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Sonntag, 5. Mai 2013

Stromsteuer oder Strom steuern

Warum Strom teuer ist

Strom war noch nie so billig wie heute, an der Strombörse zahlt man nur 0,04€ für eine Kilowattstunde. Leider können weder Verbraucher noch kleine Unternehmen dort einfach Strom kaufen. Ein Verbraucher musste 2012 etwa 26ct/kWh zahlen [1]. Davon waren über 50% Steuer und noch weitere Abgaben für den Stromtransport und den -Vertrieb.
Abgaben auf Strom in Deutschland für Privathaushalte (Quelle: BDEW)

Sinnvolle Stromsteuern?

Selbst wenn man davon ausgeht, dass es sinnvoll ist, Strom zu besteuern, dann kann man sich fragen ob sie Struktur der Steuer logisch ist. Eine Grundidee der Mehrwertsteuer ist, einfach einen festen Prozentsatz auf den Umsatz mit einem Produkt aufzuschlagen. Das ist einfach und sehr effizient. Damit kann etwa ein niedriger Preis bei der Herstellung einer Ware an den Kunden weitergegeben werden. Kostet etwa ein Tisch in der Herstellung inklusive Vertrieb 100€ so muss der Endkunde 119€ bezahlen. Es gibt nämlich keine spezielle Tischsteuer, keine Tischkonzessiosabgabe, Schreinerhaftungsumlage, Holztischumlage und keinen Tischplattenaufschlag, was es analog alles beim Strom gibt! Diese Sonderabgaben würden beim Kauf eines Tisches 100€ ausmachen und der Tischpreis wäre bei 238€ (Mehrwertsteuer geht ja auch auf alle anderen Steuern oben noch drauf!).
Würde ein Schreiner seinen Tisch nun besonders geschickt fertigen und 30€ einsparen, so läge der Preis weiterhin bei 70€ Herstellung + 100€ Abgaben + 32€ MwSt. = 202 €. Trotz der großen Anstrengung des Schreiners spürt der Endverbraucher von der optimierten Produktion  praktisch nichts. Das wäre bei Tischen vielleicht erträglich, bei Strom bewirkt es ein Desaster

Echter Strompreis ist fast unsichtbar

Aufgrund der vielen fixen Abgaben sind die tatsächlichen Stromerzeugungskosten für den Verbraucher nicht spürbar, oder wer hat bemerkt, dass der Strompreis in den letzten Jahren um 3ct/kWh gesunken ist, wer weiß, dass am Sonntag der Strom Mittags oft praktisch kostenlos herzustellen ist?
Diese verfälschten Preise beim Endverbraucher führen aber zu einem großen Problem, angepasster Stromverbrauch (Smart Grid) oder Stromspeicher sind unrentabel. Die Folge, eigentlich wertvoller Strom wird weggeworfen, Stichwort Abregeln von Wind- und Solarkraftwerken. Teuerer und CO2 aufwendig herzustellender Strom wird in Nachtspeicheröfen billig eingelagert. Eine völlig absurde Situation.

Lösung durch lineare Abgaben

All diese Probleme könnten vollständig gelöst werden, wenn es eine Abgabe auf Strom gäbe, die einfach ein fixer Prozentsatz der Stromerzeugungskosten ist. Ähnlich wie die Mehrwertsteuer ein fixer Prozentsatz auf den Umsatz bei allen Produkten ist.
Strompreis bei Weitergabe der Erzeugungskosten heute und mit verändertem  Abgabenmodell.
Damit für den Staat und die Netzbetreiber weiterhin genügend Einnahmen entstehen, könnte die Abgabe eine  Höhe von 200 % haben (Das würde genügen, damit die Stromwirtschaft jährlich weiterhin 60Mrd€/a Einnahmen hat). Das klingt zuerst erschreckend, würde aber bedeuten, wenn der Strom an der Börse EEX[2] nur 1ct/kWh kostet, wie am 1. Mai 2013, zahlt der Verbraucher nur 3ct/kWh wenn er kocht oder Musik hört. An anderen Tagen, wenn der Preis Nachts ohne Solarstrom und bei wenig Wind auf über 10ct/kWh ansteigt muss der Verbraucher 30ct/kWh zahlen. Jeder kann damit selbst entscheiden, wann er Strom einkauft, mit moderner Technik kann man diese Information problemlos an alle Stromzähler übermitteln, Stichwort "Smart Meter". Wichtig ist natürlich, dass alle den gleichen Strompreis zahlen, Endverbraucher, Industrie und öffentliche Einrichtungen, das Ergebnis sieht man in der Abbildung für mehrere Tage dargestellt.

Markt funktioniert wenn Preise funktionieren

Heute liest man viel über Probleme im Strommarkt, Hochspannungsleitungen werden auf Verdacht geplant, eine Subvention für die Bereithaltung von Kohlekraftwerken, Kapazitätsmarkt, ist geplant, Pumpspeicher, die dringend nötige Speicherleistung bereit stellen machen Verlust. 
All dies würde sich in einem Markt, in dem das Produkt Strom einen Preis proportional zu seinen Herstellungskosten hat, sofort Signale zum sinnvollen Einsatz der Ressourcen ergeben. Billiger Strom würde in neue Speicher abgespeichert, Verbrauch begrenzt, wenn der Strom gerade sehr teuer ist, Leitungen würden günstige Erzeuger mit starken Verbrauchern verbinden.

Und wer das alles zu kompliziert findet, der könnte weiterhin eine Art "Flatrate" für Strom zahlen, so wie bisher, wer flexibel ist, würde zum neuem Preismodell wechseln.

Quellen:

5 Kommentare:

  1. Hervorragende Idee! Respekt. Nur mit dieser Regierung wird das nichts. Hoffen wir auf September.

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  2. Ein sehr logisches und einfaches Steuerkonzept, welches die Energiewende sicher sehr vorantreiben würde. Allerdings gibt es meiner Meinung nach mehrere Gründe, warum die Politik so eine Besteuerung nie umsetzen würde:

    1.) Viel zu transparent für den normalen Bürger! Das führt dazu, dass in der öffentlichen Wahrnehmung nicht mehr der „raffgierige“ Stromkonzern, sondern primär der Staat Schuld hat an den hohen Stromkosten. Aktuell wissen die Meisten ja gar nicht wie hoch der Steueranteil an den Stromkosten wirklich ist.
    2.) Unsichere Einnahmen, somit schlecht für Budgetpolitik: Aktuell liefert die Versteuerung von Strom eine sehr sichere Einnahmequelle, die zudem genau prognostiziert und eingeplant werden kann. Eine direkte Besteuerung würde vielleicht mehr, sehr wahrscheinlich aber je nach Wetter- und Marktsituation zu weniger Einnahmen führen. Wenn dann plötzlich am Ende des Jahres ein zusätzliches Milliardenloch entsteht lässt sich das schlecht verkaufen!
    3.) Energiespeicherung: Energiespeicher würden sehr attraktiv werden, was zu einer kontinuierlichen Abnahme der Steuereinnahmen führen würde. Daran hat der Staat leider kein Interesse, da sich Steuereinsparungen an anderer Stelle besser verkaufen lassen.

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