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Dienstag, 22. Juli 2025

Jürgen Schöttle

 Jürgen Schöttle

Das vollständige Gespräch mit Jürgen Schöttle auf YouTube.

Vom Schlosser zum Kraftwerksprofi

Jürgen Schöttle, Jahrgang 1942, begann seine berufliche Laufbahn mit einer Schlosserlehre, gefolgt von einem Maschinenbaustudium in Konstanz. 40 Jahre war er bei Siemens tätig – im Kraftwerksbau, insbesondere bei Kernkraftwerken. Seine Aufgaben reichten von der Konstruktion über die Montage bis zur weltweiten Leitung des Servicebereichs thermischer Kraftwerke. Seine tiefe technische Erfahrung und sein lebenslanger Umgang mit Energieanlagen prägen auch seine Sicht auf aktuelle Entwicklungen.

Technik, Sicherheit und jahrzehntelange Erfahrung

Schöttle spricht mit Respekt über die hohe Sicherheit und technische Raffinesse der Kernkraftwerke. Er schildert, wie auf jedes Detail geachtet wird: Schweißnähte an Reaktordruckbehältern wurden per Ultraschall mehrfach kontrolliert, Berechnungen doppelt geprüft. Die Sicherheitskultur – geprägt von konservativem Design und mehrstufiger Redundanz – sei ein Markenzeichen deutscher Ingenieurskunst.

Vom Bau zum Service – weltweit im Einsatz

Ab 1992 verantwortete Schöttle bei Siemens den Servicebereich thermischer Kraftwerke weltweit. Ob Gas-, Kohle- oder Kernkraftwerke: sein Team sorgte für Instandhaltung, Modernisierung und Reaktionsfähigkeit bei Problemen. Dabei erlebte er die Internationalisierung der Energieversorgung – mit teils sehr unterschiedlichen Standards und Herangehensweisen je nach Land.

Der Ausstieg und die verlorene Expertise

Kritisch betrachtet Schöttle den deutschen Atomausstieg. Die sichere und leistungsstarke Technologie sei aufgegeben worden – und mit ihr auch das über Jahrzehnte aufgebaute Know-how. Junge Ingenieure hätten heute kaum noch Zugang zu praktischer Ausbildung an Reaktoren. Eine Wiederinbetriebnahme abgeschalteter Anlagen hält er aus rechtlichen und politischen Gründen für ausgeschlossen, rein technisch aber möglich.

Stromnetz unter Stress – neue Anforderungen, alte Probleme

Mit Sorge sieht Schöttle die zunehmenden Herausforderungen im Stromnetz. Die fluktuierende Einspeisung aus Wind und Sonne stellt hohe Anforderungen an die Netzstabilität. Früher sei die Netzfrequenz mit rotierenden Massen der Turbinen stabilisiert worden – heute fehlt diese Trägheit. Ohne Grundlastträger wie Kern- oder Kohlekraftwerke werde das System instabiler und störanfälliger.

Energietechnik in der Schule

Nach dem Berufsleben brachte Schöttle seine Erfahrung ehrenamtlich in einer Realschule ein – insbesondere im Fach Physik. Sein Ziel: jungen Menschen ein realistisches Verständnis von Energie, Technik und physikalischen Grundlagen zu vermitteln. Für ihn ist klar: Energiedebatten müssen auf Fakten beruhen, nicht auf Wunschdenken.


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https://energiespeicher.blogspot.com/p/energiegesprache-mit-eduard-heindl.html

Stichworte: Kernkraftwerke, Siemens, Netzstabilität, Energietechnik, Reaktorsicherheit

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