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Samstag, 19. Juli 2025

Martin Doppelbauer

Prof. Dr.-Ing. Martin Doppelbauer: Elektromobilität, Motorentechnik und die Zukunft des Antriebs

Das vollständige Gespräch mit Prof. Dr.-Ing. Martin Doppelbauer auf YouTube.


Vom Zufall zur Elektromotoren-Exzellenz

Prof. Martin Doppelbauer, Elektrotechnik-Professor am KIT und langjähriger Entwickler bei SEW Eurodrive, ist einer der führenden Experten für Elektromotoren weltweit. Sein Einstieg in die Motorentechnik war ursprünglich ein Zufall – doch daraus entstand eine beeindruckende Karriere, die von Grundlagenforschung über industrielle Anwendungen bis hin zu internationalen Normungsgremien reicht.

Elektromotoren: Vom Schwergewicht zum Hochleistungsmodul

Elektromotoren gibt es seit über 200 Jahren – doch die letzten 30 Jahre haben eine Revolution gebracht: neue Materialien, seltene Erden, bessere Kühlung und präzise Simulationen machen heutige Motoren bis zu 100-mal leistungsfähiger als ihre Vorgänger. Ein 200-kW-Motor, der früher eine Tonne wog, passt heute in zwei Hände. Diese Fortschritte ermöglichen kompakte, hocheffiziente Antriebe – ob im Auto, in der Drohne oder im Zug.

Batterie oder Wasserstoff? Eine Effizienzfrage

Lithium-Ionen-Akkus waren ein Quantensprung gegenüber Blei- und Nickelbatterien. Zwar gibt es Alternativen wie Natrium- oder Aluminium-Akkus, doch diese sind vor allem kostengünstiger – nicht leistungsfähiger. Wasserstoff hingegen gilt trotz großer medialer Präsenz als ineffizienter und sicherheitstechnisch herausfordernder Energieträger: Mit realen Wirkungsgraden unter 30 % sei er laut Doppelbauer dem Batterieantrieb klar unterlegen – insbesondere im Pkw-Bereich. Auch Metallhydridspeicher oder Tankstellenkonzepte mit Elektrolyse sieht er skeptisch.

Hybrid, Range Extender und Radnabenmotor: Viele Ideen, wenig Chancen

Technisch faszinierend, wirtschaftlich aber problematisch: Konzepte wie Range Extender (kleiner Verbrennungsmotor als Stromquelle im E-Auto) oder Radnabenmotoren (E-Motor direkt im Rad) bringen Nachteile bei Effizienz, Gewicht, Kosten oder Dynamik. Hybridfahrzeuge wie der Toyota Prius hätten ihre Berechtigung gehabt – heute seien sie aber durch reine Batterie-Elektroautos überholt. Lediglich in Spezialfällen (z. B. mit Wohnwagen oder im Gebirge) könnten sie noch Vorteile bieten.

Ladesäulen, Netze und Laternenparker

Das Ladenetz wächst, aber die Verteilnetze sind laut Doppelbauer der Engpass: In Altbauten kann oft nicht beliebig viele 11-kW-Anschlüsse bereitgestellt werden. Die Lösung liegt in smarter Steuerung (Lastmanagement) und lokalem PV-Strom. Für Menschen ohne eigene Garage seien viele AC-Ladepunkte mit geringer Leistung entscheidend – nicht Highspeed-Lader an jeder Ecke. Auch beim Ladenetz auf Autobahnen entkräftet er Mythen: Stromtankstellen bräuchten weniger Platz als klassische Zapfsäulen.

Sicherheitsmythen: Elektroautos brennen seltener

Trotz medialer Berichte ist die Realität klar: Elektroautos brennen seltener als Verbrennerfahrzeuge – laut Studien teils bis zu 60-mal seltener. Auch beim Überschlagen und Seitenaufprall seien E-Fahrzeuge durch den tiefen Batterie-Schwerpunkt und stabile Bauweise überlegen. Wasserstoffautos hingegen bringen laut Doppelbauer reale Risiken mit sich – insbesondere in der Breitenanwendung durch Laien.

Ausblick: Was funktioniert – und was nicht

Doppelbauer plädiert für Technologieoffenheit, aber auch für Klarheit: Wasserstoff sieht er im Pkw als „weltweit erledigt“, für den Lkw vielleicht diskussionswürdig. Brennstoffzellen, Ammoniak oder synthetische Kraftstoffe seien entweder ineffizient, teuer oder weit von der Praxis entfernt. Stattdessen brauche es ein intelligentes Stromnetz, pragmatische Ladeinfrastruktur und politische Planung, um Elektromobilität sinnvoll und massentauglich zu machen.

Sie finden alle Videos unter https://energiespeicher.blogspot.com/p/energiegesprache-mit-eduard-heindl.html

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