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Samstag, 30. Juli 2011

Energiesparen

“Die beste Energiequelle ist Energiesparen”

Diese beliebte Formulierung, die man unter anderem im SPD Wahlprogramm findet, klingt sehr einleuchtend. Und das ist auch schon das Problem, eine einleuchtende Formulierung zu wiederlegen erfordert wesentlich mehr gedankliche Schärfe, als unsinnig klingende Forderungen.
Zunächst ist es natürlich physikalischer Unsinn, da Sparen natürlich keine Energiequelle ist. Genausowenig wie das Nichtautokaufen die beste Autofabrik ist. Aber an diesem eher sophistischem Argumentationsstrang will ich mich nicht aufhalten.
Welchen Vorteil hat Energiesparen? Man spart Geld! Und in der Tat ist, bei einem Strompreis von etwa 20ct/kWh, sparen sehr reizvoll, insbesondere wenn man bedenkt, dass die Herstellung des Stroms nur 7ct/kWh kostet. Man spart nämlich Steuern, und wer will das nicht? Die Funktion von Steuern ist, ein bestimmtes Verhalten zu steuern, und hier will der Gesetzgeber offensichtlich die Einsparung von Strom erreichen. Da die meisten Steuern schon viele Jahre existieren, sollte man vermuten, dass sie auch ihre Steuerungswirkung erfüllt haben. Daher blicken wir einmal in einen Haushalt, in den Haushalten werden 27% des Stroms verbraucht.

Abbildung: Stromverbrauch im Haushalt, Deutschland liegt mit 3500 kWh pro Jahr im Vergleich zu anderen Ländern in der unteren Hälfte!

Immer mehr Elektrogeräte

Die Zahl der Elektrogeräte übertrifft inzwischen die Zahl der Steckdosen in der Wand bei weitem, daher werden häufig im Diskounter Steckdosenleisten angeboten. Der einfache Besitz von Elektrogeräte ist aber noch kein Energieverbrauch, sieht man von dem Herstellungsaufwand und manchmal auftretenden Standbyverbrauch ab.
Richtig viel Strom wird erst gebraucht, wenn die Geräte eingeschaltet werden, wenn der Toaster glüht, die Waschmaschine wäscht, der Herd zum Kochen verwendet wird, die Mikrowelle den Kaffee aufwärmt, der Radio spielt, der Computer rechnet, der Brotbackautomat backt, der Fernseher läuft, die Stehlampe leuchtet, der Föhn die Haare trocknet, der Staubsauger die Wohnung reinigt, die Bohrmaschine bohrt, der elektrische Schraubenzieher dreht, der Eierkocher kocht, der Kühlschrankt kühlt, das Raclett bruzzelt, der Drucker druckt, die Nähmaschine näht, der Mixer mixt, das Babyphone quäkt, das Handy lädt, der Treppenlift fährt und das Heizkissen wärmt.
Das war sicher eine viel zu kurze Aufzählung, aber jedes dieser Geräte erfüllt eine Aufgabe, daher immer die verschiedenen Verben. Und jeden Menschen, den ich frage, sagt, er selbst verschwendet keine Energie, aber der Nachbar, der hat einen Wäschetrockner, einen Whirlpool, eine Sauna, eine Wärmelampe, eine elektronische Orgel, und so weiter.
Frage ich aber den Nachbarn, so hat auch der gute Gründe, mangelnde Zeit, gesundheitliche Gründe, ein kleines Baby, Freude an Musik und so weiter.
Abbildung: Und so teilt sich der Strombedarf im Haushalt auf. Jeder kann sich fragen: Wo macht Sparen am meisten Sinn? (Bildquelle: Wikipedia)

Nach diesen Beobachtungen glaube ich nicht, dass viele Menschen selbst auf die angenehmen Dienste der elektrischen Geräte verzichten wollen. Die Betonung liegt auf selbst, was die Anderen tun sollten, sollte erstmal deren Sorge bleiben, sie zahlen dafür auch ordentlich Stromsteuern.

Technische Lösungen

Bleibt als zweiter Ansatz Energiesparen durch technische Lösungen. Da bedeutet, dass Ingenieure versuchen, den gleichen Service, etwa saubere Wäsche, gekühlte Lebensmittel, mit weniger Strom zu erreichen. Dies gelingt auf jeden Fall!
Allerdings gibt es da mehrere Probleme. Das erste Problem ist, dass viele technische Lösungen auch einen deutlich erhöhten Aufwand nach sich ziehen, nicht zuletzt die Entwicklungskosten müssen bezahlt werden. Weiterhin haben viele Lösungen unerfeuliche Nebenwirkungen, die Sparlampe hat Quecksilber und leuchtet kalt, der Sparkühlschrank hat weniger Stauraum und mehr Isolation, die sparsame Waschmaschine braucht länger bis sie fertig ist.
Viele dieser Nachteile kann man ertragen so haben sich inzwischen Menschen an die weniger schönen Farben beim Essen unter der Sparlampe gewöhnt. Manchmal weichen die Menschen einfach aus und kaufen einen viel größeren Kühlschrank, da die A+ Klasse die Größe nicht berücksichtigt, kann dieser sogar mehr Strom als der kleine Kühlschrank benötigen.
Wesentlich schwieriger ist das Problem der Investition. Jede Einsparung durch technisch bessere Geräte erfordert das Kaufen von neuen Geräten. Und diese Investitionen müssen sich lohnen. In der Industrie gibt es dafür exakte Rechenmethoden, im Privatbereich spielt häufig das gefühlte Sparen eine Rolle.
Kaufen wir einen neuen Kühlschrank, so ist zuerst ein erheblicher Betrag zu zahlen, diese Zahlung wird als unangenehm empfunden. Danach wird die Stromrechnung um etwa sechs Euro pro Monat sinken, dies wird praktisch nicht wahrgenommen, da viele die Stromrechnung automatisch abbuchen lassen. Nach vielleicht zehn Jahren hat sich der Kühlschrank amortisiert, und das tatsächliche Energiesparen beginnt! Doch jeder von uns weiß, dass nach zehn Jahren häufig die eigene Lebenssituation anders ist, dass die Technik sich verändert hat oder dass Geräte defekt werden. Daher ist die Investition in das Energiesparen immer Risikobehaftet, man kann nicht sicher sein, ob man erstens wirklich Energie spart, und zweitens, ob es sich jemals rechnet. Das dürfte der tiefere Grund sein, warum viele weiterhin genau die Geräte verwenden, die bereits seit Jahren ihren Dienst tun.
Betrachtet man dieses Einzelverhalten auf einer makroökonomischen Ebene, also für das ganze Land, so sieht man, dass der Stromverbrauch in den letzten 20 Jahren im wesentlichen konstant geblieben ist, obwohl alle Geräte heute mit wesentlich energieeffizienterer Technik ausgestattet sind.

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