Heinrich Fischer
Vom Unternehmer zum politischen Energie-Denker
Heinrich Fischer, Physiker, Elektroingenieur und Volkswirt, bringt jahrzehntelange Erfahrung aus der Spitzenindustrie mit. Nach Stationen bei IBM, Balzers, Saurer und Hilti engagiert er sich heute in energie- und europapolitischen Debatten der Schweiz. Sein Interesse an der Energiepolitik entstand aus der Sorge, dass die Grundlagen des schweizerischen Wohlstands gefährdet sein könnten – insbesondere durch unzureichend durchdachte Pläne zur Energieversorgung und den möglichen Verlust der nationalen Souveränität durch ein EU-Rahmenabkommen.
Wasserkraft und Atomenergie: Die Stärken der Schweiz
Fischer betont die außergewöhnliche Ausgangslage der Schweiz durch ihre 660 Stauseen und eine etablierte Kernkraft-Infrastruktur. Wasserkraft deckt etwa die Hälfte des Strombedarfs, Kernkraft ein weiteres Drittel. Diese Grundpfeiler bieten nicht nur Versorgungssicherheit, sondern auch eine CO₂-freie Stromerzeugung. Die Schweiz sei im Winter dank großer Speicherseen ein stabilisierender Faktor im europäischen Netz – wenn auch die Kapazitäten langfristig nicht ausreichen, um den Bedarf einer vollelektrifizierten Zukunft zu decken.
Energiewende mit Fallstricken
Trotz Förderung für Solaranlagen – insbesondere im alpinen Raum mit hohem Winterertrag – hemmen Bürokratie, Infrastrukturmängel und Investitionsunsicherheiten den Ausbau. Die Problematik: Im Sommer gibt es Stromüberschüsse, die kaum genutzt werden können, während im Winter Versorgungsengpässe drohen. Der Import von grünem Wasserstoff erscheint laut Fischer technisch und wirtschaftlich kaum realistisch. Die Dekarbonisierung müsse pragmatisch und technologieoffen gedacht werden – ohne ideologische Scheuklappen.
Europas Innovationsproblem und die Rolle der ETH
Fischer hebt die Innovationskraft der ETH Zürich hervor, wo er im Stiftungsrat tätig ist. Start-ups entstehen dort aus praxisnaher Forschung mit internationalem Anschluss. Doch Europa habe ein strukturelles Problem: Zu viele Regulierungen, zu wenig Risikofreude. Der Erfolg der Schweiz beruhe auch auf geringer Bürokratie und starkem Vertrauen der Bürger in den Staat. Länder wie Deutschland und Frankreich drohten laut Fischer im globalen Innovationsvergleich weiter zurückzufallen.
Demokratie als Fundament – und Hindernis?
Die direkte Demokratie in der Schweiz erlaube es, energie- und klimapolitische Ziele demokratisch zu legitimieren – aber auch lokale Projekte zu blockieren. Ein Ziel wie CO₂-Neutralität wird zwar mehrheitlich unterstützt, konkrete Wind- oder Solarkraftprojekte stoßen jedoch häufig auf Widerstand. Dennoch plädiert Fischer dafür, dieses politische System als Garant für Langfristigkeit und Akzeptanz zu erhalten – auch wenn es langsamer sei als zentralistische Modelle.
EU, Neutralität und geopolitische Herausforderungen
Fischer sieht die Schweiz als eigenständiges, innovationsgetriebenes Land, das seine Unabhängigkeit nicht durch ein übergriffiges EU-Rahmenabkommen aufgeben sollte. Gleichzeitig fordert er mehr Flexibilität in außen- und sicherheitspolitischen Fragen – etwa im Verhältnis zur NATO oder in der Haltung zu Russland. Die Schweiz müsse bereit sein, ihre Neutralität neu zu denken, ohne ihre demokratischen Prinzipien zu verraten.
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https://energiespeicher.blogspot.com/p/energiegesprache-mit-eduard-heindl.html
Stichworte: Schweiz Energiepolitik, Wasserkraft & Kernenergie, Innovationsförderung ETH, direkte Demokratie, EU-Rahmenabkommen
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