Gespräch mit Bernward Janzing: Energiewende und Klimawandel
Das vollständige Gespräch mit Bernward Janzing auf YouTube:
In diesem Energiegespräch spricht Prof. Dr. Eduard Heindl mit Bernward Janzing, einem renommierten Energiejournalisten und Buchautor, über die Entwicklung der Energiewende, die Rolle erneuerbarer Energien und die Herausforderungen des Klimawandels. Janzing, der seit Jahrzehnten die Energiewende verfolgt, teilt seine Einblicke aus seiner Arbeit als Journalist und Autor von Standardwerken wie Solare Zeiten und Baden unter Strom. Das Gespräch beleuchtet die historischen Wurzeln der Energiewende, die Bedeutung von CO2-Reduktion und die Notwendigkeit eines ausgewogenen Marktansatzes für eine nachhaltige Energiepolitik.
Klimawandel und CO2: Ein komplexes Problem
Janzing betont, dass der Klimawandel ein ernsthaftes Problem ist, das jedoch nüchtern und differenziert betrachtet werden muss. Mit seinem Hintergrund in Geographie und Klimatologie erklärt er, dass die physikalischen Grundlagen der Erderwärmung durch CO2 unstrittig sind. Die Absorptionsbanden von CO2 führen zu einer Rückstrahlung der Wärme, was die globale Erwärmung antreibt. Er warnt jedoch vor Alarmismus und plädiert für eine sachliche Herangehensweise. Besonders komplex seien Kipppunkte im Klimasystem, wie das Schmelzen des arktischen Eises, die selbstverstärkende Effekte haben können. Dennoch sieht er die Prognosen der Klimaforschung, die bereits vor 30–40 Jahren erstellt wurden, als weitgehend bestätigt an.
Die Rolle Deutschlands in der Energiewende
Deutschland hat laut Janzing eine Vorreiterrolle in der Entwicklung erneuerbarer Energien, insbesondere der Photovoltaik, gespielt. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) war ein entscheidendes Instrument, um Technologien wie Solar- und Windenergie marktfähig zu machen. Durch feste Einspeisevergütungen wurde die industrielle Produktion von Solaranlagen angeschoben, was die Kosten drastisch senkte. Janzing kritisiert jedoch, dass Deutschland den Übergang zu einer CO2-Steuer versäumt hat, um den Markt nachhaltig zu steuern. Stattdessen setzt das Land weiterhin auf regulatorische Maßnahmen, was langfristig ineffizient sein könnte.
Historische Wurzeln der Energiewende
Die Energiewende in Deutschland hat ihre Wurzeln in der Anti-Atomkraft-Bewegung der 1970er Jahre, insbesondere in der Region Freiburg und am Kaiserstuhl. Janzing beschreibt, wie Bürgerinitiativen gegen Atomkraftwerke nicht nur Widerstand leisteten, sondern auch kreative Alternativen wie Solarthermie und Photovoltaik entwickelten. Das Öko-Institut, gegründet aus dieser Bewegung, spielte eine Schlüsselrolle bei der Schaffung von Kompetenzen für erneuerbare Energien. Diese kreative Phase führte zur Gründung von Firmen und zur Entwicklung von Technologien wie Windkraft, die ihren Ursprung in Baden-Württemberg hat.
Herausforderungen der Speicherung und Marktmechanismen
Ein zentrales Thema des Gesprächs ist die Speicherung von Energie und die Anpassung des Strommarkts. Janzing hebt hervor, dass die zunehmende Produktion von Solar- und Windenergie zu Überschüssen führt, die durch Speichertechnologien wie Wasserstoff oder Pumpspeicherkraftwerke aufgefangen werden müssen. Er kritisiert die ineffiziente Nutzung von Überschussstrom, etwa durch Elektrolyseure in Regionen mit Stromknappheit wie Baden-Württemberg. Ein flexiblerer Strommarkt mit regional unterschiedlichen Preisen und einem höheren CO2-Preis könnte diese Probleme lösen und die Energiewende effizienter gestalten.
Die Rolle der Medien und Verantwortung des Journalismus
Als Journalist betont Janzing die Verantwortung, sachlich und fundiert über Energiefragen zu berichten. Er hat in verschiedenen Medienhäusern wie der taz, der Financial Times Deutschland und dem Spiegel gearbeitet und nutzt unterschiedliche Plattformen, um ein breites Publikum zu erreichen. Sein Ziel ist es, komplexe Themen verständlich zu machen und langfristige Zusammenhänge aufzuzeigen. Dies spiegelt sich auch in seinen Büchern wider, die die Geschichte der Elektrifizierung und der erneuerbaren Energien dokumentieren.
Ausblick: Marktsteuerung statt politischer Vorgaben
Janzing plädiert für eine stärkere Marktsteuerung durch einen CO2-Preis, anstatt Technologien politisch vorzuschreiben. Er sieht die Gefahr, dass zu starke staatliche Eingriffe Innovationen behindern könnten. Die Elektrifizierung von Bereichen wie Mobilität und Wärme sei wichtig, doch müsse sie flexibel bleiben, um neue Technologien nicht auszuschließen. Ein ausgewogenes Zusammenspiel von Marktmechanismen und staatlicher Regulierung sei der Schlüssel für eine erfolgreiche Energiewende.
Sie finden alle Videos unter https://energiespeicher.blogspot.com/p/energiegesprache-mit-eduard-heindl.html
Stichworte: Energiewende, Klimawandel, CO2-Reduktion, Photovoltaik, Marktmechanismen
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