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Donnerstag, 13. Oktober 2016

World Energy Council 2016

Welt Energie Kongress 2016 in Istanbul

Vom 9. bis 13. Oktober 2016 fand in Istanbul der Weltkongress zum Thema Energie statt. Es war der 23. Kongress, der seit 1923 im Dreijahresrhythmus, diesmal in Istanbul, stattfand.

Die Themen des Kongresses waren über den gesamten Energiebereich, von der Öl- und Gasförderung bis zu den erneuerbaren Energien verteilt. Es kamen viele wichtige Staatsmänner wie der russische Präsident Vladimir Putin, der Gastgeber und türkische Präsident Recep Erdogan, und viele weitere Regierungschefs und Minister, darunter der israelische Energieminister Yuval Steinitz, der erste offizielle Besuch nach sechs Jahren Eiszeit zwischen der Türkei und Israel, an den Bosporus.
Vladimir Putin spricht über die Bedeutung von Energie und den Ölpreis, eine Bemerkung über eine Zusammenarbeit mit der OPEC während der Rede hat den Ölpreis um 2$ ansteigen lassen!
Das Thema Energie führt eben nicht nur Wissenschaftler und Ingenieure zusammen, sondern auch Politiker und Diplomaten. Die weltweite Verknüpfung der Energieerzeugung spielt eine wichtige Rolle und die Türkei wurde als Drehscheibe zwischen Asien, naher Osten und Europa sowie dem Mittelmeerraum dargestellt.

Die globale Energiewende

Bei allen Teilnehmern ist angekommen, dass die Energiewende, hin zu erneuerbaren Energien, insbesondere Sonne und Wind, kommt. Allerdings ist die Geschwindigkeit wie schnell das geht umstritten. Während ich selbst überzeugt bin, dass noch im nächsten Jahrzehnt der wesentliche Wandel abgeschlossen ist, sprach Marie-José Nadeau, Chair, World Energy Council davon, dass im Jahr 2060 sich der Anteil der Erneuerbaren an die 50% des gesamten Energieverbrauchs nähert [1].

Das ist aus der Sicht der Energiebranche verständlich. Dort wird mit Öl, Kohle und Erdgas gehandelt. Sollte sich der Wandel schnell vollziehen, ist das Öl und die Kohle unverkäuflich, die Branche spricht von "stranded resources". Damit ist gemeint, dass dann das Öl im Boden, auf dem ja heute der enorme Firmenwert der Energiekonzerne beruht, wertlos wird.
Schlüsselthemen bei der Energiewende in den nächsten Jahrzehnten

Dabei wurde immer wieder die Bedeutung des Pariser Abkommens zur CO2 Reduktion betont. Generell sehen dabei aber viele einen Wandel von Kohle zu Erdgas, da bekanntlich Erdgas nur halb so viel CO2 erzeugt, wenn es in Strom umgewandelt wird, als Kohle! Das liegt zum einem daran, das ein Methan-Molekül aus einem Kohlenstoff und vier Wasserstoffatomen besteht, aber auch an dem besseren Wirkungsgrad von Gaskraftwerken.

Energie-Drehscheibe Türkei

Auf der Konferenz in der Türkei spielte die geo(energie)strategische Rolle der Türkei eine erhebliche Rolle. 

Durch die Türkei laufen wichtige Öl und Gasleitungen, weitere Gaspipelines sind geplant. 
Nicht zuletzt der Bau einer neuen Gaspipeline die russische und andere asiatische Gasvorkommen einfachen Zugang nach Europa bringen, waren ein Grund, warum Putin, aber auch der Präsident von Azerbaijan, Ilham Aliyev, nach Istanbul kam.
Aliyev, Präsident von Azerbaijan, sieht Vorteile, wenn "sein" Gas durch die Türkei strömen kann.

Die Bedeutung von Wasserkraft

Es ist ja oft eine gewisse Ironie, das die Wasserkraft als wichtigste erneuerbare Energie im weltweiten Mix, sie liefert immerhin 71% aller erneuerbaren Energiequellen oder 6,8% des weltweiten Energieverbrauchs, oft vergessen wird.

Die Bedeutung der Wasserkraft kann in einer Kombination von Solar-, Wind- und Wasserkraft liegen. Auf der Konferenz sprach man von Solarenergie als Wassersparer, in der Form, dass am Tag die Turbinen am Staudamm abgeschaltet werden und der Staudamm sich zusätzlich füllt, während in der Nacht mit doppelter Kraft Wasser für die Stromerzeugung verwendet werden kann. Somit sind bereits normale Staudämme wichtige Energiespeicher für die Energiewende. Ich spreche hier noch nicht von Pumpspeichern oder gar den Lageenergiespeicher


Zudem gibt es, zumindest in Afrika und in Südamerika, noch viele unerschlossene Wasserkraft "Reserven". Allerdings ist man sich sehr wohl bewusst, dass jeder Staudamm auch ein enormer Eingriff in die Natur ist und sehr oft auch in die Lebensräume der Menschen eingreift! Insbesondere in Indien ist das Wasser der Flüsse heilig und damit ist kaum der Bau von Staudämmen möglich, wie ich von Richard M. Taylor, Chief Executive, International Hydropower Association, gelernt habe.

Afrika soll Strom bekommen

Während die Einwohner der Amerikas und Asien nahezu vollständig mit Strom versorgt werden, gibt es in Afrika immer noch 600 Millionen Menschen ohne Strom. Das bedeutet, kein Licht, kein einfach zu ladendes Mobiltelefon, kein Kühlschrank und auch kein Schweißgerät.

Der letzte Tag der Konferenz war daher Afrika gewidmet. Bei Afrika, hier ist im wesentlichen Schwarzafrika südlich der Sahara gemeint, muss man an die riesigen Flächen denken und die immer noch dünne Besiedlung. Dies macht den Bau eines Leitungsnetzes unwirtschaftlich und daher bekommt die Solarenergie in Inselsystemen oder in Microgrids, eine hohe Bedeutung.
Im Forum Talent and Capacity Building moderiert von Samir Ibrahim aus Kenia, rechts Sanjit 'Bunker' Roy aus Indien, und daneben Andreas Spiess, Solarkiosk, aus Deutschland.

Die praktische Umsetzung erfordert dabei ein gewisses Wissen um Strom und Solarenergie. Dieses versucht Bunker Roy mit seiner Barfuß Universität (Barefoot College) zu vermitteln, dabei unterrichtet er weltweit Frauen (Grandmothers) zu praktischen Themen der Solarnutzung, ein beeindruckendes Projekt!
Andreas Spiess versucht mit seiner, wie er betonte, kommerziellen Lösung des Solarkiosks in Afrika die Verbreitung der lokal angepassten Solarenergienutzung voranzutreiben.

Messestand 

Messestand der Heindl Energy GmbH

Die Heindl Energy GmbH hat den Speicher "Gravity Storage" auf einem Messestand präsentiert. Leider waren nur sehr wenige Unternehmen aus Europa auf der Messe vertreten. Der Stand war direkt neben Aramco, der größten Ölfirma der Welt aus Saudi-Arabien. Soweit ich es beobachtet habe, hatte unser Stand aber fast mehr Interesse geweckt.

Ein 600 MW Kraftwerk auf dem Wasser zur Notversorgung.
Es gab natürlich noch viele andere interessante Messestände, witzig fand ich noch die Idee des "Energieschiffs", das ist ein Schiff mit einem vollständigen Kraftwerk, inklusiver Umspannwerk, das in einen Hafen festmacht und die lokale Stromerzeugung, etwa nach einer Naturkatastrophe, unterstützen kann.

Noch einige Anmerkungen

Kurz nach dem Militärputsch in der Türkei war die Sicherheitsstufe sehr hoch, man wurde mindestens zweimal abgetastet, und ist dreimal durch Metalldetektoren gelaufen bevor man in den Hochsicherheitsbereich des Konferenzzentrums gelangte. 
Ausstellung zum Militärputsch
Im Konferenzbereich gab es eine Ausstellung über den Sieg des türkischen Volks gegen die Putschisten.

Die Organisation der Messe war zumindest "gewöhnungsbedürftig" aber Istanbul hat durch leckere Restaurants wieder einiges entschädigt. Es wurde mehrmals im Kongress auf die ausgezeichneten Urlaubsmöglichkeiten in der Türkei hingewiesen.
Etwas rustikales Kellerambiente bei der Verpflegung der Tagungsgäste, die Teilnahmepreise waren erheblich!
Die Teilnehmer der Konferenz kamen aus vielen Ländern, allerdings waren westliche Länder unterdurchschnittlich vertreten. So habe ich Griechenland vermisst, das ja angeblich große Gasvorkommen hat, aber wohl keine guten Beziehungen zur Türkei.
Herkunft der Tagungsteilnehmer, Asien bildete den Schwerpunkt.
Alle Foren waren im orientalischen Stil, auf fünf gemütlichen Sesseln saßen die Teilnehmer und diskutierten ohne Bilder, obwohl eigentlich immer Projektoren und aufwendige Bildschirme verfügbar waren.
Der Scheich aus Dubai neben dem Rainer Baake, deutscher Staatssekretär (3.vl)

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