Weitere Blogs von Eduard Heindl

Innovationsblog neue Ideen | Some Science my research | Energiespeicher Bedeutung und Zukunft | Energy Age the big picture (engl.)

Sonntag, 12. Oktober 2025

Vince Ebert: Was läuft schief in Deutschland?

Vince Ebert: Was läuft schief in Deutschland?

In einem offenen Gespräch beleuchtet Physiker, Kabarettist und Bestsellerautor Vince Ebert die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen Deutschlands. Sein neues Buch „Wot Se Fack – Wie Deutschland aus den Krisen rauskommt“ dient als Ausgangspunkt für eine schonungslose Ist-Analyse. Ebert positioniert sich bewusst als Beobachter, der keine einfachen Lösungen anbietet, sondern die Komplexität unserer Situation aufzeigt. Wie sind wir in diese Sackgasse geraten? Und warum scheitern Versuche, etwas zu verändern, so oft an der Realität?

Das vollständige Gespräch finden Sie auf YouTube:

Von Akteur zum Beobachter: Die Frustration der Aufklärer

Ebert reflektiert seinen Wandel: Früher sah er sich als Akteur, der mit Büchern wie „Lichtblick statt Blackout“ die Energie- und Klimapolitik aufmischt. Politiker und Manager reagierten positiv – doch in der Praxis stimmten sie gegen ihre eigenen Einsichten. „Ich habe die traurige und frustrierende Erfahrung gemacht, dass einem die meisten Leute, die einem dann in vier Augen gesagt haben, das ist alles richtig, was sie da schreiben, dann wenn sie irgendwie bei der Bundestagsabstimmung über diese ganzen Gesetze abstimmen [...], dass sie oftmals genau das Gegenteil von dem sagen, was sie eigentlich privat denken.“ Diese Diskrepanz hat ihn entmutigt. Statt Lösungen zu versprechen, will er nun die Menschen „in ihrem Elend allein lassen“ – eine provokative Einladung, selbst zu reflektieren. Welche Rolle spielt hier der Druck der Öffentlichkeit?

Gefühl versus Rationalität: Ein historischer Kipppunkt

Ebert beginnt mit einer „ganz kleinen Geschichte der Menschheit“, inspiriert von Yuval Noah Harari. Der Mensch als gefühlsorientiertes Wesen hat durch die griechische Philosophie und die Aufklärung das kritische Denken entdeckt. Logik, Experimente und Humanismus schufen eine Balance: Individualismus gepaart mit Sozialsystemen. Doch heute dominiert das Gefühl die Rationalität. Wir haben Gleichheit erkannt und soziale Absicherung eingeführt – gut gemeint, aber übertrieben. Das Sozialbudget ist der größte Posten im Etat, doch es alimentiert auch Arbeitsfähige, die rational kalkulieren: Warum schuften für weniger Geld? „Der Mensch ist ja weder gut noch schlecht, sondern er ist einfach ein anpassungsfähiger Opportunist. Er maximiert seinen Nutzen.“ Ist diese Dysfunktionalität der Preis für zu viel Wohlstand? Ebert warnt vor einer Sackgasse: Wie finden wir zurück zur Balance, ohne Freiheit zu opfern?

Meinungsfreiheit unter Druck: Von der Selbstzensur zur Sanktion

Ein zentrales Thema ist die schwindende Meinungsfreiheit. 60 Prozent der Deutschen fühlen sich eingeschränkt, besonders bei Themen wie Migration oder Klima. Sanktionen sind real: Ein Redakteur erhielt Bewährung für ein satirisches Meme. Meldestellen in Nordrhein-Westfalen registrieren sogar unterhalb der Strafbarkeitsgrenze. Ebert, als Kabarettist, spürt die „Schere im Kopf“: Kollegen mildern Witze ab, um nicht „falsch abgebogen“ zu wirken. Jugendliche, geprägt von Social Media, sind noch vorsichtiger – weniger Alkohol, weniger Sex, mehr Konformität aus Angst vor Bashing. „Die jungen Leute [...] sind immer vorsichtiger, trinken deswegen weniger Alkohol, gehen deswegen weniger feiern und haben deswegen auch mehr Angst.“ Warum führt diese Überbehütung zu Intoleranz? Ebert sieht eine linksgrüne Dominanz in Institutionen – von Universitäten bis Justiz –, die aus den 68ern stammt und nun den „Marsch durch die Institutionen“ vollendet. Ist das der Preis der Liberalisierung der 80er und 90er?

Rückfall in voraufklärerische Zeiten: Postmodernismus und Sprachkontrolle

Ebert diagnostiziert einen Rückschritt: Gefühle übertrumpfen Fakten, wie im Postmodernismus seit den 70ern. Judith Butler negierte biologisches Geschlecht; heute wird Biologie als irrelevant abgetan. Gender Studies behaupten strukturelle Diskriminierung, ohne Experimente – pure Ideologie. Gendern soll Sichtbarkeit schaffen, doch Studien fehlen; es dient eher der Markierung: Wer nicht gendert, ist „falsch“. Sprache als Kontrollinstrument, orwellesk: „Es ist ein ganz subtiles Element, um Menschen zu kontrollieren.“ In der DDR durfte man „Deutschland“ nicht sagen – heute zensiert Wikipedia Gäste von Parteien. Wer profitiert wirklich? Ebert kritisiert die Entkopplung vom Produktionsprozess: Städter wählen grün-romantisch, fern von der Realität. Sind wir dekadent geworden?

Energie als Ersatzreligion: Ökologismus und wirtschaftlicher Abstieg

Im Kernbereich – Energie – sieht Ebert eine Pseudo-Religion: Atheismus sucht Ersatz im Ökologismus. Kernenergie ist tabu, Windräder heilig – unabhängig von Fakten. „Kernenergie ist böse. Das haben wir irgendwann mal so entschieden.“ Gentechnik gilt als sündig, obwohl Weizen gentechnisch gezüchtet ist. Städte priorisieren Klimapläne über Brückenbau; Bürokratie frisst Ressourcen. Drei Baustellen ignoriert die Politik: Migration, Energiepreise, Bürokratie. AfD wächst aus Heimatlosigkeit, nicht aus Extremismus – Verbote sind hilflos. Braindrain droht: Hochqualifizierte wandern aus. „Wir sind schon zweite Welt. Wir leben zwar immer noch von unserer Substanz [...], aber wir brauchen das immer mehr auf.“ Ebert, nun in Wien lebend, spürt den Kontrast: Österreich ist lockerer, doch der Abstieg naht europaweit. Wie lange hält der Supertanker?

Dieses Gespräch regt an: Wo liegt der Kipppunkt? Eberts Aufruf zur Reflexion ist ein Weckruf – ohne Rezept, aber mit scharfer Beobachtung.

Sie finden alle Videos unter https://energiespeicher.blogspot.com/p/energiegesprache-mit-eduard-heindl.html

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen