte. Wer einen Gasnetzanschluss hat, kann sich damit völlig vom Stromnetz abkoppeln. 
Kopplung Wärme und Strommarkt, eine Kombination aus PV und KWK kann sehr gut optimiert werden, aus dem Vortrag von Dr. Frank May
Viele kleine Batterien ergeben einen Schwarm der theoretisch das Stromnetz positiv unterstützen kann. Dr. Norbert Verweyen, RWE Effizienz GmbH, zeigte auf, dass bereits 2018 ein Haus theoretisch ökonomisch ohne Netzanschluss betrieben werden kann. Weiterhin betonte er, dass es durch kluge Elektronik möglich ist, sehr viel effizienter die einzelnen Ressourcen zu nutzen. So kann das Wasser mit einer Wärmepumpe elektrisch aufgeheizt werden, wenn Strom gerade im Überschuss vorhanden ist. Mit einer guten digitalen Vernetzung im Haus und zwischen den Gebäuden lassen sich dann viele Anforderungen aus dem Stromnetz lösen. Dies betrifft nicht nur die Speicherung von Strom sondern auch die Regelung der Frequenz sowie kurzfristige Leistungsspitzen.
Podiumsdiskussion mit Christoph Gatzen, Lars Waldmann, Nils aus dem Moore, Michael Sterner, Bernhard Schuhmacher

Regelenergie mit Batterien

Der Zubau von fluktuierenden erneuerbaren Energien erfordert neuartige Regeltechnik um das Stromnetz stabil zu halten. PV ist eben kein „Pillepalle“, wie Bernhard Fenn, HEAG, aus Darmstadt betonte. In mehreren Forschungsprojekten wie Web2Energy und SolVer wurde versucht, Speicher für verschiedene Systemdienstleistungen einzusetzen um gerade die Störungen des Stromnetzes durch fluktuierende Einspeisung auszugleichen.

Die Problematik hat Clemens Triebel von Younicos sehr plastisch dargestellt. Was bedeutet bevorzugte Einspeisung ins das Netz, wenn das Netz die Energie nicht mehr aufnehmen kann? Das Netz kann das nicht einfach „Wegschwitzen“ wie er sich in seiner plastischen Art ausdrückte. Daraufhin haben die Ingenieure von Younicos das Problem genauer analysiert. Auf der Insel Graciosa fanden Sie dazu ein hervoragendes Testgelände. Dort werden Dieselgeneratoren und Windgeneratoren parallel betrieben. Bereits bei 35% Wind am Energieanteil gibt es massive Probleme, der Diesel fängt zu stottern an. Die Lösung ist das elektronische Einbinden einer Batterie. Die Betreiber des Stromnetzes auf Graciosa hatten das nicht geglaubt, daher hat Triebel das Stromnetz von Graciosa in Berlin in einer Halle (Kosten 10 Mio.€) nachgebaut. Es zeigt sich, dass die Elektronik derart schnell auf Störungen der Frequenz reagiert, dass auch 65% Energie aus Windstrom möglich sind. Dies wurde dann tatsächlich auf der Insel umgesetzt.

In Deutschland laufen immer noch 30GW an Kraftwerksleistung um das Netz nicht zum Stottern zu bringen indem die rotierenden Massen Regelleistung erbringen. Ein Batteriekraftwerk mit 1 GW Leistung würde die Abschaltung von 10 GW thermischen Kraftwerken (Braunkohlekraftwerke!) erlauben. Um dies im Deutschen Stromnetz zu erproben, hat die WEMAG, wie Jost Broichmann vorstellte, ein Batteriekraftwerk mit 5 MW Leistung aufgebaut. Das System funktioniert sehr gut und verdient sogar Geld, da inzwischen die Regelleistung verkauft werden kann, 210.000 €/MW und Jahr, mit steigender Tendenz. Allerdings gab es einige die große Zweifel haben, ob die Preise für Regelenergie wirklich steigen.

Jenseits von Batterien

Die Kapazität der Gigafactory von Elon Musk liegt bei 50 GWh Batteriekapazität pro Jahr. Um das einzuordnen sei darauf hingewiesen, dass das etwas mehr ist als alle deutschen Pumpspeicherkraftwerke, die 40GWh speichern können. Doch in Europa gibt es viele Speicherkraftwerk, unter anderem in Österreich, die Otto Pirker, vom Verbund in Österreich, vorstellte. Dabei muss man sorgfältig unterscheiden, ein Pumpspeicherkraftwerk kann aktive Wasser hochpumpen wenn günstiger Strom im Netz ist, ein Speicherkraftwerk ist ein Staudamm, hinter dem das zulaufende Wasser gespeichert wird und dann bei Bedarf abgelassen werden kann, Österreich hat Speicherkraftwerke mit 3 TWh Kapazität, in ganz Europa, inklusive Norwegen, Schweiz und Türkei sind es 220 TWh.

Um diese gewaltige Speicherkapazität anzuschließen müssen allerdings Leitungen gebaut werden. So stellte Gunnar Sprengel, Nordlink, eine Stromleitung, die gerade nach Norwegen gebaut wird, vor. Diese Leitung hat eine Kapazität von 1400 MW und ist mit über 500 km durch die Nordsee die längste Leitung in Europa. Was den Laien wundert: Die Isolation basiert  auf ölgetränktem Papier, das die 500.000 Volt Spannung sicher isolieren kann. Mit 2 Mrd. € ist die Leitung nicht ganz billig und die Anschlussanlage mit Umwandlung von Wechselstrom auf Gleichstrom benötigen eine Fläche von jeweils 4 ha an den Enden. Der Wirkungsgrad für einen Zyklus, Windenergie aus Deutschland virtuell eingespeichert, Strom dann aus Norwegen wieder zurück in das deutsche Stromnetz, liegt bei 85%.
Die Einkopplung des Stroms in das Nordlink Kabel, vorgestellt von Gunnar Sprengel
Leitungsbau ist allerdings nicht immer von der Bevölkerung gewünscht, insbesondere wenn die Leitungen durch Bayern gehen, wie Michael Sterner, Professor an der Hochschule in Regensburg, betonte. Das alte Dreieck der Energiewirtschaft, Kosten, Sicherheit, Umwelt, muss um die Gesellschaft erweitert werden. Nur wenn eine Lösung gesellschaftliche Akzeptanz hat, lässt sich eine Lösung wirklich umsetzen.

Die Visionen von Thomson

Der Zukunftsforscher Lars Thomson vom Unternehmen future matters (Videos!), hat uns erst einmal auf den Zeitrahmen eingestimmt, vor neun Jahren gab es eine Fussball WM, an die sich alle erinnern, aber es gab noch keine Apps! Hätte damals jemand gesagt, eine Sonnenfinsternis ist ein Problem für das Stromnetz hätten die Experten aus der Energiewirtschaft gedacht, da hat sich jemand um eine Zehnerpotenz verrechnet. Wer kann sich heute vorstellen, dass die Firma SolarCity in 10 Jahren als Stromunternehmen der vierten Generation den US Strommarkt dominiert.
Fossile Kraftwerke werden in 5 Jahren endgültig die gesellschaftliche Akzeptanz verlieren, was dann?
2026 läuft das letzte Auto mit Verbrennungsmotor vom Band? Die Aussagen waren kühn, aber nicht unrealistisch. Sehr gefreut hat mich, dass er als zukünftige Möglichkeit des Energiespeichers auch den Lageenergiespeicher erwähnt hat!

Weitere Berichte von Energiespeicher-Konferenzen

Sonntag, 25. Januar 2015

Sonne in der Wüste braucht Speicher

World Future Energy Storage

Nach einer Woche auf der Arabischen Halbinsel in Abu Dhabi will ich meine Eindrücke von der World Future Energy Storage hier weitergeben. Es handelt sich um eine Energiemesse, auf der alle großen Player der Energieversorgung zu sehen waren, Nicht nur PV Unternehmen wie First Solar, sondern auch die Ölkonzerne wie BP, Statoil, Stromkonzerne wie Alstom und ABB, haben auf großen Messeständen, neben der Heindl Energy GmbH (28m²), auf die zukünftigen Lösungen für die Energieversorgung hingewiesen.
Eröffnung durch den Staatspräsident Scheich Chalifa bin Zayid Al Nahyan der vereinigten Arabischen Emirate.

PV wird gewinnen

Die Photovoltaik beginnt einen Siegeszug in Ländern mit Sonne, den man sich in Deutschland aktuell nicht vorstellen kann. Rainer Baake, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, wunderte sich sichtlich, dass hier ein Preis von 4,8 Cent/kWh für Solarstrom von den Kraftwerksbetreibern angeboten wird, ohne Subvention! Die Rechnung ist natürlich sehr einfach, wenn in Deutschland bei 14 Cent/kWh eine Solaranlage wirtschaftlich ist, dann ist Sie in Ländern mit der dreifachen Solareinstrahlung logischerweise bei 5 Cent/kWh wirtschaftlich.
Verschiedene Solarkonverter auf der Messe die für die Wüste geeignet sind, Modell am Stand von Masdar.
Jeder Stromversorger wird daher PV bevorzugen, wenn er die Chance hat, damit den teuren Brennstoff für den Dieselgenerator einzusparen. In den Ländern mit Öl ist das eine einfache Rechnung: Jedes Barrel Diesel, das nicht für Strom verwendet wird, kann auf dem Weltmarkt verkauft werden, aktuell für 50$ in naher Zukunft sicher auch wieder etwas teurer. Da aus einem Liter Diesel nur 3 kWh Strom erzeugt werden können, ist nur bei einem Preis unterhalb von 15 Cent/Liter ein Dieselgenerator wirtschaftlich. Rechnet man die Kosten für den Generator und die Umweltverschmutzung hinzu, wird der Kostenvorteil der Solarenergie noch extremer.
Eine direkte Folge ist, dass inzwischen in den Wüstenstaaten die Produktion von PV Produktionsstätten anläuft. Man will die Wertschöpfungskette Energie im Land behalten!

Speicher und PV

Eine PV-Anlage  kann heute in sonnenreichen Gegenden sehr wirtschaftlich betrieben werden. Leider scheint die Sonne aber auch in den Ländern des Südens nur am Tag, in den 365 Nächten des Jahres wird aber auch Strom benötigt. 
Damit eine durchgehende Stromversorgung möglich wird, benötigt man einen Speicher, der die gewaltigen Energiemengen, die eine Stadt benötigt, kostengünstig und langfristig bereit stellen kann. Leider können das Batterien heute nicht leisten, da neben dem Preis auch die Langlebigkeit bei vielen Ladezyklen schwierig ist.
Das Hydraulic Rock Storage System der Heindl Energy hat in der arabischen Welt großes Interesse gefunden.

Der Lageenergiespeicher

Der Lageenergiespeicher, den wir international Hydraulic Rock Storage nennen, kann das Problem lösen. Obwohl der Speicher auch Wasser benötigt, das in Wüstenregionen knapp ist, kann er für die Speicherung eingesetzt werden. Der Wasserverbrauch einer Stadt wie Abu Dhabi an einem Tag ist größer als der einmalige Bedarf an Wasser (1300 tausend m³) für einen Lageenergiespeicher mit einer Gigawattstunde Kapazität!
24 Stunden Solarstrom sind mit dem Lageenergiespeicher möglich

Wird eine Solaranlage  mit einer Leistung von 200 MW in einer sonnenreichen Region gebaut, dann kann diese Solaranlage zusammen mit einem Speicher der eine Gigawattstunde Kapazität hat, eine 24 Stunden Vollversorgung mit Solarstrom gewährleisten. 
Speicher sind in Regionen mit Solarstrom wesentlich wirtschaftlicher als in Deutschland, da sie über 300 Zyklen im Jahr fahren und nicht nur 170, wie in Deutschland üblich. Wird der Strom in der Nacht mit einen Aufschlag von wenigen Cent verkauft, ist er Konkurrenzfähig zu Dieselgeneratoren und finanziert die Investition in einen Lageenergiespeicher schnell.

Dauerhafte ökonomische Solarenergie

Obwohl man sich im Winter in Deutschland kaum eine reine Solarstrom-Versorgung vorstellen kann, ist diese in sehr vielen Ländern der Erde möglich. Der Durchbruch bei den Preisen für Photovoltaik und die neu gefundene Möglichkeit die Energie zu speichern werden innerhalb von zwei Jahrzehnten zu einer völligen Umstellung der Stromversorgung aus rein wirtschaftlichen gründen führen.

Quellen:

Eigene Bilder
Mehr zur Konferenz:
Hinweis: Bei der Bezeichnugn Cent wurde nicht zischen $ und € unterschieden.