Sonntag, 16. März 2025

Lutz Jaitner über Kalte Fusion, LENR, im Energiegespräch

 Zusammenfassung des Energiegesprächs mit Lutz Jaitner

Das vollständige Gespräch mit Lutz Jaitner auf YouTube


1. Kalte Kernfusion: Historische Einordnung und Skepsis

Jaitner beschäftigt sich intensiv mit „Low Energy Nuclear Reactions“ (LENR), bekannter als kalte Kernfusion, seit er 2006 durch Literaturrecherche darauf aufmerksam wurde. Ursprünglich wurde dieses Phänomen 1989 durch die Experimente von Fleischmann und Pons bekannt, die behaupteten, kalte Fusion im Labor erreicht zu haben. Nachdem ihre Forschung zunächst weltweit Sensation hervorrief, wurde sie später als Wissenschaftsbetrug dargestellt. Jaitner zweifelte die ursprüngliche Erklärung (Überlappung der Wellenfunktion von Deuteronen) an und begann, eine neue Erklärung für das Phänomen zu entwickeln.

2. Beobachtungen vor 1989 und Probleme der Akzeptanz

Schon vor den bahnbrechenden Experimenten von Fleischmann und Pons gab es in den 1920er Jahren Beobachtungen unerklärlicher Energieerzeugung und Transmutationseffekte, die jedoch kaum publiziert wurden, da sie nicht ins damalige physikalische Weltbild passten. Aufgrund der Angst vor Rufschädigung hielten Wissenschaftler sich zurück, solche Ergebnisse öffentlich bekannt zu machen. Ähnlich war es bei Fleischmann und Pons, die ihr berühmtes Experiment nach einem Laborunfall entwickelten, bei dem unerwartet viel Energie freigesetzt wurde. Trotz dieser eindrücklichen Hinweise blieb die kalte Kernfusion umstritten und wurde teilweise aktiv diskreditiert.

3. Kondensierte Plasmoide als Erklärung für LENR

Lutz Jaitners Theorie basiert auf sogenannten kondensierten Plasmoiden (Condensed Plasmoids, CP). Dabei handelt es sich um extrem komprimierte Plasmafäden, die durch den sogenannten Z-Pinch-Effekt entstehen, bei dem magnetische Kräfte Plasma komprimieren. Diese Fäden können dünner als Atome werden, was quantenmechanische Effekte begünstigt, die wiederum Kernfusion ermöglichen. Diese Theorie liefert Erklärungen für viele bisher ungeklärte Beobachtungen der kalten Kernfusion, beispielsweise warum keine Gammastrahlen entstehen, obwohl Energie freigesetzt wird.

Die bekannte Elektrolyse mit Palladium sei laut Jaitner nur ein Sonderfall, der eigentlich ein Plasma-Phänomen ist, und nicht primär durch Effekte innerhalb des Festkörpers verursacht wird. In den ursprünglichen Experimenten von Fleischmann und Pons kam es zu kleinen, unsichtbaren Plasma-Funken („Microsparks“), die letztendlich zur beobachteten Fusion führten.

4. Experimentelle Nachweise und Schwierigkeiten der Reproduzierbarkeit

Die größte Schwierigkeit bei LENR-Experimenten sei die geringe Reproduzierbarkeit gewesen. Nicht jeder Versuch gelang, und die Ergebnisse variierten stark. Jaitner betont jedoch, dass die besten Ergebnisse bei Plasma-Elektrolyse erreicht wurden, insbesondere wenn hohe Stromdichten verwendet werden. Dies zeige, dass es nicht um klassische Elektrolyse gehe, sondern um die Bildung und Kompression kondensierter Plasmafäden.

Seine Gruppe arbeitet seit 2019 experimentell daran, diese Theorie zu bestätigen. Jaitner bemängelt jedoch, dass es aus politischen und wirtschaftlichen Gründen keine ausreichende Unterstützung für solche Projekte gibt, obwohl selbst die EU mit Projekten wie "Clean HME" versucht, in dem Bereich zu forschen—jedoch oft ohne echte Transparenz.

5. Die Rolle von Kugelblitzen

Kugelblitze werden von Jaitner als sehr gute Analogie für die Stabilität und Existenz kondensierter Plasmoide genannt. Während in westlichen Ländern kaum Forschungsinteresse bestehe, gebe es in Russland eine breite Akzeptanz und intensive Erforschung dieser Phänomene. Ein Beispiel russischer Forschung zeigte, dass Kugelblitze filamentäre Strukturen besitzen, die mit der CP-Theorie gut erklärbar sind. Solche Experimente bestätigen laut Jaitner, dass Kondensierte Plasmoide tatsächlich existieren und Kernfusion in ihnen stattfinden kann.

6. Zukunftsperspektiven und Forschungspolitik

Jaitner sieht ein enormes Potenzial für die Anwendung dieser Forschung in der Energiegewinnung. Allerdings bemängelt er weiterhin die unzureichende politische und finanzielle Unterstützung in Deutschland. Große internationale Firmen wie Google, Mitsubishi, und sogar Bill Gates investieren bereits in LENR-Forschung, allerdings oft unter Verschluss. Er hebt positiv hervor, dass Personen wie Florian Metzler oder auch die Physikerin Sabine Hossenfelder mittlerweile versuchen, LENR in der Öffentlichkeit transparenter darzustellen und so langsam Akzeptanz dafür zu schaffen.

Jaitner erwartet, dass es bald zu einem Durchbruch kommen könnte, und dass zahlreiche Unternehmen, die bisher zurückhaltend waren, bei einer ersten erfolgreichen Produkteinführung aktiv werden würden. Dennoch kritisiert er die mangelnde Transparenz bei staatlich finanzierten Projekten und sieht hierin ein großes Hindernis für den wissenschaftlichen Fortschritt.

Abschließend appelliert Jaitner dafür, unabhängige Forschung und offene Publikation wissenschaftlicher Erkenntnisse stärker zu fördern, um Innovationen wie die kalte Kernfusion nicht weiter auszubremsen.

Die vollständige Liste aller Energiegespräche finden Sie hier: https://energiespeicher.blogspot.com/p/energiegesprache-mit-eduard-heindl.html

Samstag, 1. März 2025

Zusammenfassung des Gesprächs mit Thorsten Künnemann

Das vollständige Gespräch mit Thorsten Künnemann auf YouTube


Einführung und Experimente mit Elektrizität

Thorsten Künnemann, Leiter des Technoramas seit 2008, beginnt das Gespräch mit einem praktischen Experiment zur Elektrizität. Er verwendet ein kleines Gerät mit LED-Lichtern, einem Lautsprecher und Elektroden, um zu zeigen, wie ein Stromkreis geschlossen werden kann. Statt eines Kupferdrahts nutzt er einen menschlichen Körper als Leiter, um den Stromkreis zu schließen. Dieses Experiment dient als Einstieg, um zu zeigen, wie Naturphänomene im Alltag erlebbar gemacht werden können. Künnemann erzählt auch von einer Anekdote, in der Schüler aus Dubai aufgrund kultureller Unterschiede Schwierigkeiten hatten, den Stromkreis durch Händchenhalten zu schließen, und wie sie das Problem mit einem Wasserglas lösten.

2. Technorama: Ein Science Center, kein Museum

Künnemann erklärt, dass das Technorama sich bewusst nicht als Museum, sondern als Science Center versteht. Im Gegensatz zu traditionellen Museen, die oft historische Objekte ausstellen, konzentriert sich das Technorama auf interaktive Exponate, die Naturphänomene erlebbar machen. Er betont, dass es nicht darum geht, Wissen zu vermitteln, sondern darum, Erfahrungen zu ermöglichen. Das Technorama hat sich von einem technischen Museum, das Maschinen ausstellte, zu einem Ort entwickelt, der Naturphänomene in den Vordergrund stellt. Künnemann zitiert Thomas Morus: „Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern die Weitergabe der Flamme“, um zu verdeutlichen, dass es nicht um die Bewahrung alter Technologien geht, sondern um die Vermittlung von Fähigkeiten, um neue Probleme zu lösen.

3. Entwicklung und Philosophie der Exponate

Das Technorama entwickelt seine Exponate selbst und hat eine eigene Werkstatt, in der Prototypen gebaut und getestet werden. Künnemann beschreibt den Prozess der Exponatentwicklung, bei dem aus 250 Ideen am Ende 30-40 Exponate übrig bleiben, die in die Ausstellung aufgenommen werden. Die Exponate sind so gestaltet, dass sie Fehler tolerieren und den Besuchern die Möglichkeit geben, zu experimentieren. Ein Beispiel ist ein Exponat, das den durchschnittlichen Niederschlag in einem Jahr darstellt und den Mittelwert mechanisch berechnet. Künnemann betont, dass die Exponate nicht nur informieren, sondern auch die Besucher dazu anregen sollen, miteinander zu interagieren und über die Phänomene zu diskutieren.

4. Mathematik und Naturwissenschaften erlebbar machen

Ein besonderer Fokus liegt darauf, Mathematik und Naturwissenschaften auf eine sinnliche und verständliche Art zu vermitteln. Künnemann erklärt, dass viele Menschen Mathematik als abstrakt und schwer verständlich empfinden, weil sie oft nur mit Zahlen und Formeln in Verbindung gebracht wird. Im Technorama werden mathematische Konzepte durch interaktive Exponate wie geometrische Rätsel oder Seifenblasenexperimente erlebbar gemacht. Ein Beispiel ist ein Exponat, das den Durchschnittswert von Niederschlagsdaten durch kommunizierende Röhren mechanisch berechnet. Künnemann betont, dass es darum geht, den Besuchern das Gefühl zu geben, dass Mathematik cool und verständlich ist.

5. Die Rolle des Technoramas in der Gesellschaft

Künnemann sieht das Technorama als einen Ort, der nicht nur Fachkräfte fördert, sondern auch die Gesellschaft insgesamt ermächtigt, sich mit naturwissenschaftlichen Themen auseinanderzusetzen. Er betont, dass es wichtig ist, dass Menschen ein Grundverständnis für Naturphänomene entwickeln, um an gesellschaftlichen Diskussionen teilnehmen zu können, z.B. über Energie oder Technologie. Das Technorama versteht sich als Ort der Aufklärung, der den Besuchern die Möglichkeit gibt, die Welt durch eigenes Verständnis zu begreifen und zu verändern. Künnemann sieht die Zukunft des Technoramas darin, weiterhin analoge Erfahrungen zu ermöglichen, in einer Welt, die zunehmend digital wird. 

Die vollständige Liste aller Energiegespräche finden Sie hier: https://energiespeicher.blogspot.com/p/energiegesprache-mit-eduard-heindl.html