Weitere Blogs von Eduard Heindl

Innovationsblog neue Ideen | Some Science my research | Energiespeicher Bedeutung und Zukunft | Energy Age the big picture (engl.)

Montag, 13. Oktober 2025

Prof. Dr. André Thess: Der Energiegipfel – Ausweg aus dem Klimakampf

 

Prof. Dr. André Thess: Der Energiegipfel – Ausweg aus dem Klimakampf

Stellen Sie sich vor, Sie stehen an einem Scheideweg: Eine Wende, die Freiheit verspricht, führt stattdessen zu Zwängen. So beschreibt Prof. Dr. André Thess, Physiker und Professor für Energiespeicherung an der Universität Stuttgart, die deutsche Energiewende. Geboren 1964 in Sankt Petersburg, geprägt von Studien in Dresden, Lyon und Princeton sowie Gastprofessuren in Stanford, Nagoya und Shenyang, analysiert er in seinem Buch „Der Energiegipfel: Ausweg aus dem Klimakampf“ 70 Jahre Energiepolitik. Thess plädiert für weniger Staat, mehr Markt – und lädt uns ein, selbst zu prüfen: Welche Entscheidungen haben uns wirklich vorangebracht? Ist die Energiewende ein Vorbild oder eine Falle?

Das vollständige Gespräch finden Sie auf YouTube:


Die Wende der Freiheit: Von der DDR zur Energiezwang

Erinnern Sie sich an Momente, die Ihr Leben veränderten? Für Thess war die Wende 1989 als 25-Jähriger in Dresden ein Triumph: „Die Wende in der DDR habe ich als 25-jähriger junger DDR-Bürger erlebt und ich denke heute noch mit Begeisterung und mit Freude daran zurück.“ Sie öffnete Türen zur Welt, ohne Zwang. Im Kontrast: Die Energiewende, seit den 1980ern geplant, koppelt Innovation an Verbote. Warum zwingt sie uns zu Wärmepumpen oder E-Autos, während der Übergang zum Smartphone freiwillig war? Thess warnt: Politische Planwirtschaft spaltet die Gesellschaft. Könnte mehr Freiheit – statt Subventionen – echte Fortschritte bringen?

Historische Eingriffe: Kohlepfennig versus Gasgeschäfte

Welche Lektionen ziehen Sie aus der Vergangenheit? Thess bewertet acht Maßnahmen an Kriterien wie Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Umwelt. Der Kohlepfennig der 1960er/70er, ein Zuschuss zur teuren deutschen Kohle, war Konsens – doch teuer und umweltschädlich. „Der Kohlepfennig aufgebürdet hat, mit dem man die deutsche Steinkohleförderung unterstützt hat.“ Positiv fielen die Gasröhren-Geschäfte mit der Sowjetunion unter Brandt und Schmidt: Trotz Kalter Krieg sicherten sie bezahlbares Gas, diversifiziert und umweltfreundlicher als Kohle. Aber: Politische Risiken wie Nord Stream? Thess trennt Ökonomie von Ideologie. Fordert der Markt nicht genau diese Balance, die der Staat oft verfehlt?

Atomausstieg: Emotion oder Enteignung?

Was treibt Politiker zu impulsiven Schritten? Der Atomausstieg 2011, nach Fukushima, kostete 100-200 Milliarden: Ein „spontaner übers Wochenende entschiedener Atomausstieg“. Thess sieht Enteignung und Zerstörung von Potenzial – schlimmer als der Kohleausstieg. Die Ethikkommission? Vereinnahmt: „Sie haben grundlegende Prinzipien der wissenschaftlichen Politikberatung nicht beachtet.“ Wissenschaftler sollten Ergebnisse nicht vorwegnehmen. Ist das der Preis für Panik? Oder ein Signal: Der Staat zerstört, was er nicht versteht?

Weniger Staat, mehr Markt: Die Billion-Euro-Rechnung

Wer soll entscheiden: Beamte oder Unternehmer? Thess’ Kernbotschaft: Der Staat beschränke sich auf Kernaufgaben wie Verteidigung und Justiz – nicht Energie. Acht Maßnahmen kosteten eine Billion Euro, die Bildung, Verteidigung oder Infrastruktur (wie die Dresdner Carolabrücke) retten könnte. „Der Staat hätte ungefähr eine Billion Euro gespart, wenn er auf die acht Maßnahmen verzichtet hätte.“ Sozialstaat und Bürokratie hemmen Gründer: In Deutschland fließt Risikokapital scheu, im Gegensatz zu Großbritannien. Warum? Attraktivität von Leistungen über Risiko. Könnte ein „Schlankheitskür“ den Unternehmergeist wecken – und Innovationen wie Thorium-Reaktoren freisetzen?

Technologie-Spirit: Mondlandung als Vorbild

Fasziniert Sie Technik noch? Thess’ Biografie – von Mondlandung bis Kernphysik – zeigt: Erfolge entstehen durch Abschluss, nicht Dauerförderung. Nach Apollo entließ die NASA Tausende; viele gründeten Silicon Valley. „Nach dem Abschluss dieser Mondlandung wurden tausende, wirklich tausende NASA entlassen.“ Ähnlich: Abschließt man Projekte wie Brüter-Reaktoren klar, motiviert das Neues. Automobil-Entlassungen? Marktzwang schafft Jobs; Staatszwang zerstört. Welche Technologien – SMRs, Fusionsreaktoren – blühen, wenn der Staat zurücktritt?

KI als Spiegel: ChatGPTs Urteil zur Energiewende

Trauen Sie Maschinen Neutralität zu? Thess testete ChatGPT: Trotz grüner Bias (es wählt Rot-Grün) kritisiert es viele Maßnahmen – Versorgung unsicher, Energie teuer, Umwelt leiden. „Die deutsche Energie und Klimapolitik [...] ein Misserfolg war.“ Ein robustes Echo seiner Analyse. Ist KI ein neutraler Richter – oder nur Spiegel unserer Vorurteile? Thess’ Buch ruft: Überwinden Sie Spaltungen durch Markt und Freiheit.

Sie finden alle Videos unter https://energiespeicher.blogspot.com/p/energiegesprache-mit-eduard-heindl.html

Stichworte: Energiewende, Staatseingriffe, Marktwirtschaft, Atomausstieg, Risikokapital

Sonntag, 12. Oktober 2025

Prof. Dr.-Ing. Markus J. Löffler: Die Speicherlücke in der Energiewende

 

Prof. Dr.-Ing. Markus J. Löffler: Die Speicherlücke in der Energiewende

In einem fundierten Gespräch wirft der promovierte Energietechniker und ehemalige Professor für elektrische Energiesysteme, Prof. Dr.-Ing. Markus J. Löffler, einen kritischen Blick auf die deutsche Energiewende. Aus seiner langjährigen Praxis bei Rheinmetallforschung und an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen analysiert er die technischen und organisatorischen Hürden. Seit 2018 widmet er sich am Westfälischen Energieinstitut der Auswertung von Energiedaten. Löffler warnt vor einer dramatischen Speicherlücke und plädiert für eine rationale, marktorientierte Umsetzung. Wie können wir ein solch komplexes System ohne klare Verantwortung steuern?

Das vollständige Gespräch finden Sie auf YouTube:


Der Einstieg in die Energietechnik: Von der Neugier zum Fachwissen

Löfflers Leidenschaft für Wissenschaft begann früh – schon als Kind zeichnete er den Mond an einem imaginären Seil zur Erde. Beeinflusst von Science-Fiction und Pionieren wie Daniel Düsentrieb, landete er in der Elektrotechnik an der TU Braunschweig. Dort spezialisierte er sich auf Hochspannung und Hochleistungspulstechnik, arbeitete an elektrischen Waffen und leitete später Labore. Die Energiewende nahm er ab 2016 bewusst wahr: „Ich habe da nur Unfug gelesen. Irgendwelche Größen werden um 10 % größer. Man wusste gar nicht, ob das 10 % von 0 war oder 10 % von 100.“ Frustriert von zahlenfreien Berichten entwickelte er eigene Modelle, um Leistungsverläufe zu berechnen. Welche Rolle spielen präzise Daten in einer Debatte, die oft in Prozenten ertrinkt?

Der Mix der Energiewende: Von 1000 zu 2500 Terawattstunden

Deutschlands Energieversorgung soll auf Erneuerbare umstellen – von einem bunten Mix aus Kohle, Gas und Kernenergie (ca. 20 Gigawatt) zu Wind und Sonne. Doch die Zahlen täuschen: 100 Gigawatt Solarinstallationen klingen beeindruckend, sind aber keine Garantie für Stabilität. Löffler rechnet mit 1000 Terawattstunden Strombedarf jährlich, ergänzt durch 2500 Terawattstunden Primärenergie. Die Lücke schließen Wärmepumpen (ca. 250 TWh) und Holz – der Rest fällt auf Wasserstoff: Schätzungen schwanken zwischen 250 und 1350 TWh, tendenziell 1000 TWh für Industrie und Kraftwerke. „Die neueste Zahl ist jetzt 2500 TWh Primärenergie. Also 1500 Terawattstunden Primärenergie fehlen jetzt auf einmal.“ Warum variieren Prognosen so stark, und wie wirkt sich das auf Investitionen aus?

Die Speicherherausforderung: 175 Terawattstunden fehlen

Der Kern des Problems: Speicher für volatile Erneuerbare. Löfflers Berechnungen ergeben 100 TWh Langzeitspeicher für Ausgleich, plus 75 TWh Puffer für Importe – insgesamt 175 TWh. Für die 90-tägige Notreserve steigen sie auf 200 TWh. Wo lagern? In bestehenden Gasspeichern: Poren und Kavernen fassen derzeit 160-180 TWh Erdgas, doch für Wasserstoff nur ein Fünftel – ca. 33 TWh. Porenspeicher scheiden aus, Kavernen schrumpfen jährlich um 1 % (bis 2045 nur 24 TWh). Ein Faktor-6-Zubau erfordert 400-500 neue Kavernen à 0,3 TWh – Bauzeit: 11 Jahre pro Stück. Mit aktuellem Personal: 50-100 Jahre. „Wenn ich das Speicher nicht habe, kann ich aufhören, kann ich heute oder morgen meinwegen aufhören mit all diesen Geschichten.“ Alternativen wie Methan (Sabatier-Prozess) oder Methanol könnten helfen, da sie bestehende Infrastruktur nutzen. Ist der Wasserstoffhype ein technischer Fehlschlag?

Planungslücken: Kein Bauherr, kein Projektleiter

Löffler vergleicht die Energiewende mit einem chaotischen Bauprojekt: Jede Legislaturperiode ein neuer „Bauherr“ (Wirtschaftsminister), keine feste Verantwortung. Die Bundesnetzagentur koordiniert Zahlen, ist aber kein Projektleiter. Fehlende AFP-Pläne (Arbeits-, Zeit-, Finanzierungsplan) und Ressourcenplanung führen zu Personalmangel. ChatGPT-Chat ergab: 14 von 15 Kriterien für Projektscheitern erfüllt – von unklaren Zielen bis fehlender Kommunikation. „Dieses Projekt Energiewende würde nach dieser Mitteilung von ChatGPT 14 mal an die Wand fahren.“ Der Staat sollte Rahmenbedingungen setzen (z. B. CO2-Steuer), den Markt aber walten lassen. Ein dediziertes Energieministerium mit langfristigem, qualifiziertem Leiter bräuchte es – wie eine „Parallelregierung“. Warum scheitert rationales Planen an politischer Kurzfristigkeit?

Ausblick: Langsame Evolution statt Revolution

Löffler plädiert für Marktanreize: CO2-Bepreisung treibt Innovation, Subventionen verzerren. Die Baugeschwindigkeit vervierfacht sich (von 2070 auf 2038-Ziel), ignoriert Abrisse alter Anlagen. Blackouts drohen nicht sofort, doch Überlastungen ja. Wohlstandsabbau (Flugscham, Kürzungen) signalisiert Scheitern – machbar in Krisen, aber unakzeptabel freiwillig. „Wer solche Gedanken hat, der sagt eigentlich indirekt aus, die Energie, wenn der es gescheitert.“ Global ist Deutschland kein Vorbild, sondern Mahnung: China baut Kohle neben Erneuerbaren, CO2-Maximum erst 2040. Bis 2090 könnten neue Kernkraftwerke zurückkehren. Der Markt, nicht der Staat, regelt – wie seit 1880. Wie balancieren wir Tempo und Machbarkeit?

Sie finden alle Videos unter https://energiespeicher.blogspot.com/p/energiegesprache-mit-eduard-heindl.html

Vince Ebert: Was läuft schief in Deutschland?

Vince Ebert: Was läuft schief in Deutschland?

In einem offenen Gespräch beleuchtet Physiker, Kabarettist und Bestsellerautor Vince Ebert die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen Deutschlands. Sein neues Buch „Wot Se Fack – Wie Deutschland aus den Krisen rauskommt“ dient als Ausgangspunkt für eine schonungslose Ist-Analyse. Ebert positioniert sich bewusst als Beobachter, der keine einfachen Lösungen anbietet, sondern die Komplexität unserer Situation aufzeigt. Wie sind wir in diese Sackgasse geraten? Und warum scheitern Versuche, etwas zu verändern, so oft an der Realität?

Das vollständige Gespräch finden Sie auf YouTube:

Von Akteur zum Beobachter: Die Frustration der Aufklärer

Ebert reflektiert seinen Wandel: Früher sah er sich als Akteur, der mit Büchern wie „Lichtblick statt Blackout“ die Energie- und Klimapolitik aufmischt. Politiker und Manager reagierten positiv – doch in der Praxis stimmten sie gegen ihre eigenen Einsichten. „Ich habe die traurige und frustrierende Erfahrung gemacht, dass einem die meisten Leute, die einem dann in vier Augen gesagt haben, das ist alles richtig, was sie da schreiben, dann wenn sie irgendwie bei der Bundestagsabstimmung über diese ganzen Gesetze abstimmen [...], dass sie oftmals genau das Gegenteil von dem sagen, was sie eigentlich privat denken.“ Diese Diskrepanz hat ihn entmutigt. Statt Lösungen zu versprechen, will er nun die Menschen „in ihrem Elend allein lassen“ – eine provokative Einladung, selbst zu reflektieren. Welche Rolle spielt hier der Druck der Öffentlichkeit?

Gefühl versus Rationalität: Ein historischer Kipppunkt

Ebert beginnt mit einer „ganz kleinen Geschichte der Menschheit“, inspiriert von Yuval Noah Harari. Der Mensch als gefühlsorientiertes Wesen hat durch die griechische Philosophie und die Aufklärung das kritische Denken entdeckt. Logik, Experimente und Humanismus schufen eine Balance: Individualismus gepaart mit Sozialsystemen. Doch heute dominiert das Gefühl die Rationalität. Wir haben Gleichheit erkannt und soziale Absicherung eingeführt – gut gemeint, aber übertrieben. Das Sozialbudget ist der größte Posten im Etat, doch es alimentiert auch Arbeitsfähige, die rational kalkulieren: Warum schuften für weniger Geld? „Der Mensch ist ja weder gut noch schlecht, sondern er ist einfach ein anpassungsfähiger Opportunist. Er maximiert seinen Nutzen.“ Ist diese Dysfunktionalität der Preis für zu viel Wohlstand? Ebert warnt vor einer Sackgasse: Wie finden wir zurück zur Balance, ohne Freiheit zu opfern?

Meinungsfreiheit unter Druck: Von der Selbstzensur zur Sanktion

Ein zentrales Thema ist die schwindende Meinungsfreiheit. 60 Prozent der Deutschen fühlen sich eingeschränkt, besonders bei Themen wie Migration oder Klima. Sanktionen sind real: Ein Redakteur erhielt Bewährung für ein satirisches Meme. Meldestellen in Nordrhein-Westfalen registrieren sogar unterhalb der Strafbarkeitsgrenze. Ebert, als Kabarettist, spürt die „Schere im Kopf“: Kollegen mildern Witze ab, um nicht „falsch abgebogen“ zu wirken. Jugendliche, geprägt von Social Media, sind noch vorsichtiger – weniger Alkohol, weniger Sex, mehr Konformität aus Angst vor Bashing. „Die jungen Leute [...] sind immer vorsichtiger, trinken deswegen weniger Alkohol, gehen deswegen weniger feiern und haben deswegen auch mehr Angst.“ Warum führt diese Überbehütung zu Intoleranz? Ebert sieht eine linksgrüne Dominanz in Institutionen – von Universitäten bis Justiz –, die aus den 68ern stammt und nun den „Marsch durch die Institutionen“ vollendet. Ist das der Preis der Liberalisierung der 80er und 90er?

Rückfall in voraufklärerische Zeiten: Postmodernismus und Sprachkontrolle

Ebert diagnostiziert einen Rückschritt: Gefühle übertrumpfen Fakten, wie im Postmodernismus seit den 70ern. Judith Butler negierte biologisches Geschlecht; heute wird Biologie als irrelevant abgetan. Gender Studies behaupten strukturelle Diskriminierung, ohne Experimente – pure Ideologie. Gendern soll Sichtbarkeit schaffen, doch Studien fehlen; es dient eher der Markierung: Wer nicht gendert, ist „falsch“. Sprache als Kontrollinstrument, orwellesk: „Es ist ein ganz subtiles Element, um Menschen zu kontrollieren.“ In der DDR durfte man „Deutschland“ nicht sagen – heute zensiert Wikipedia Gäste von Parteien. Wer profitiert wirklich? Ebert kritisiert die Entkopplung vom Produktionsprozess: Städter wählen grün-romantisch, fern von der Realität. Sind wir dekadent geworden?

Energie als Ersatzreligion: Ökologismus und wirtschaftlicher Abstieg

Im Kernbereich – Energie – sieht Ebert eine Pseudo-Religion: Atheismus sucht Ersatz im Ökologismus. Kernenergie ist tabu, Windräder heilig – unabhängig von Fakten. „Kernenergie ist böse. Das haben wir irgendwann mal so entschieden.“ Gentechnik gilt als sündig, obwohl Weizen gentechnisch gezüchtet ist. Städte priorisieren Klimapläne über Brückenbau; Bürokratie frisst Ressourcen. Drei Baustellen ignoriert die Politik: Migration, Energiepreise, Bürokratie. AfD wächst aus Heimatlosigkeit, nicht aus Extremismus – Verbote sind hilflos. Braindrain droht: Hochqualifizierte wandern aus. „Wir sind schon zweite Welt. Wir leben zwar immer noch von unserer Substanz [...], aber wir brauchen das immer mehr auf.“ Ebert, nun in Wien lebend, spürt den Kontrast: Österreich ist lockerer, doch der Abstieg naht europaweit. Wie lange hält der Supertanker?

Dieses Gespräch regt an: Wo liegt der Kipppunkt? Eberts Aufruf zur Reflexion ist ein Weckruf – ohne Rezept, aber mit scharfer Beobachtung.

Sie finden alle Videos unter https://energiespeicher.blogspot.com/p/energiegesprache-mit-eduard-heindl.html

Freitag, 12. September 2025

Dr. Martin Pache: Kernenergie

 

Dr. Martin Pache: Kernenergie – Technik, Rückbau und Zukunftsperspektiven

Das vollständige Gespräch mit Dr. Martin Pache auf YouTube.

Dr. Martin Pache, seit 22 Jahren bei Westinghouse tätig, teilt in diesem Gespräch seine fundierten Einblicke in die Kernenergie. Er studierte Allgemeinen Maschinenbau in Darmstadt, promovierte in München zur Produktentwicklung und stieg bei Westinghouse ein. Dort übernahm er Rollen in Projektleitung, Kundenbetreuung, technischem Marketing, Qualität und Sicherheit sowie als Engineering Director – mit Einsätzen in den USA, Südafrika und ganz Europa. Seit 2023 leitet er als Geschäftsführer Westinghouse Electric Germany Großprojekte zum Rückbau von Kernkraftwerken. Westinghouse Mannheim betreut Service für laufende Anlagen, den Rückbau abgeschalteter Werke und Technologien zur Behandlung radioaktiven Abfalls. Als ehrenamtlicher Sprecher des Branchenverbands KernD engagiert er sich für technologieoffene Debatten.

Vom Maschinenbau zur Kerntechnik: Eine Leidenschaft für Technik

Pache beschreibt seinen Einstieg als klassischen Ingenieurweg: Inspiriert von Lego, Schiffen und väterlicher Begeisterung für Technik, führte das Studium in Darmstadt und die Promotion in München zur Kernenergie. Ursprünglich an Automobiltechnik interessiert, lockte ein Praktikum bei ABB Reaktor – noch vor der Westinghouse-Ära – ihn in die Branche. „Ich bin sehr begeistert von der Technik, auch von dem, wie in der Kerntechnik zusammengearbeitet wird. Es ist kein knallhartes Konkurrenzgeschäft, sondern Leute, die in erster Linie von der Technik begeistert sind.“ Trotz Höhen und Tiefen wie Fukushima und politischer Wenden blieb er der Branche treu, die von Betrieb zu sicherem Rückbau überging.

Bau von Kernkraftwerken: Phasen, Herausforderungen und Serienpotenzial

Der Bau von Kernkraftwerken wird oft als endloser Prozess dargestellt – von 20 bis 40 Jahren. Pache betont die Bandbreite: Verzögerungen entstehen meist durch Genehmigungen, nicht den Bau selbst. Kostenexplosionen resultieren aus Stillstand, der Zinslasten und Lieferketten belastet: „Das Teure ist eigentlich nicht der Bau des Kraftwerks, sondern das Teure ist eigentlich der Stillstand.“ Große Komponenten wie das Reaktordruckgefäß sind gut kalkulierbar, Unsicherheiten lauern bei Beton und Gebäudetechnik. Serienbau, wie bei den deutschen Konvoiwerken, hilft enorm. Westinghouses AP1000 (Generation 3+) wurde bereits sechsmal gebaut; nach dem „Einschwingen“ sinken Kosten und Termine. In Dubai (Barakah) schafften Koreaner vier Blöcke in acht Jahren dank starkem Projektmanagement und Kleinserie – trotz Wüstenhitze und strenger Regulierung. In Europa (Finnland: Olkiluoto; Frankreich: EPR; UK: Hinkley Point) bremsen Regulierungen und fehlender Serieneffekt.

Brennelemente und Wartung: Verfügbarkeit und Langlebigkeit

Ein Mythos: Brennelemente seien nicht mehr käuflich. Pache, vor dem Bundestagsausschuss befragt, widerlegt das – Westinghouse Schweden hätte in sieben Monaten geliefert, nicht in den publizierten 1,5 Jahren. Isar 2 war ein 100-prozentiger Westinghouse-Kern; keine Neulizenzierung nötig. Das Russland-Gerücht stammt von VVER-Reaktoren (z. B. in Finnland), doch Westinghouse beliefert diese seit über 10 Jahren europäisch lizenziert. Konfigurationen variieren: Druckwasserreaktoren wie Konvoi nutzen 18x18-Raster; Sieder- oder VVER-Elemente unterscheiden sich in Form und Materialien, doch das Prinzip (Pellets in Röhrchen) bleibt gleich.

Wartung folgt drei Motiven: Obsoleszenz in der Leittechnik, Alterung durch Korrosion oder Lastwechsel. Regelmäßige Prüfungen (Ultraschall, Wirbelstrom) identifizieren Risiken; Dampferzeuger (bis 500 Tonnen, 20 m hoch) werden oft ausgetauscht – sogar in kleinen Anlagen wie Beznau (Schweiz) nach 30–40 Jahren, um Laufzeit zu verlängern. „Kernkraftwerke sind vergleichbar mit dem Haus: Wenn ich ein Haus gebaut habe, reiße ich es nicht nach 3 Jahren wieder ab.“ Ursprünglich auf 40 Jahre ausgelegt, erreichen viele 60–80 Jahre, potenziell 100 – dank hoher Sicherheitsmargen und minimaler Abnutzung bei Vollastbetrieb.

Rückbau in Deutschland: Politische Entscheidung und Reaktivierbarkeit

Deutschlands hektischer Rückbau – inklusive Kühlturmsprengungen – wirkt Pache bedingt nachvollziehbar: Es signalisiert Abschluss, doch Türme sind rekonstruierbar und nicht nuklear. Genehmigungen kamen teils erst 2024; der Abbau beginnt innen (Reaktoreinbauten unter Wasser zerlegt) nach außen. Brennelemente kühlen vier Jahre im Becken, dann trocken in Castor-Behältern. Dampferzeuger könnten dekonamiert werden, sind aber designbedingt einzigartig. Reaktordruckgefäße, nie ausgetauscht, gelten als „Ende“ – doch theoretisch machbar. Reaktivierung? „Sehr viel ist möglich“ – abhängig von Invest und Zeit (nicht Kosten). Personal fehlt nicht; Ausbildung via Simulatoren dauert gestuft 10 Jahre, doch mit Horizont reaktivierbar. Entsorgung: Kein technisches Problem, sondern Standortsuche; Aufbereitung würde 60-fach mehr Energie nutzen – absurd, 96 % Uran 238 zu vergraben.

Zukunft: Von Generation 4 bis Small Modular Reactors

KernD, ohne Betreiber, fokussiert Aufklärung: Technologie offen, begeisternd für Jugendliche. CO2-Freiheit erfordert Mix: Kernenergie als Grundlast-Partner zu Erneuerbaren (wie in Frankreich/Skandinavien) stabilisiert Netze durch Trägheit. Kosten? Variabel; Reaktivierung günstiger als Neubau, wettbewerbsfähig für Industrie (z. B. BASF: 40 TWh/Jahr). Vertrauen? Ängste durch Narrative; Aufklärung über Risiken und Fortschritte nötig – Gasrisiken und fehlende Langzeitspeicher machen Kernenergie attraktiv.

Generation 3+ (AP1000, EPR) setzt auf passive Sicherheit (Naturumlauf, kein Notstrom). Gen 4 zielt auf Abfallreduktion, höhere Temperaturen (Wasserstoff), Thorium-Betrieb – ergänzend zu Uran/Plutonium. SMRs (z. B. AP300) versprechen Serienfertigung wie Flugzeuge: Kürzere Dauern, geringeres Risiko, Harmonisierung. In 30 Jahren: Spaltung vorangetrieben, SMR-Serien, näher an Fusion – Erneuerbare in Nischen („Solar ist toll, aber die Nische ist der Tag“).

Sie finden alle Videos unter https://energiespeicher.blogspot.com/p/energiegesprache-mit-eduard-heindl.html

Kernkraftwerke, Rückbau, Brennelemente, Generation 4, Small Modular Reactors

Samstag, 30. August 2025

Prof. Dr. Andreas Bett

Prof. Dr. Andreas Walter Bett: Pionier der Solarforschung

Prof. Dr. Andreas Walter Bett, geboren am 25. April 1962 in Furtwangen, ist ein renommierter deutscher Physiker und Solarforscher. Als Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg und Professor für Solare Energie – Materialien und Technologien an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg hat er zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den 17. Europäischen Becquerel-Preis für herausragende Leistungen in der Photovoltaik, den EARTO-Innovationspreis für höchsteffiziente Konzentratorsolarsysteme und 2023 den Forschungspreis der Werner Siemens-Stiftung für das Projekt zur höchsteffizienten Erzeugung von Strom und Wasserstoff aus Solarenergie. Im Gespräch mit Prof. Dr. Eduard Heindl teilt er Einblicke in seine Karriere und die Entwicklungen am ISE, das 1981 gegründet wurde und heute rund 1400 Mitarbeiter beschäftigt. Bett, der aus dem Schwarzwald stammt, studierte Physik und Mathematik in Freiburg und fand über eine Diplomarbeit zu Halbleitermaterialien den Weg zur Solarenergie. "Ich habe mich dann entschieden zu promovieren und bin am Institut hängen geblieben", reflektiert er über seinen Einstieg, der von der Vision des Institutsgründers Prof. Goetzberger geprägt war, eine Energiewende voranzutreiben – inspiriert von der Ölkrise und Grenzen des Wachstums, nicht als Hype, sondern als Notwendigkeit.

Den vollständigen Vortrag finden Sie auf YouTube.

Geschichte und Mission des Fraunhofer ISE

Das ISE hat eine bewegte Geschichte: Von den Anfängen mit 60-70 Mitarbeitern in den 1980er Jahren bis zu kritischen Phasen in den 1990er Jahren mit Finanzierungsproblemen wuchs es zu einem Weltrekordhalter in der Photovoltaik. Bett betont die angewandte Forschung in Kooperation mit der Industrie, ergänzt durch wissenschaftliche Exzellenz und universitäre Anbindungen. Mit einem Budget von 150 Millionen Euro jährlich finanziert sich das Institut zu 10% aus Grundmitteln, der Rest aus Projekten und Industrieaufträgen (aktuell 25% direkt von der Industrie). Die Mission: Erneuerbare Energien weltweit vorantreiben, mit Fokus auf Systeme, nicht nur Zellen. Bett beschreibt Phasen von Aufschwung und Rückschlag, wie nach dem EEG in den 2000er Jahren, und hebt die intrinsische Motivation der Mitarbeiter hervor: "Die Leute kommen hierher, weil sie an einem Projekt mitarbeiten wollen, wo sie wirklich eine hohe intrinsische Motivation haben."

Solarzellentechnologien: Von Silizium zu Mehrfachzellen

Silizium dominiert den Markt wegen seiner Verfügbarkeit und Effizienz – das ISE spielte eine Schlüsselrolle bei der Steigerung des Wirkungsgrads auf fast das theoretische Limit von 29% (praktisch über 27%). "Wirkungsgrade sind ein extremer Hebel, weil die Gesamtkosten damit massiv sinken", erklärt Bett. Er kontrastiert dies mit III-V-Materialien wie Galliumarsenid, die für Weltraumanwendungen (z.B. Satelliten) höhere Effizienzen bieten und am ISE patentiert wurden. Der Weltrekord des ISE: 47,2% unter konzentriertem Licht mit einer Vierfach-Solarzelle. Konzentrierte PV reduziert Material um Faktor 1000 durch Optiken wie Brenngläser, eignet sich für sonnenreiche Gebiete, erfordert aber Nachführung und ist wolkenempfindlich. Bett diskutiert Tandemstrukturen mit Perowskiten auf Silizium für höhere Effizienzen und erwähnt Alternativen wie Kupfer statt Silber für Kontakte, um Kosten zu senken: "Silizium ist das zweithäufigste Element, da haben wir keine Limitierung – Silber kann man durch Kupfer ersetzen." Dünnschichttechnologien wie amorphes Silizium sind gescheitert, während CIGS oder CdTe Nischen besetzen.

Speicher und Sektorenkopplung: Batterien und Wasserstoff

Für die Integration fluktuierender Energien sind Speicher essenziell. Bett hebt Batterien für Kurzzeitspeicherung hervor, deren Kosten dank China gesunken sind; das ISE forscht an Lithium-Ionen, Natrium- und Zink-Ionen-Batterien. Für Langzeitspeicher und Dunkelflauten favorisiert er Wasserstoff: "Wir brauchen Wasserstoff als Ausgangsstoff für synthetische Kraftstoffe und Polymere – die molekulare Wende." Er sieht Synergien in der Industrie, wo Wasserstoff bereits gehandhabt wird, und diskutiert Träger wie Methanol oder Dimethylether. In Deutschland prognostiziert er einen Strombedarf von ca. 1000 Terawattstunden bis 2045 durch Elektrifizierung (Mobilität, Wärme), deckbar durch PV, Wind und Importe. "Die Primärenergie sinkt, weil Methoden effizienter sind", betont er. Agri-PV und Dachnutzung lösen Flächenprobleme, ohne Landwirtschaft zu beeinträchtigen.

Globale Perspektiven und Zukunft der Energiewende

Weltweit sieht Bett PV als dominant: Bis 2060 könnten 70 Terawatt installiert sein, mit jährlich 3-4 Terawatt Neuinstallationen, um CO2-neutral zu werden. China führt, doch USA und Indien bauen Produktion auf; Europa sollte Resilienz sichern, um Abhängigkeiten zu vermeiden. Importe aus sonnenreichen Ländern wie Namibia machen Sinn: "Solarenergie wird hier immer teurer sein als in Regionen mit 2 Cent pro kWh." Bett plädiert für Industriepolitik und Vorbildfunktion Deutschlands: "Wenn wir zeigen, dass es mit Erneuerbaren kostengünstig geht, folgen andere." Er warnt vor Monopolen und fordert Diversifikation.


Sie finden alle Videos unter https://energiespeicher.blogspot.com/p/energiegesprache-mit-eduard-heindl.html

Solarenergie, Fraunhofer ISE, Wirkungsgrad, Wasserstoff, Energiewende

Samstag, 16. August 2025

Prof. Dr. Sepp Hochreiter

Prof. Dr. Sepp Hochreiter – KI-Pionier und Erfinder des LSTM

Den vollständigen Vortrag finden Sie auf YouTube:

Prof. Dr. Sepp Hochreiter, geboren 1967 in Mühldorf am Inn, leitet an der Johannes Kepler Universität Linz das Institut für Machine Learning und das AI Lab. Seit Februar 2024 ist er Chief Scientist bei NXAI. In diesem Gespräch mit Prof. Dr. Eduard Heindl teilt er Einblicke in seine Pionierarbeit bei neuronalen Netzen, insbesondere der Entwicklung von LSTM (Long Short-Term Memory), und diskutiert aktuelle Fortschritte wie xLSTM sowie die Zukunft der KI. Das Gespräch beleuchtet den Übergang von akademischer Forschung zu industriellen Anwendungen und berührt Themen wie Energieeffizienz und gesellschaftliche Implikationen.

Der Einstieg in die KI und die Erfindung von LSTM

Hochreiter begann sein Informatikstudium an der TU München 1987, zu einer Zeit, als KI noch kein großes Thema war. Er fand klassische Informatikthemen wie Sortieralgorithmen langweilig und wandte sich neuronalen Netzen zu, betreut von Jürgen Schmidhuber. In seiner Diplomarbeit entwickelte er LSTM, um das Problem des "vanishing gradients" in rekurrenten Netzen zu lösen. Dies ermöglichte es, Informationen über längere Zeiträume zu speichern.

Ein illustratives Zitat von Hochreiter: "Ich habe ein neuronales Netz gebaut... und habe ich gesehen, der Gradient... je weiter das zurückgeht in die Zeit, umso kleiner wird der Gradient." Diese Erkenntnis führte zur Memory Cell, die Gradienten konstant hält und Netze für sequentielle Daten wie Sprache oder Zeitreihen geeignet macht. LSTM war bis 2017 in Geräten wie Smartphones für Spracherkennung integriert, bevor Transformer-Modelle übernahmen.

Vom LSTM zu Transformer und xLSTM

Der Übergang zu Transformern erfolgte 2017 mit dem Paper "Attention is All You Need". Transformer parallelisieren besser, was Skalierung ermöglicht, aber LSTM war Vorreiter, z.B. in ELMo, dem ersten Large Language Model. Hochreiter entwickelte xLSTM, um LSTM skalierbar zu machen: "Es geht genauso gut, aber es ist viel schneller... wir sind dann auf zehn mal schneller."

xLSTM kombiniert LSTM mit Attention, ist energieeffizienter und linear in der Komplexität, im Gegensatz zur quadratischen von Transformern. Es eignet sich für Zeitreihen-Foundation-Modelle, die Zeitreihen vorhersagen, ohne Neulernen. Hochreiter betont Vorteile wie State-Tracking: "Der Transformer hat kein Gedächtnis... das LSTM kann im Gedächtnis einfach speichern. Das System ist in dem Zustand."

Anwendungen in Industrie und Zeitreihenanalyse

LSTM und xLSTM finden Anwendung in Zeitreihen, z.B. Aktienkursen, Wettervorhersagen oder Maschinenwartung. Hochreiter: "Zeitreihen kommen in Industrie überall vor... da ist LSTM immer besser gewesen." Bei NXAI entstand ein Zeitreihen-Foundation-Modell mit 50 Millionen Zeitreihen, das Prognosen ohne Retraining liefert.

In der Hydrologie speichert xLSTM Systemzustände wie Wasserspeicherung in Schnee oder Boden. Ähnlich in Robotik: Es merkt Positionen, im Gegensatz zu Transformern, die alles neu berechnen. Dies macht KI energieeffizienter für Edge-Computing in Drohnen oder Maschinen.

KI-Winter, Deep Learning und Skalierung

Hochreiter reflektiert über KI-Phasen: Nach LSTM (1991) kam ein "KI-Winter", wo Support Vector Machines dominierten. Deep Learning startete 2006 mit Geoffrey Hinton, der den Nobelpreis erhielt. Skalierung ermöglichte Große Modelle mit Milliarden Parametern, aber Hochreiter warnt: "Die meisten der besten Lösungen für neuronale Netze sind unentdeckt... weil wir immer den Fehler verbessern müssen."

Er plädiert für Industrialisierung: KI muss kleiner, spezialisiert und effizient werden. Europa fehlt Infrastruktur, aber durch Innovation kann Anschluss gefunden werden. Mentale Unterschiede: In den USA gründet man Startups, in Europa strebt man Professuren an.

Zukunft: Kreativität, Bewusstsein und Ethik

KI fehlt Kreativität: "Es wurde jeder Kreativität beraubt, weil es hat genauso wie Beethoven sein müssen." Bewusstsein entsteht automatisch in komplexen Weltmodellen. Für Ethik: Mensch bleibt im "Fahrersitz", da KI keine Empathie hat. Gefahren: Manipulation in Medien oder Verantwortungsabgabe.

Hochreiter rät zu diversen Quellen gegen Filterblasen. Simulationen mit KI erkennen Makrostrukturen, z.B. in Physik oder Prozessen wie Weizenkorn-Interaktionen, und ermöglichen effiziente Modelle.

Abschluss und Ausblick

Das Gespräch endet mit Optimismus für Europas KI-Rolle durch Industrialisierung. Hochreiter betont Durchlässigkeit zwischen Uni und Industrie.

Sie finden alle Videos unter:
https://energiespeicher.blogspot.com/p/energiegesprache-mit-eduard-heindl.html

Stichworte: LSTM, künstliche Intelligenz, Transformer, Zeitreihen, Bewusstsein

Freitag, 8. August 2025

Prof. Dr. Simone Walker-Hertkorn

Gespräch mit Prof. Dr. Simone Walker Hertkorn

Prof. Dr. Simone Walker Hertkorn ist seit 1999 in der Geothermie aktiv und als Expertin hochgeschätzt. Ihr thematischer Schwerpunkt ist die Wärmepumpentechnik. Sie gilt als Koryphäe der Branche und hat mit ihrer Expertise viele Industriepartner bei komplexen Wärmepumpen-Projekten beratend begleitet. Als Mitglied der Geschäftsführung der tewag GmbH erkannte sie schon früh die Synergieeffekte von Solarenergie und Geothermie. Gemeinsam mit ihrem Team ermöglichte sie wegweisende, innovative Wärmeprojekte. Ihr Buch "Arbeitshilfen Geothermie: Grundlagen für oberflächennahe Erdwärmesondenbohrungen" (ISBN 9783895541674) dient als Standardwerk. Mehr zur tewag GmbH: https://www.tewag.de/unternehmen.html.

Das vollständige Gespräch mit Prof. Dr. Simone Walker Hertkorn auf YouTube.

Weg zur Geologie und Geothermie

Simone Walker Hertkorn, promovierte Geologin und Expertin für oberflächennahe Geothermie, erzählt von ihrer Faszination für Steine und Fossilien in der Kindheit. Durch Schulausflüge und das Studium in Tübingen vertiefte sie sich in Paläontologie und Geowissenschaften. Heute leitet sie Projekte zur Wärmegewinnung aus dem Boden und engagiert sich in Gremien wie dem VDI-Richtlinienausschuss. Sie hat die Patricius-Medaille erhalten und ist eine der wenigen Frauen in diesem Bereich. Ihr Fokus liegt auf praktischen Anwendungen der Geologie in der Energiewende, insbesondere bei Wärmepumpen und Erdwärme.

Funktionsweise von Wärmepumpen

Eine Wärmepumpe nutzt niedrige Temperaturen aus der Umwelt, um höherwertige Wärme zu erzeugen. Im Boden herrschen konstante Temperaturen ab etwa 10 Metern Tiefe, die durch Sonnenenergie gespeichert werden. Das System arbeitet mit einem Kältemittel, das bei niedrigen Temperaturen verdampft, komprimiert wird und Wärme abgibt. Elektrische Verdichter heben die Temperatur auf 50–70 Grad für Heizung und Warmwasser. Moderne Hochtemperatur-Wärmepumpen erreichen bis 120 Grad. Wärmepumpen können auch kühlen und Abwärme nutzen. In städtischen Gebieten wie Stuttgart oder Berlin sind Temperaturen höher durch urbane Wärmeinseln.

Erdwärmesonden: Installation und Nachhaltigkeit

Erdwärmesonden sind schmale Bohrungen (ca. 12 cm Durchmesser) bis 250 Meter Tiefe, in die Kunststoffrohre eingebaut werden. Ein Wasser-Glykol-Gemisch zirkuliert, angetrieben von einer Umwälzpumpe, und entnimmt Wärme. Die Planung berücksichtigt Regeneration des Bodens durch natürliche Prozesse oder Rückführung von Wärme im Sommer. In Deutschland gelten strenge Normen, z. B. die LQS in Baden-Württemberg, an deren Entwicklung Walker Hertkorn mitwirkte. Für größere Projekte wie Quartiere werden mehrere Sonden gebohrt, unter Berücksichtigung von Abständen und Grundwasserschutz. Grundwasser kann als Quelle genutzt werden, ist aber wartungsintensiv. Alternativen sind Flächenkollektoren, die horizontal verlegt werden und selbst gebaut werden können.

Kosten, Hindernisse und Wirtschaftlichkeit

Für ein Einfamilienhaus mit 120–130 Bohrmetern kosten Sonden ca. 15.000–16.000 Euro netto. Größere Projekte erfordern mehr Bohrungen und berücksichtigen Geologie und Schutzgebiete. Hindernisse: Wenige Bohrfirmen (ca. 300 in Deutschland), Fachkräftemangel und bürokratische Genehmigungen, die je Bundesland variieren. 25 % der Fläche in Baden-Württemberg sind Wasserschutzgebiete. Sonden halten Generationen (über 100 Jahre), überdauern mehrere Wärmepumpen und steigern den Grundstückswert. Luftwärmepumpen sind günstiger, aber weniger effizient. Preise steigen durch Marktdruck, doch langfristig sparen sie Energie.

Zukunftsperspektiven und Innovationen

Der Markt wächst stark, doch Strompreise müssen niedrig bleiben, um Wärmepumpen attraktiv zu halten. Walker Hertkorn plädiert für Ausbau von Kapazitäten und Ausbildung junger Fachkräfte. Innovationen umfassen kalte Nahwärmenetze, Integration von Solar und Abwärme sowie Eisspeicher. In Skandinavien und der Schweiz sind öffentliche Flächen nutzbar. CO2-Bilanz ist günstig durch geringe Dieselverbräuche bei Bohrungen. Fernwärme kann ergänzt werden, z. B. in Megawatt-Projekten. Walker Hertkorn betont Nachhaltigkeit und Synergien für die Energiewende.

Sie finden alle Videos unter https://energiespeicher.blogspot.com/p/energiegesprache-mit-eduard-heindl.html

Wärmepumpe, Geothermie, Erdwärmesonden, Nachhaltigkeit, Energiewende