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Sonntag, 12. Oktober 2025

Prof. Dr.-Ing. Markus J. Löffler: Die Speicherlücke in der Energiewende

 

Prof. Dr.-Ing. Markus J. Löffler: Die Speicherlücke in der Energiewende

In einem fundierten Gespräch wirft der promovierte Energietechniker und ehemalige Professor für elektrische Energiesysteme, Prof. Dr.-Ing. Markus J. Löffler, einen kritischen Blick auf die deutsche Energiewende. Aus seiner langjährigen Praxis bei Rheinmetallforschung und an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen analysiert er die technischen und organisatorischen Hürden. Seit 2018 widmet er sich am Westfälischen Energieinstitut der Auswertung von Energiedaten. Löffler warnt vor einer dramatischen Speicherlücke und plädiert für eine rationale, marktorientierte Umsetzung. Wie können wir ein solch komplexes System ohne klare Verantwortung steuern?

Das vollständige Gespräch finden Sie auf YouTube:


Der Einstieg in die Energietechnik: Von der Neugier zum Fachwissen

Löfflers Leidenschaft für Wissenschaft begann früh – schon als Kind zeichnete er den Mond an einem imaginären Seil zur Erde. Beeinflusst von Science-Fiction und Pionieren wie Daniel Düsentrieb, landete er in der Elektrotechnik an der TU Braunschweig. Dort spezialisierte er sich auf Hochspannung und Hochleistungspulstechnik, arbeitete an elektrischen Waffen und leitete später Labore. Die Energiewende nahm er ab 2016 bewusst wahr: „Ich habe da nur Unfug gelesen. Irgendwelche Größen werden um 10 % größer. Man wusste gar nicht, ob das 10 % von 0 war oder 10 % von 100.“ Frustriert von zahlenfreien Berichten entwickelte er eigene Modelle, um Leistungsverläufe zu berechnen. Welche Rolle spielen präzise Daten in einer Debatte, die oft in Prozenten ertrinkt?

Der Mix der Energiewende: Von 1000 zu 2500 Terawattstunden

Deutschlands Energieversorgung soll auf Erneuerbare umstellen – von einem bunten Mix aus Kohle, Gas und Kernenergie (ca. 20 Gigawatt) zu Wind und Sonne. Doch die Zahlen täuschen: 100 Gigawatt Solarinstallationen klingen beeindruckend, sind aber keine Garantie für Stabilität. Löffler rechnet mit 1000 Terawattstunden Strombedarf jährlich, ergänzt durch 2500 Terawattstunden Primärenergie. Die Lücke schließen Wärmepumpen (ca. 250 TWh) und Holz – der Rest fällt auf Wasserstoff: Schätzungen schwanken zwischen 250 und 1350 TWh, tendenziell 1000 TWh für Industrie und Kraftwerke. „Die neueste Zahl ist jetzt 2500 TWh Primärenergie. Also 1500 Terawattstunden Primärenergie fehlen jetzt auf einmal.“ Warum variieren Prognosen so stark, und wie wirkt sich das auf Investitionen aus?

Die Speicherherausforderung: 175 Terawattstunden fehlen

Der Kern des Problems: Speicher für volatile Erneuerbare. Löfflers Berechnungen ergeben 100 TWh Langzeitspeicher für Ausgleich, plus 75 TWh Puffer für Importe – insgesamt 175 TWh. Für die 90-tägige Notreserve steigen sie auf 200 TWh. Wo lagern? In bestehenden Gasspeichern: Poren und Kavernen fassen derzeit 160-180 TWh Erdgas, doch für Wasserstoff nur ein Fünftel – ca. 33 TWh. Porenspeicher scheiden aus, Kavernen schrumpfen jährlich um 1 % (bis 2045 nur 24 TWh). Ein Faktor-6-Zubau erfordert 400-500 neue Kavernen à 0,3 TWh – Bauzeit: 11 Jahre pro Stück. Mit aktuellem Personal: 50-100 Jahre. „Wenn ich das Speicher nicht habe, kann ich aufhören, kann ich heute oder morgen meinwegen aufhören mit all diesen Geschichten.“ Alternativen wie Methan (Sabatier-Prozess) oder Methanol könnten helfen, da sie bestehende Infrastruktur nutzen. Ist der Wasserstoffhype ein technischer Fehlschlag?

Planungslücken: Kein Bauherr, kein Projektleiter

Löffler vergleicht die Energiewende mit einem chaotischen Bauprojekt: Jede Legislaturperiode ein neuer „Bauherr“ (Wirtschaftsminister), keine feste Verantwortung. Die Bundesnetzagentur koordiniert Zahlen, ist aber kein Projektleiter. Fehlende AFP-Pläne (Arbeits-, Zeit-, Finanzierungsplan) und Ressourcenplanung führen zu Personalmangel. ChatGPT-Chat ergab: 14 von 15 Kriterien für Projektscheitern erfüllt – von unklaren Zielen bis fehlender Kommunikation. „Dieses Projekt Energiewende würde nach dieser Mitteilung von ChatGPT 14 mal an die Wand fahren.“ Der Staat sollte Rahmenbedingungen setzen (z. B. CO2-Steuer), den Markt aber walten lassen. Ein dediziertes Energieministerium mit langfristigem, qualifiziertem Leiter bräuchte es – wie eine „Parallelregierung“. Warum scheitert rationales Planen an politischer Kurzfristigkeit?

Ausblick: Langsame Evolution statt Revolution

Löffler plädiert für Marktanreize: CO2-Bepreisung treibt Innovation, Subventionen verzerren. Die Baugeschwindigkeit vervierfacht sich (von 2070 auf 2038-Ziel), ignoriert Abrisse alter Anlagen. Blackouts drohen nicht sofort, doch Überlastungen ja. Wohlstandsabbau (Flugscham, Kürzungen) signalisiert Scheitern – machbar in Krisen, aber unakzeptabel freiwillig. „Wer solche Gedanken hat, der sagt eigentlich indirekt aus, die Energie, wenn der es gescheitert.“ Global ist Deutschland kein Vorbild, sondern Mahnung: China baut Kohle neben Erneuerbaren, CO2-Maximum erst 2040. Bis 2090 könnten neue Kernkraftwerke zurückkehren. Der Markt, nicht der Staat, regelt – wie seit 1880. Wie balancieren wir Tempo und Machbarkeit?

Sie finden alle Videos unter https://energiespeicher.blogspot.com/p/energiegesprache-mit-eduard-heindl.html

Vince Ebert: Was läuft schief in Deutschland?

Vince Ebert: Was läuft schief in Deutschland?

In einem offenen Gespräch beleuchtet Physiker, Kabarettist und Bestsellerautor Vince Ebert die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen Deutschlands. Sein neues Buch „Wot Se Fack – Wie Deutschland aus den Krisen rauskommt“ dient als Ausgangspunkt für eine schonungslose Ist-Analyse. Ebert positioniert sich bewusst als Beobachter, der keine einfachen Lösungen anbietet, sondern die Komplexität unserer Situation aufzeigt. Wie sind wir in diese Sackgasse geraten? Und warum scheitern Versuche, etwas zu verändern, so oft an der Realität?

Das vollständige Gespräch finden Sie auf YouTube:

Von Akteur zum Beobachter: Die Frustration der Aufklärer

Ebert reflektiert seinen Wandel: Früher sah er sich als Akteur, der mit Büchern wie „Lichtblick statt Blackout“ die Energie- und Klimapolitik aufmischt. Politiker und Manager reagierten positiv – doch in der Praxis stimmten sie gegen ihre eigenen Einsichten. „Ich habe die traurige und frustrierende Erfahrung gemacht, dass einem die meisten Leute, die einem dann in vier Augen gesagt haben, das ist alles richtig, was sie da schreiben, dann wenn sie irgendwie bei der Bundestagsabstimmung über diese ganzen Gesetze abstimmen [...], dass sie oftmals genau das Gegenteil von dem sagen, was sie eigentlich privat denken.“ Diese Diskrepanz hat ihn entmutigt. Statt Lösungen zu versprechen, will er nun die Menschen „in ihrem Elend allein lassen“ – eine provokative Einladung, selbst zu reflektieren. Welche Rolle spielt hier der Druck der Öffentlichkeit?

Gefühl versus Rationalität: Ein historischer Kipppunkt

Ebert beginnt mit einer „ganz kleinen Geschichte der Menschheit“, inspiriert von Yuval Noah Harari. Der Mensch als gefühlsorientiertes Wesen hat durch die griechische Philosophie und die Aufklärung das kritische Denken entdeckt. Logik, Experimente und Humanismus schufen eine Balance: Individualismus gepaart mit Sozialsystemen. Doch heute dominiert das Gefühl die Rationalität. Wir haben Gleichheit erkannt und soziale Absicherung eingeführt – gut gemeint, aber übertrieben. Das Sozialbudget ist der größte Posten im Etat, doch es alimentiert auch Arbeitsfähige, die rational kalkulieren: Warum schuften für weniger Geld? „Der Mensch ist ja weder gut noch schlecht, sondern er ist einfach ein anpassungsfähiger Opportunist. Er maximiert seinen Nutzen.“ Ist diese Dysfunktionalität der Preis für zu viel Wohlstand? Ebert warnt vor einer Sackgasse: Wie finden wir zurück zur Balance, ohne Freiheit zu opfern?

Meinungsfreiheit unter Druck: Von der Selbstzensur zur Sanktion

Ein zentrales Thema ist die schwindende Meinungsfreiheit. 60 Prozent der Deutschen fühlen sich eingeschränkt, besonders bei Themen wie Migration oder Klima. Sanktionen sind real: Ein Redakteur erhielt Bewährung für ein satirisches Meme. Meldestellen in Nordrhein-Westfalen registrieren sogar unterhalb der Strafbarkeitsgrenze. Ebert, als Kabarettist, spürt die „Schere im Kopf“: Kollegen mildern Witze ab, um nicht „falsch abgebogen“ zu wirken. Jugendliche, geprägt von Social Media, sind noch vorsichtiger – weniger Alkohol, weniger Sex, mehr Konformität aus Angst vor Bashing. „Die jungen Leute [...] sind immer vorsichtiger, trinken deswegen weniger Alkohol, gehen deswegen weniger feiern und haben deswegen auch mehr Angst.“ Warum führt diese Überbehütung zu Intoleranz? Ebert sieht eine linksgrüne Dominanz in Institutionen – von Universitäten bis Justiz –, die aus den 68ern stammt und nun den „Marsch durch die Institutionen“ vollendet. Ist das der Preis der Liberalisierung der 80er und 90er?

Rückfall in voraufklärerische Zeiten: Postmodernismus und Sprachkontrolle

Ebert diagnostiziert einen Rückschritt: Gefühle übertrumpfen Fakten, wie im Postmodernismus seit den 70ern. Judith Butler negierte biologisches Geschlecht; heute wird Biologie als irrelevant abgetan. Gender Studies behaupten strukturelle Diskriminierung, ohne Experimente – pure Ideologie. Gendern soll Sichtbarkeit schaffen, doch Studien fehlen; es dient eher der Markierung: Wer nicht gendert, ist „falsch“. Sprache als Kontrollinstrument, orwellesk: „Es ist ein ganz subtiles Element, um Menschen zu kontrollieren.“ In der DDR durfte man „Deutschland“ nicht sagen – heute zensiert Wikipedia Gäste von Parteien. Wer profitiert wirklich? Ebert kritisiert die Entkopplung vom Produktionsprozess: Städter wählen grün-romantisch, fern von der Realität. Sind wir dekadent geworden?

Energie als Ersatzreligion: Ökologismus und wirtschaftlicher Abstieg

Im Kernbereich – Energie – sieht Ebert eine Pseudo-Religion: Atheismus sucht Ersatz im Ökologismus. Kernenergie ist tabu, Windräder heilig – unabhängig von Fakten. „Kernenergie ist böse. Das haben wir irgendwann mal so entschieden.“ Gentechnik gilt als sündig, obwohl Weizen gentechnisch gezüchtet ist. Städte priorisieren Klimapläne über Brückenbau; Bürokratie frisst Ressourcen. Drei Baustellen ignoriert die Politik: Migration, Energiepreise, Bürokratie. AfD wächst aus Heimatlosigkeit, nicht aus Extremismus – Verbote sind hilflos. Braindrain droht: Hochqualifizierte wandern aus. „Wir sind schon zweite Welt. Wir leben zwar immer noch von unserer Substanz [...], aber wir brauchen das immer mehr auf.“ Ebert, nun in Wien lebend, spürt den Kontrast: Österreich ist lockerer, doch der Abstieg naht europaweit. Wie lange hält der Supertanker?

Dieses Gespräch regt an: Wo liegt der Kipppunkt? Eberts Aufruf zur Reflexion ist ein Weckruf – ohne Rezept, aber mit scharfer Beobachtung.

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