Zusammenfassung des Gesprächs Prof. Dr. Maximilian Fichtner
Einleitung und Hintergrund von Prof. Dr. Maximilian Fichtner
Prof. Dr. Maximilian Fichtner, ein führender Batterieforscher, wurde 1961 in Heidelberg geboren und ist seit 2013 Professor für Festkörperchemie an der Universität Ulm. Er ist wissenschaftlicher Direktor des Helmholtz-Instituts Ulm für elektrochemische Energiespeicherung und Leiter des Exzellenzclusters "Post-Lithium-Speicher" (POLiS). Fichtner hat eine lange wissenschaftliche Karriere hinter sich, die ihn von der Radiochemie über die Wasserstoffforschung bis hin zur Batterieforschung geführt hat. Er betont, dass die Batterieforschung in Deutschland in den 2000er Jahren einen starken Aufschwung erlebte, nachdem die Elektrochemie in den 1990er Jahren eher vernachlässigt wurde.
Probleme mit Wasserstoff als Energieträger
Fichtner erklärt, dass Wasserstoff als Energieträger zwar vielversprechend ist, aber erhebliche Herausforderungen mit sich bringt. Die Speicherung von Wasserstoff ist aufgrund seiner geringen Dichte schwierig, und die Herstellung von grünem Wasserstoff durch Elektrolyse ist derzeit noch zu teuer. Zudem wird der Großteil des Wasserstoffs heute aus Erdgas gewonnen, was CO₂-Emissionen verursacht. Fichtner betont, dass Wasserstoff in bestimmten Bereichen wie der Ammoniak- oder Methanolherstellung unverzichtbar ist, aber für Anwendungen wie die Raumheizung oder den Verkehr nicht wettbewerbsfähig ist.
Entwicklung und Zukunft der Batterietechnologie
Fichtner geht ausführlich auf die Entwicklung der Lithium-Ionen-Batterien ein, die seit den 1990er Jahren eine enorme Steigerung der Speicherkapazität und eine drastische Senkung der Preise erfahren haben. Er erwähnt, dass neue Batterietypen wie Natrium-Ionen-Batterien und Eisen-Luft-Batterien in der Entwicklung sind, die potenziell kostengünstiger und nachhaltiger sein könnten. Fichtner betont, dass die Verpackung und das Design der Batterien genauso wichtig sind wie die chemischen Materialien selbst, um die Energiedichte zu erhöhen.
Herausforderungen in der Batterieproduktion und Forschung
Ein großes Problem in der Batterieproduktion ist der hohe Energieverbrauch bei der Trocknung der Elektroden. Fichtner erwähnt, dass neue Technologien wie KI-gestützte Prozesse die Produktionseffizienz verbessern können. Er kritisiert jedoch die mangelnde Geduld der deutschen Industrie bei der Entwicklung neuer Technologien. Im Gegensatz zu China, das trotz anfänglicher Schwierigkeiten langfristig in die Batterieproduktion investierte, habe Deutschland oft zu früh aufgegeben.
Zukunft der Energieversorgung und Speicherung
Fichtner diskutiert die Rolle von Batteriespeichern in der zukünftigen Energieversorgung. Er betont, dass große Batteriespeicher, wie sie in den USA und China gebaut werden, eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung der Stromnetze spielen können. In Deutschland sieht er Potenzial für den Ausbau von Batteriespeichern, um Gaskraftwerke zu ersetzen und die Strompreise zu senken. Er ist jedoch skeptisch gegenüber der Kernenergie, da die Kosten für den Bau neuer Kernkraftwerke in Europa explodiert sind und die Uranressourcen begrenzt sind.
Fazit
Prof. Dr. Maximilian Fichtner betont die Notwendigkeit, langfristig in die Entwicklung neuer Energiespeichertechnologien zu investieren. Er kritisiert die kurzfristige Denkweise in Deutschland und plädiert für mehr Geduld und Durchhaltevermögen, um in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Batterieforschung und -produktion sieht er als Schlüsseltechnologie für die Energiewende, während er Wasserstoff und Kernenergie eher kritisch betrachtet.
Die vollständige Liste aller Energiegespräche finden Sie hier: https://energiespeicher.blogspot.com/p/energiegesprache-mit-eduard-heindl.html
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