Zusammenfassung des Energiegesprächs mit Lutz Jaitner
1. Kalte Kernfusion: Historische Einordnung und Skepsis
Jaitner beschäftigt sich intensiv mit „Low Energy Nuclear Reactions“ (LENR), bekannter als kalte Kernfusion, seit er 2006 durch Literaturrecherche darauf aufmerksam wurde. Ursprünglich wurde dieses Phänomen 1989 durch die Experimente von Fleischmann und Pons bekannt, die behaupteten, kalte Fusion im Labor erreicht zu haben. Nachdem ihre Forschung zunächst weltweit Sensation hervorrief, wurde sie später als Wissenschaftsbetrug dargestellt. Jaitner zweifelte die ursprüngliche Erklärung (Überlappung der Wellenfunktion von Deuteronen) an und begann, eine neue Erklärung für das Phänomen zu entwickeln.
2. Beobachtungen vor 1989 und Probleme der Akzeptanz
Schon vor den bahnbrechenden Experimenten von Fleischmann und Pons gab es in den 1920er Jahren Beobachtungen unerklärlicher Energieerzeugung und Transmutationseffekte, die jedoch kaum publiziert wurden, da sie nicht ins damalige physikalische Weltbild passten. Aufgrund der Angst vor Rufschädigung hielten Wissenschaftler sich zurück, solche Ergebnisse öffentlich bekannt zu machen. Ähnlich war es bei Fleischmann und Pons, die ihr berühmtes Experiment nach einem Laborunfall entwickelten, bei dem unerwartet viel Energie freigesetzt wurde. Trotz dieser eindrücklichen Hinweise blieb die kalte Kernfusion umstritten und wurde teilweise aktiv diskreditiert.
3. Kondensierte Plasmoide als Erklärung für LENR
Lutz Jaitners Theorie basiert auf sogenannten kondensierten Plasmoiden (Condensed Plasmoids, CP). Dabei handelt es sich um extrem komprimierte Plasmafäden, die durch den sogenannten Z-Pinch-Effekt entstehen, bei dem magnetische Kräfte Plasma komprimieren. Diese Fäden können dünner als Atome werden, was quantenmechanische Effekte begünstigt, die wiederum Kernfusion ermöglichen. Diese Theorie liefert Erklärungen für viele bisher ungeklärte Beobachtungen der kalten Kernfusion, beispielsweise warum keine Gammastrahlen entstehen, obwohl Energie freigesetzt wird.
Die bekannte Elektrolyse mit Palladium sei laut Jaitner nur ein Sonderfall, der eigentlich ein Plasma-Phänomen ist, und nicht primär durch Effekte innerhalb des Festkörpers verursacht wird. In den ursprünglichen Experimenten von Fleischmann und Pons kam es zu kleinen, unsichtbaren Plasma-Funken („Microsparks“), die letztendlich zur beobachteten Fusion führten.
4. Experimentelle Nachweise und Schwierigkeiten der Reproduzierbarkeit
Die größte Schwierigkeit bei LENR-Experimenten sei die geringe Reproduzierbarkeit gewesen. Nicht jeder Versuch gelang, und die Ergebnisse variierten stark. Jaitner betont jedoch, dass die besten Ergebnisse bei Plasma-Elektrolyse erreicht wurden, insbesondere wenn hohe Stromdichten verwendet werden. Dies zeige, dass es nicht um klassische Elektrolyse gehe, sondern um die Bildung und Kompression kondensierter Plasmafäden.
Seine Gruppe arbeitet seit 2019 experimentell daran, diese Theorie zu bestätigen. Jaitner bemängelt jedoch, dass es aus politischen und wirtschaftlichen Gründen keine ausreichende Unterstützung für solche Projekte gibt, obwohl selbst die EU mit Projekten wie "Clean HME" versucht, in dem Bereich zu forschen—jedoch oft ohne echte Transparenz.
5. Die Rolle von Kugelblitzen
Kugelblitze werden von Jaitner als sehr gute Analogie für die Stabilität und Existenz kondensierter Plasmoide genannt. Während in westlichen Ländern kaum Forschungsinteresse bestehe, gebe es in Russland eine breite Akzeptanz und intensive Erforschung dieser Phänomene. Ein Beispiel russischer Forschung zeigte, dass Kugelblitze filamentäre Strukturen besitzen, die mit der CP-Theorie gut erklärbar sind. Solche Experimente bestätigen laut Jaitner, dass Kondensierte Plasmoide tatsächlich existieren und Kernfusion in ihnen stattfinden kann.
6. Zukunftsperspektiven und Forschungspolitik
Jaitner sieht ein enormes Potenzial für die Anwendung dieser Forschung in der Energiegewinnung. Allerdings bemängelt er weiterhin die unzureichende politische und finanzielle Unterstützung in Deutschland. Große internationale Firmen wie Google, Mitsubishi, und sogar Bill Gates investieren bereits in LENR-Forschung, allerdings oft unter Verschluss. Er hebt positiv hervor, dass Personen wie Florian Metzler oder auch die Physikerin Sabine Hossenfelder mittlerweile versuchen, LENR in der Öffentlichkeit transparenter darzustellen und so langsam Akzeptanz dafür zu schaffen.
Jaitner erwartet, dass es bald zu einem Durchbruch kommen könnte, und dass zahlreiche Unternehmen, die bisher zurückhaltend waren, bei einer ersten erfolgreichen Produkteinführung aktiv werden würden. Dennoch kritisiert er die mangelnde Transparenz bei staatlich finanzierten Projekten und sieht hierin ein großes Hindernis für den wissenschaftlichen Fortschritt.
Abschließend appelliert Jaitner dafür, unabhängige Forschung und offene Publikation wissenschaftlicher Erkenntnisse stärker zu fördern, um Innovationen wie die kalte Kernfusion nicht weiter auszubremsen.
Die vollständige Liste aller Energiegespräche finden Sie hier: https://energiespeicher.blogspot.com/p/energiegesprache-mit-eduard-heindl.html